0603 - Die Pestklaue von Wien
einsetzen, nur durfte er in einem Zeitraum von fünf Sekunden, in dem die Magie wirkte, den Gegner nicht töten.
Auch die Hand nicht.
Isabel konnte noch mit den Beinen strampeln, das war auch alles.
Und Suko riß den Stab hervor, während die Distanz zu ihm und der verfluchten Klaue schmolz. Dann rief er laut und deutlich das eine bestimmte Wort, das alles veränderte.
»Topar!«
Ein magisches Wort. Fünf Sekunden stand die Zeit still. Nur er konnte sich bewegen. Alle anderen, die dieses Wort gehört hatten, erstarrten zu Salzsäulen.
Auch Isabel rührte sich nicht mehr. Die Hand konnte ebenfalls nicht weg, so hofft Suko.
Und er hatte Glück, denn in der Klaue schimmerte die Gestalt eines Mannes. Wäre sie nicht vorhanden gewesen, hätte Sukos Eingreifen nichts gebracht.
Erst als er die Klaue erreicht hatte, kam ihm zu Bewußtsein, wie kurz fünf Sekunden letztendlich waren. Er hatte sich da etwas vorgenommen, das er nicht durchhalten konnte, denn steinerne Finger »auseinanderzubiegen«, klappte kaum.
Dennoch versuchte er es. Er hing sich an die Finger, spürte deren Dicke und Kraft, aber er schaffte es nicht, sie nach unten zu ziehen damit Isabel herausrutschen konnte.
Die fünf Sekunden waren noch nicht um, als Suko zurücksprang und es auf eine andere Art und Weise versuchte.
Mit einem blitzschnellen Griff holte er die Dämonenpeitsche hervor und schlug einen Kreis.
Drei Riemen rutschten hervor; alle drei speicherten eine mächtige magische Kraft.
Da war die Zeit vorbei!
Die Menschen bewegten sich wieder normal. Plötzlich schrie auch Isabel, und Suko hatte bereits den rechten Arm gehoben, um die Hand mit der Peitsche zu treffen.
Er schlug – und daneben!
Denn im gleichen Augenblick war die Hand mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und einen fauchenden Laut hinterlassend in die Höhe gestiegen. Nicht einmal die Spitzen der Dämonenpeitsche berührten sie. Und sie war so schnell weg, daß Suko nur das Staunen blieb. Die Pestklaue verschwand mit ihrer Beute hinter dem Grün der Baumkronen, veränderte etwas ihre Richtung und stieß in einem schrägen Winkel dem nicht mehr so hellblauen Himmel über Wien entgegen.
Der Inspektor hatte das Nachsehen gehabt. Er stand da, schaute hoch und reagierte nicht anders als die übrigen Zeugen, die den Vorfall noch nicht richtig begriffen hatte.
Vor dem Hoteleingang erhob sich der Portier stöhnend, beide Hände gegen seinen Kopf gepreßt. Er taumelte auf den Eingang zu und verschwand aus Sukos Blicken.
Der Chinese steckte die Peitsche wieder weg. Eine fehlgeschlagene Aktion, wieder einmal. Allmählich begann die Pestklaue damit, ihn und seinen Kollegen John Sinclair zum Narren zu halten. Etwas, das er selten erlebt hatte, aber die Hand besaß eine schon unwahrscheinliche Kraft, die der Dämon Baphomet ihr eingegeben hatte.
Mit müden Schritten ging Suko den Weg zurück. Fragen schüttelte er ebenso ab wie die Hände, die nach ihm greifen wollten. Er hatte keinen Bock, irgendwelche Erklärungen abzugeben, die sowieso niemand begreifen konnte.
Nur stellte er sich jetzt die Frage, wie es weiterging und ob überhaupt noch eine Chance für ihn bestand…
***
Ich sah Sukos Gesicht an, daß etwas geschehen war und ließ den Kollegen Rinaczek stehen.
»Die Klaue hat es geschafft, John. Ich bin einfach zu spät gekommen und konnte nichts daran ändern.«
»Was hat sie geschafft?«
»Isabel.«
Ich erbleichte. »Ist sie…«
»Sie ist nicht tot, wenn du das mit deiner Frage gemeint hast. Aber sie ist entführt worden, vor meinen und den Augen zahlreicher Zeugen. Die Klaue war da, griff zu und dann…« Er hob die Schultern.
»Ich versuchte es mit Buddhas Stab, danach mit der Dämonenpeitsche. Beides waren Fehlschläge, John, die Hand war schneller.«
Ich nickte langsam und mehrere Male hintereinander. »Und wo, Suko, ist sie hin?«
Er deutete gegen den Himmel.
Damit war alles gesagt, und damit war uns auch klargeworden, daß es keinen Sinn hatte, sie zu verfolgen. Fliegen konnten wir schließlich nicht.
Rinaczek kam. Er wollte wissen, was geschehen war. Suko erklärte es ihm mit müden Worten.
»Und das stimmt?«
»Sie können Zeugen befragen, Sie können alles machen, Kollege, nur werden Sie daran nichts mehr ändern. Die Pestklaue hat ihr Opfer gefunden und es an sich gerissen.«
»Wird Sie es töten?«
»Das wissen wir nicht.«
»Wahrscheinlich nicht«, mischte ich mich ein. »Soviel uns bekannt ist, will die Klaue etwas von ihr. Es muß eine
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