0600 - Die unsichtbare Grenze
womöglich von der politischen Bühne zu verdrängen, und es sich zweitens so ergab, daß die SBF im Wahljahr 3450 keinen zugkräftigen Kandidaten aus ihren eigenen Reihen besaß.
Tycho Ramath hatte sich mit aller Kraft ins Zeug gelegt. Seine Wahlkampagne gegen Perry Rhodan bestand aus einer Serie von Diffamierungen, Ehrabschneidungen und Lügen, die darauf ausgerichtet waren, den Großadministrator den Wählern gegenüber in Mißkredit zu bringen. Als der gewünschte Erfolg ausblieb, kam es zu einem Attentat auf den Großadministrator, dem dieser nur um Haaresbreite entging. Tycho Ramaths Beteiligung an diesem Anschlag wurde niemals eindeutig nachgewiesen; jedoch zweifelte die öffentliche Meinung keine Sekunde lang daran, daß Ramath der Drahtzieher des Unternehmens gewesen sei. Perry Rhodan gewann die Wahl.
Dem Druck der Öffentlichkeit folgend, sah die Regierung sich gezwungen, Tycho Ramath frühzeitig aus dem Dienst bei der Flotte zu verabschieden. Ramath hatte sich daraufhin ins Privatleben zurückgezogen und lebte in Terrania-City. Man nahm an, daß er auch weiterhin politisch aktiv sei. Aber obwohl er seinen Namen inzwischen geändert hatte, wagte er es niemals mehr, ins politische Rampenlicht zu treten, in dem er sechs Monate lang eine so erbärmliche Rolle gespielt hatte. Tycho Ramath war der Mann, auf den sich in diesem Paralleluniversum die Hoffnungen der Gefangenen richteten. Wer aber sollte derjenige sein, dem der Ausbruch aus dem Gefängnis gelingen würde?
Die Wahl des Mannes, der den Ausbruchsversuch wagen sollte, bereitete nur emotionelle, aber keine logischen Schwierigkeiten.
Es konnte nur der Mann sein, dem die Menschheit schon Dutzende von Malen in kritischen Situationen die Rolle des Führers übertragen hatte. Er mußte der Beste sein, den die Gefangenen aufbieten konnten. Niemand anders kam in Frage.
Es mochte sein, daß die Menschheit der parallelen Bezugsebene ihren Anführer verlieren würde.
Trotzdem gab es keinen Zweifel.
Perry Rhodan war der Mann!
*
In der Nacht vom 24. zum 25. August begaben sich die Gefangenen, deren Zahl mittlerweile auf Siebentausendsechshundert angeschwollen war, um die übliche Zeit zur Ruhe. Die zuletzt Eingelieferten hatten berichtet, daß die Administration dieser Bezugsebene es inzwischen für ratsam gehalten hatte, die Öffentlichkeit über die Existenz einer zweiten MARCO POLO und einer aus lauter Doppelgängern bestehenden Mannschaft in Kenntnis zu setzen. Es war behauptet worden, der Parallel-Rhodan habe sich mit seiner Horde in böswilliger Absicht in dieses Parallel-Universum eingeschlichen und vorgehabt, die Macht an sich zu reißen, wobei er sich seiner Ähnlichkeit mit dem „wirklichen" Rhodan zu bedienen gedachte. Die Eindringlinge wurden als skrupellose Gangster bezeichnet, deren man mittlerweile habhaft geworden sei. Über die Absichten, die man mit den Gefangenen hatte, wurde nichts ausgesagt.
Waringers Team hatte den Resonator inzwischen fertiggestellt.
Er bestand aus einer großen Anzahl hinter- und untereinander gekoppelter Blaster-Generatoren und stellte weiter nichts dar als einen gigantischen Schwingkreis mit beachtlicher Energiespeicherungsfähigkeit. Man durfte mit Sicherheit annehmen, daß die einzelnen Phasen der Fertigung des Resonators dem Gegner entgangen waren. Er konnte von der Existenz des Geräts nur durch logische Schlußfolgerung wissen.
Der Zeitpunkt, zu dem der Ausbruchsversuch beginnen sollte, war ihm daher unbekannt.
Im Schutz eines künstlich erzeugten Gedränges hatte sich vor Einbruch der Nacht im Kreise der Gefangenen eine einschneidende Veränderung ergeben, von der man hoffen durfte, sie sei dem Feind verborgen geblieben. Der Mann, der in dieser Nacht sich in dem in der Nahe des Gebäudeausgangs gelegenen Appartements als Atlans, Dantons und Waringers Wohngenosse zur Ruhe begab, trug zwar die Uniform des Großadministrators und sah ihm auch in gewisser Hinsicht ähnlich, hieß jedoch in Wirklichkeit Tynor Ferkun und war Major und Kommandant der V. Korvettenflottille der MARCO POLO.
Perry Rhodan, als Major der Solaren Flotte verkleidet, war in dem Raum untergekommen, den Ferkun bislang mit vier anderen Offizieren zusammen bewohnt hatte.
Man nahm weiterhin an, daß die Aufnahmegeräte, durch die der Feind die Gefangenen beobachtete, im Zenit der Kuppel der großen Ausstellungshalle montiert waren. Der Gegner beobachtete die Eingesperrten also aus rund zweihundert Metern Entfernung. Aus diesem
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