0600 - Die unsichtbare Grenze
Zeit, die sie nach Kräften nutzten. Eine Gruppe mittelschwerer Blaster konzentrierte ihr Feuer auf eine Ansammlung von fünf Robotern, die sich in geringem Abstand von der Längswand des Gebäudes aufgebaut hatte. Die Wirkung war verheerend. Die Roboter, die offenbar darauf programmiert waren, das Feuer erst dann zu eröffnen, wenn die Gefangenen den ebenen Boden außerhalb des Gebäudes erreicht hatten, stürzten in konzentriertem Strahlfeuer und bildeten einen wirren Haufen, hinter dem die grelle Sonnenlampe einen schmalen, aber abgrundfinsteren Schlagschatten warf.
Nun gingen die übrigen Roboter zum Angriff vor. Sie hatten die Möglichkeit, die ursprüngliche Programmierung im Falle der Gefahr zu umgehen. Da der Feind ihnen nicht auf gleicher Ebene begegnen wollte, mußten sie ihn dort treffen, wo er sich im Augenblick befand. Die Mauerkronen wurden unter Feuer genommen. Die Mauern begannen zu schmelzen. Mittlerweile jedoch war eine Handvoll Ausbrecher von den Mauern in die Tiefe gesprungen und versuchte, die Roboter, deren Aufmerksamkeit nun nach oben gerichtet war, von der Seite zu fassen. Der Versuch war nur zur Hälfte erfolgreich. Zwar gelang es den Ausbrechern, zwei weitere Roboter zu erledigen. Dann jedoch lagen sie selbst in der Schußlinie der Kampfmaschinen und mußten sich hastig zurückziehen. Von oben wurden ihnen primitive Seile zugeworfen, an denen sie sich hastig in die Höhe zogen. Den meisten gelang der Rückzug. Zwei jedoch blieben unter dem Feuer der Kampfmaschinen auf der Strecke.
Einer der Ausbrecher hatte diese Sekunden, in denen sich jedermanns Aufmerksamkeit auf den Punkt richtete, an dem die Gefangenen den ersten Durchbruch versuchten, für seine Zwecke genützt. Zusammen mit den anderen war er von der Wand herabgesprungen. Anstatt jedoch gegen die Roboter Front zu machen, verkroch er sich in den Schatten, den die hoch aufgetürmte Gruppe der zuvor vernichteten Maschinen warf. Dort verhielt er sich ruhig. Aus relativer Sicherheit heraus beobachtete er den Verlauf des Durchbruchsversuchs. Das Herz krampfte sich ihm zusammen, als er sah, daß zwei seiner Leute auf der Strecke blieben.
Sekunden später begann Perry Rhodan, eine fieberhafte Aktivität zu entwickeln. Die Schützen, die die fünf Kampfroboter ausgeschaltet hatten, waren angewiesen worden, nur das Kontrollzentrum, nicht aber das positronische Gehirn der Maschinen zu zerstören. Die Robotwracks, hinter denen Rhodan sich verbarg, waren mit Menschen zu vergleichen, denen man das Rückgrat durchtrennt hatte, ohne ihnen das Leben zu nehmen. Sie waren bewegungsunfähig und daher nicht in der Lage, ihre Waffen zu gebrauchen, Aber der Denkapparat, der ihnen den Anschein eigener Intelligenz verlieh, war nach wie vor in Ordnung.
Einen halben Meter über Rhodan hing der metallene Schädel einer der Maschinen. Er machte sich an ihm zu schaffen. Mit geübten Handgriffen löste er einen Teil der Verkleidung. Ohne Mühe fand er den Kabelstrang, der die mechanischen Sprechwerkzeuge des Robots mit dem motorischen Zentrum verband. Das Zentrum war zerstört, aber es gab im Körper eines Roboters mehr als diese eine Energiequelle. Rhodan legte einige der dünnen Drähte des Kabels frei und schaffte es, sie provisorisch mit den Anschlüssen einer winzigen Kernzerfallsbatterie zu verbinden, die im Hinterkopf des Maschinenmenschen untergebracht war und zur Energieversorgung seiner Sensoren benutzt wurde.
Der Robot war nun in der Lage zu sprechen. Allerdings war die Leistung, die ihm zur Verfügung stand, so gering, daß er höchstens zu wispern vermochte.
„Du kennst mich?" fragte Rhodan mit verhaltener Stimme.
„Ich... kenne... nicht...", kam die Antwort des Roboters. Die notdürftigen Kontakte, die Rhodan hergestellt hatte, reichten nicht aus, um den Stimmorganen des Maschinenwesens ihre volle Modulierfähigkeit zurückzugeben. Die Stimme klang metallisch, schnarrend und war nur schwer zu verstehen.
„Du kennst mich!" behauptete Rhodan mit Nachdruck. „Aktiviere Unterprogramm Identifizierung."
„Ich... kann ... nicht", schnarrte der Robot.
Rhodan zog den Blaster und drückte die Mündung gegen den Metallschädel.
„Ich stelle dir eine logische Aufgabe", sagte er. „Ich werde diese Waffe in Kürze betätigen. Aktiviere Unterprogramm Selbsterhaltung."
„Unterprogramm ... Selbsterhaltung ... ständig aktiviert."
„Gut. Ich gebe dir zwei Sekunden, das Unterprogramm Identifizierung zu aktivieren. Sonst bist du wirklich eine
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