0602 - Krieg der Träume
Frischwasser waren, siedelten sie sich natürlich nur dort an, wo Wasser existierte.
So konnte Siebenauge überall dort auftauchen, wo Druiden lebten.
Und so konnte er auch alles in Erfahrung bringen, was irgendwo geschah und was er wissen wollte.
Die jetzigen Geschehnisse beunruhigten ihn sehr. Der Tod war einmal mehr über den Silbermond hereingebrochen, und wie beim letzten Mal, als die Meeghs die Wunderwelten überfielen, gab es praktisch keine reelle Chance, sie abzuwehren.
Dennoch wollte Siebenauge Frieden stiften. Er beabsichtigte, entscheidungsberechtigte Vertreter beider Seiten - Druiden wie Sauroiden - an einem von ihm geschützten Ort zusammenzubringen, damit sie miteinander redeten. Wobei es schon schwierig war, unter den Druiden jemanden zu finden, der ›entscheidungsberechtigt‹ war und für alle anderen reden konnte, denn das Gesellschaftssystem dieser magischen Wesen war eher anarchisch denn hierarchisch geprägt. Dennoch war es einen Versuch wert.
Doch nun spürte Siebenauge, daß sich wiederum etwas auf dem Silbermond verändert hatte.
Wahnsinn breitete sich aus.
Und in diesem Wahnsinn spürte Siebenauge etwas substantiell Verwandtes…!
***
Ghaagch brannte in innerem Fieber. Der Dhyarra-Kristall 11.
Ordnung, den er ständig bei sich trug, forderte größere Energiemengen aus den Tiefen von Raum und Zeit, um den Organismus des Meegh weiter zu stabilisieren.
Von einem Moment zum anderen begriff er, daß er ohne den Kristall, den er über Ted Ewigk von Professor Zamorra bekommen hatte, jetzt wahrscheinlich sterben würde. Das, was von der sterbenden Welt Talos in ihm steckte forderte Tribut, wollte ihn ebenfalls töten. Ihn, den letzten Talosianer.
Vielleicht waren es die hier lebenden Wesen, die den talosianischen Letalfaktor in ihm wieder geweckt hatten. Die Echsengeschöpfe, denen etwas absolut Fremdartiges, Destruktives anhaftete. Sie brachten starke Magie, aber auch starken Zerfall mit sich.
Nein, Zerfall war eigentlich nicht das richtige Wort. Chaos war treffender, aber auch das stimmte nicht hundertprozentig.
Möglicherweise gab es in keiner einzigen Sprache dieses Universums ein Wort, das diesen Zustand eindeutig beschrieb.
Dieser Zustand aber beherrschte jenen Teil dieser abgeschirmten Welt, in der die Echsen lebten. Und von ihnen aus griff dieser Zustand auf Ghaagch über.
Er wollte den Meegh zerstören!
Der begriff, daß es keine Absicht war. Wer auch immer auf dieser Welt lebte, wußte nichts von Ghaagchs Existenz. Es war einfach die Situation an sich. Es war etwas, das beide Welten miteinander verband, den Silbermond und Talos.
Merlins Eingriffe in den Ablauf der Zeit…
Dazu die entropischen Kräfte, die von den Echsen ausgingen, die aus einer noch völlig anderen, unterschiedlichen Welt stammten, als Talos es gewesen war.
Und Ghaagch würde es das Leben kosten, wenn er nicht aufpaßte.
Aber er mußte mehr erfahren, mußte mit jenen reden, deren unhörbarer Ruf ihn herbeigeholt hatte.
Und vielleicht würde er sie töten müssen, um das Sterben, den Zerfall, zu beenden!
Er, Ghaagch, der Todesbote!
Die Ortungssysteme seines Spiders erfaßten jetzt das andere Objekt.
Ebenfalls ein Spider.
Darin befanden sich die Artverwandten, die es eigentlich überhaupt nicht mehr geben dürfte. Die Artverwandten, die noch der mörderischen Art angehörten, der auch Ghaagch ursprünglich entstammte…
***
Überrascht sah Fooly den Träumer an.
»Was?« stieß er hervor. »Das war schon alles? Man merkt ja gar nichts.«
»Es ist ja auch ein Traum, MacFool«, erwiderte Julian Peters.
»Merkst du immer, wenn du träumst?«
»Natürlich!« erklärte Fooly. Er sah sich um. »Das hier ist also der Silbermond? Gefällt mir gar nicht.«
»Du brauchst ja auch nicht hier zu leben. Sonst noch was zu nörgeln?«
»Ich nörgele gar nicht!« Fooly stampfte mit dem Fuß auf.
»Ich sage nur, daß mir hier etwas nicht gefällt! Hast du mal ’nen Blick nach oben geworfen, du Ausbund an zweibeiniger Arroganz?«
»Du etwa?« fragte Julian und legte den Kopf in den Nacken.
Und er erschrak!
Deshalb also war es so düster…
Eine riesige schwarze Wolke hing über der Stadt, in der sich Julian mit dem Drachen versetzt hatte. Logischerweise, denn hier siedelten die Sauroiden, und hier würde Julian sicher auch auf Zamorra treffen, wenn dieser tatsächlich auf dem Silbermond war. Zumindest aber würde er sich hier über das informieren können, was geschehen war.
Julian wunderte sich
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