0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
eine Veränderung eingetreten. Sie saßen nicht mehr so ruhig auf ihren weißen Rössern, drehten die blassen Gesichter und schauten sich dabei an. Durch ihre Bewegungen gerieten die Glocken ebenfalls ins Zittern. Die kleinen Klöppel schlugen gegen das Glas und trieben ein helles Läuten über die Lichtung.
»Was ist los?«
Der Feengeist gab mir eine Erklärung, mit der ich eigentlich gerechnet hatte. »AEBA kommt!«
»Wo?«
»Die Horror-Reiter sind bereits so nahe, daß sie gespürt werden. Die Trooping Fairies gehören zu den sensiblen Geschöpfen des Landes. Sie merken sehr schnell etwas.«
»Was werden sie tun?«
»Nicht mehr fliehen!« lautete die leise Antwort. »Nein, sie werden nicht fliehen, denn sie können ihnen nicht davonlaufen. AEBA wird sie überall finden.«
Das war mir klar, und ich machte mich so etwas wie kampfbereit.
Das Kreuz holte ich hervor und ließ es außen an der Brust hängen.
Wie ich es mir schon gedacht hatte, es stand unter dem Einfluß dieses Landes. Das Silber war zwar nicht verschwunden, doch es hatte einen grünlichen Schein bekommen, der wie gepinselt auf dem Talisman lag.
Der Feengeist sah es, die anderen interessierten sich nicht für mich. Sie hatten andere Sorgen und lösten allmählich die Reihe auf.
Das Glockenspiel klang für meinen Geschmack anders als sonst.
Viel härter, irgendwie auch ängstlicher.
In diese abgehackt und hölzern klingenden Töne schwang ein anderes Geräusch mit.
Ein dumpfes Pochen, das dicht über dem Boden schwebte. Da es aus verschiedenen Richtungen zu hören war, konnten wir davon ausgehen, daß sich die Horror-Reiter geteilt hatten und uns in die Zange nehmen wollten.
Sollte ich die Lichtung räumen lassen? Noch bestand eine geringe Chance zur Flucht. Nur glaubte ich nicht daran, daß die Trooping Fairies auf mich hören würden. Sie hatten die Pferde nicht verlassen, drängten sich aber derart zusammen, daß sie auf der Lichtung ein Knäuel bildeten und für die Horror-Reiter eine ideale Beute abgaben.
Das Klopfen veränderte sich, es wurde zu einem Donnern, als wäre ein Gewitter im Anmarsch.
Hoch bis zu den Bäumen stieg es. Die Luft war damit gefüllt, unheilschwanger, eine schlimme, finstere Botschaft verbreitend rahmte es die Lichtung ein.
Mir rann es kalt den Rücken hinab. Auf die Trooping Fairies konnte ich mich nicht verlassen. Ich mußte mich allein der verfluchten Brut stellen.
Mein Blick flog nach rechts. Dicht standen die Bäume des Waldes zusammen.
Plötzlich drang ein kalter Windstoß gegen uns. Ein Vorbote des Schreckens, den die Horror-Reiter schickten. Sie warnten uns, sie erklärten auf ihre Art und Weise, daß das Grauen bald Einzug halten würde.
Unwillkürlich hatte ich mich geduckt. Die hellen Pferde der Reiter bemerkten ebenfalls, daß der Tod sich auf sie zubewegte. Sie zeigten eine große Unruhe, stiegen hoch auf die Hinterläufe und ließen ein ungewöhnlich klingendes Geräusch hören, das mich an ein Grunzen erinnerte.
Sogar die Luft hatte sich meiner Ansicht nach verändert. Sie wirkte gläsern, bestand aus mehreren Scheiben, die versetzt voneinander aufgebaut waren und es schafften, die Perspektive zu verzerren.
Aibon besaß eben ein anderes Licht.
Mich überkamen die Emotionen. Das Donnern der Hufe, das Brechen der Zweige, das Zerknacken des Unterholzes, all die Spuren, die AEBA auf seinem grauenvollen Ritt hinterließ, drangen überdeutlich an unsere Ohren.
Mein Blick wechselte ständig, während ich auf der Mitte stand und die Hacken eingestemmt hatte.
Wo erschienen sie zuerst?
Längst wurde das Klingen der Glocken von den harten, stampfenden Hufen verschluckt. Eine Glocke der Angst schwebte uns entgegen, der das Grauen folgte.
Plötzlich und unangekündigt waren sie da. Wie Spukgestalten standen sie am Rande der Lichtung und parierten ihre Gäule, die mit schrillem Wiehern auf die Hinterläufe stiegen, die Mäuler öffneten und breite Feuerlohen in die klare Luft stießen.
Perlhaut sah ich nicht mehr. Ich konzentrierte mich außerdem nur auf AEBA, auf diese vier Reiter, die ich seit langer Zeit wieder einmal zu Gesicht bekommen hatte.
Sie zeigten sich nicht verändert.
Noch immer hockten sie auf den schwarzen Pferden. Noch immer trugen sie die Rüstungen, die fast allen Waffen standhielten. Noch immer saßen über ihren gelbbleichen Knochenschädeln die schwarzen Helme mit den offenen Visieren, und noch immer trugen sie als Waffen Lanzen und Schwerter bei sich.
Unter den Hufen der
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