0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
Frankreich und Spanien konzentriert, wo es angeblich noch genügend Nachfrage gab.
Guter Stoff, bestes Heroin, das hatte ihnen Kalim versprochen. Erst nach langen Verhandlungen war er bereit gewesen, sie zu dem Versteck zu fahren, wo der Stoff auf seine Abholer wartete.
Die drei gehörten in gewisser Hinsicht zu den arbeitsscheuen Typen, doch diesmal lagen zwei Schaufeln und ein Spaten im Kofferraum. Sie mußten das Zeug ausgraben, und nur Kalem kannte den genauen Ort.
Großstädte sind für Dealer die idealen Absatzmärkte. Verstecke allerdings ließen sich besser auf dem flachen Land finden.
Ted Spider fuhr. Normalerweise hatte er immer eine Kassette laufen, heiße Musik, die so richtig anmachte. Darauf allerdings verzichtete er, denn Kalem mochte die Musik nicht.
Diana Lynn saß neben Spider. Sie hatte die Beine angezogen, eine dünne schwarze Jacke lag auf ihrem Schoß. Als sie den Fahrer anschaute, spitzte sie gleichzeitig die grell geschminkten Lippen. Beim Lidschatten stand sie auf Violett. Diese Farbe zog sich hin bis zu den Nasenflügeln!
»Wie weit noch?«
»Frag Kalem.«
Der Kurde hatte die beiden verstanden. »Ich sage euch früh genug Bescheid.«
»Bockmist!« fluchte die fünfundzwanzigjährige Diana. »Das ist Bockmist, ich bin kein Typ vom Land.«
Kalem lachte. »Denk an den Stoff, der hat seinen Wert. Du kommst glatt auf zweihunderttausend.«
»Pfund oder Lire?«
»Pfund natürlich.«
Diana rechnete nach. Zehn Prozent Provision blieben ihnen. Das war eine ganze Menge. Noch nie zuvor hatten sie einen derartigen Deal gelandet. Die Abnehmer auf dem Festland würden sich freuen.
Es waren vor allen Dingen Künstler, die von dem Pärchen versorgt wurden.
Die Straße war wenig befahren. Längst hatte sich die Sonne zurückgezogen. Im Westen lag nur mehr ein schmaler, heller Streifen am Himmel, der sich allerdings ständig verkleinerte.
Diana holte ein Stäbchen hervor und zündete es an. Der Rauch wieselte durch die Fenster und trieb davon. Es war wie immer in den letzten Tagen verdammt drückend. Wind schien es überhaupt nicht mehr zu geben. Die Luft stand, und nur durch die offenen Fenster schwallte sie herein, brachte allerdings kaum Kühlung.
Noch hielten sie sich auf der normalen Straße. London hatten sie in östlicher Richtung verlassen. Die Ortschaften, durch die sie fuhren, wirkten im Vergleich zu dem hinter ihnen liegenden Moloch winzig. Kleine, verschlafene Städte, in denen nie etwas Aufregendes geschah.
Verkehr herrschte kaum. Hin und wieder begegnete ihnen ein Wagen, manchmal mit jungen Leuten, die auf der Fahrt zu irgendeiner Disco waren.
Allmählich rückte auch der Wald näher. Das Gelände bekam hügelige Formen, und Diana rauchte inzwischen die dritte Zigarette.
Sie war nervös, zu nervös. Das große Geschäft ließ sie leicht erzittern. Auf ihren Handflächen hatte sich Schweiß gebildet. Die Fingernägel, verschiedenartig geschminkt, zeigten eine normale Länge und liefen vorn spitz zu.
Schon manch blöder Typ hatte sie zu spüren bekommen und Narben im Gesicht zurückbehalten.
Wieder rollten sie an einem Ort vorbei. An einer Tankstelle brannte noch Licht. Zwei Jugendliche standen dort und ließen Sprit in einen Motorradtank laufen.
»Es ist nicht mehr weit.« Kalem meldete sich und beugte sich vor.
Mit dem Kinn berührte er fast die Rückenlehne des Beifahrersitzes.
Diana konnte den Kurden riechen. Er roch immer dann besonders stark nach fremden Gewürzen, wenn der Tag sehr heiß gewesen war.
»Wohin müssen wir denn?«
»Nach rechts.«
»Da ist Wald«, sagte Diana.
»Klar und Wege.« Kalem sprach kein gutes Englisch. Deshalb sagte er nur so wenig wie möglich.
»Und du findest die Stelle auch im Dunkeln?« wollte Spider wissen.
»Ich habe Augen wie ein Luchs.«
»Hoffentlich auch ein gutes Gedächtnis.«
»Das versteht sich.«
Aus der Tasche holte der Kurde eine Tüte mit Mandeln. Wenig später zerknackte er die Dinger zwischen den Zähnen. Das Geräusch regte Diana auf, sie sagte allerdings nichts.
Spider hatte jemanden entdeckt. Links am Rand der Straße stand jemand und winkte. Ein üppig gewachsenes Mädchen im Minikleid und mit roten Haaren.
Kalem schnalzte mit der Zunge.
Diana mußte lachen. »Die hättest du gern mitgenommen, was?«
»Klar.«
»Glaube kaum, daß sie auf dem Rückweg noch hier steht.«
»Da kannst du recht haben.«
Die Rothaarige trat mit dem Fuß auf, als der Wagen vorbeihuschte und nicht gestoppt wurde.
Spider lenkte
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