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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Abstand konnte er Ferkun und Rhodan nicht voneinander unterscheiden. Und selbst wenn er Ausschnittsvergrößerungen benützte, sah er doch die Gefangenen immer noch aus der Vogelperspektive, und von oben herab betrachtet sahen Rhodan und Ferkun einander auch aus geringer Entfernung ähnlich. Wahrscheinlich war die Uniform das wichtigste Merkmal, an dem der Gegner die Person des Großadministrators erkannte.
    Kurz nach Mitternacht entstand im hinteren Teil des Gefängnisses Unruhe, die sich rasch durch das Gebäude ausbreitete. Wie es schien, waren einem jungen Leutnant die Nerven durchgegangen. Er hatte einen Kameraden überfallen und brutal zu Boden geschlagen. Bei dem Versuch, den Rasenden zu bändigen, wurde offenbar, daß es nicht nur diesen einen Fall nervlicher Zerrüttung gab. Im Nu hatten sich die Gefangenen in zwei Lager gespalten, die in den Gängen und Räumen des Gefängnisses einander eine erbitterte Schlacht lieferten. Nur dort, wo Perry Rhodan in Atlans Begleitung auftrat und auf die Streitenden einredete, kam es allmählich zur Beruhigung.
    So wenigstens mußte die Szene sich auf den Bildschirmen des Gegners ausnehmen. In Wirklichkeit war die Unruhe geschickt nach den Regeln moderner Psychologie inszeniert und diente dazu, die wirklichen Vorgänge im Gefängnis zu vernebeln.
    Um ein Uhr stand Perry Rhodan, in der Uniform des Majors und mit einem der wenigen von Waringer nicht verwendeten Blaster bewaffnet, an seinem Posten. Unter dem Oberteil der Montur hielt er ein aus Uniformstücken gefertigtes Seil verborgen, das an einem Ende mit einem vierarmigen Greifhaken versehen war.
    Auch der Haken war provisorisch gefertigt. Er bestand aus zurechtgebogenen Waffenteilen. Um Rhodan herum tobte das Gewühl des inszenierten Kampfes. Irgendwo weiter im Innern des Gebäudes waren Waringer und seine Leute in diesem Augenblick dabei, den Schwingkreis des Resonators zu schließen, so daß er beginnen konnte, Leistung aus dem Überladungsfeld abzusaugen.
    Perry Rhodan blickte in die Höhe. Über sich sah er die Decke, die in Wirklichkeit ein tödliches Energiefeld war. Das, was er früher für Beleuchtungskörper gehalten hatte, waren in Wirklichkeit kreisrunde Stellen, durch die das Licht der in der Kuppelhalle montierten Sonnenlampe hereinfiel. Seitdem die Gefangenen sich hier befanden, hatte sie ununterbrochen geleuchtet.
    Plötzlich schien in der Decke des Ganges Bewegung zu entstehen. Es war, als schlüge das Material Wellen.
    Die runden Öffnungen, durch die das Licht der Sonnenlampe fiel, schrumpften oder blähten sich auf, und die Helligkeit im Innern des Gefängnisses fing an zu schwanken. Die Streitenden ließen sich nicht davon stören. Der Kampf wurde fortgesetzt. Die Decke nahm neue Farben an. Glühendes Rot breitete sich aus.
    Statische Elektrizität ließ die Luft knistern. Das Glühen wurde stärker, das Rot verwandelte sich in helles Gelb. Die Löcher, durch die die Lampe geschienen hatte, waren im zuckenden Wabern verschwunden. Für Bruchteile von Sekunden herrschte gelbes Halbdunkel im Innern des Gefängnisses.
    Dann riß das Überladungsfeld auf, und die Sonnenlampe strahlte voll herein. Es gab ein fauchendes Geräusch, als risse jemand ein gigantisches Stück Stoff entzwei. Einen Augenblick lang glühte die Luft unter der Kanonade ionisierter Moleküle.
    Perry Rhodan empfand ein kitzelndes Gefühl, als sich der Rest der statischen Elektrizität über die Haut entlud.
    Dann war das tödliche Feld verschwunden.
    Der Augenblick der Entscheidung war gekommen.
    Er zog das primitive Seil hervor und schleuderte es in die Höhe.
    Der Haken faßte sofort. So schnell er konnte, kletterte er hinauf.
    Noch im Klettern bemerkte er, daß der Lärm ringsum nachgelassen hatte. Die Streitenden ließen voneinander ab. Ein jeder eilte zu seiner Gefechtsstation.
    Perry Rhodan schob vorsichtig den Kopf über die Mauerkrone hinaus. Die Lange des Gebäudes entlangblickend, sah er, daß auch an anderen Stellen der Ausstieg begonnen hatte. So schnell er konnte, kroch er auf einer schmalen Wandleiste zur Außenwand des Gebäudes. Er sah hinunter. Im Lichtkegel der Sonnenlampe nahmen die Kampfroboter Aufstellung.
     
    *
     
    Mehr als siebentausend Gefangene standen auf den Mauern.
    Noch keiner war hinabgesprungen. Die, die keine Waffen hatten, feuerten die anderen durch Schreie an. Die Kampfroboter schienen darauf zu warten, daß ihnen der Feind auf gleichem Niveau begegne. Dadurch erhielten die Ausbrecher einige Sekunden

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