0603 - Nächte des Schreckens
uns ebenfalls die Freude machen, unserem Projekt hilfreich zur Seite zu stehen?«
Nicole setzte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf. »Oh, ich fürchte, nein«, sagte sie, Zamorra einen unterkühlten Seitenblick zuwerfend. »Wissen Sie, Providence ist eine so schöne Stadt, daß ich sie nicht für ein altes Spukhaus irgendwo im Nirgendwo eintauschen möchte. Im übrigen wird der Professor gut ohne mich zurechtkommen, denke ich. Oder nicht, Zamorra?« Sie sah den Dämonenjäger durchdringend an.
»Äh, nun…« Zamorra wußte nicht recht, was er darauf sagen sollte. Natürlich würde er mit diesem Fall auch mal ohne Nicole Duval klarkommen -hoffte er -, zumal noch gar nicht feststand, daß in dem Haus tatsächlich irgendwelche unbekannten Mächte am Werk waren.
Doch der Gedanke, Nicole allein hier in Providence zu lassen, schmollend und beleidigt, weil er es vorzog, die Tage lieber in einem muffigen, heruntergekommenen Geisterhaus in Connecticut zu verbringen… nein, dieser Gedanke gefiel ihm wirklich nicht.
Gleichwohl wußte er, daß Nicole Duval ihren Entschluß, hierzubleiben, bereits gefaßt hatte. Sie war sauer, das sah er ihr an. Schließlich hatte er diesen Urlaub nach dem Silbermond-Abenteuer vorgeschlagen, und jetzt wollte er schon wieder die Finstermächte jagen?
»Tja«, sagte Zamorra schließlich. »Ich schätze, daß ich die Sache schon irgendwie allein auf die Reihe kriegen werde.«
Er stellte sein Glas zurück auf den Tisch, suchte Nicoles Blick, doch sie schmollte und sah ihn nicht an.
»Großartig!« sagte Derleth und erhob sich von seinem Stuhl. Er reichte Zamorra die Hand. »Dann sehen wir uns übermorgen in Hidden Place, Professor!«
Zamorra nickte. »Unbedingt.«
Derleth wandte sich Nicole zu. »Es hat mich wirklich außerordentlich gefreut, Sie kennenzulernen, Miss.«
Nicole lächelte. »Ganz meinerseits, Professor«, sagte sie, doch das Funkeln in ihren Augen verriet, daß das gelogen war, daß sie Derleth am liebsten sonstwohin getreten hätte, weil er die Unverschämtheit besaß, ihren Urlaub zu boykottieren. »Ganz meinerseits…«
***
»Mußte das sein?« fragte Nicole, nachdem sie eine halbe Stunde später wieder auf ihrem Zimmer im vornehmen Providence Hilton Hotel waren.
Zamorra, der sich gerade das Hemd aufknöpfte, sah sie an. »Was meinst du, Nici?« Natürlich wußte er die Antwort auf diese Frage, aber manchmal konnte es nicht schaden, den Dummen zu spielen.
Nicole warf sich auf das Bett. »Warum hast du zugesagt, bei diesem Spukhauswochenende mitzumachen? Eigentlich hatten wir doch vor, Urlaub zu machen, oder nicht?«
Zamorra setzte sich neben seine Gefährtin auf die Kante des Doppelbetts und streichelte sanft ihre Schulter. »Wir machen doch Urlaub! Aber ich habe das Gefühl, daß an dieser Sache mehr dran sein könnte, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Außerdem hast du eben selbst gesagt, daß es nur ein Wochenende ist. Es sind bloß drei Tage. Freitag fahre ich rüber nach Connecticut, und Sonntag abend bin ich wieder hier. Du wirst gar nicht merken, daß ich weg war, glaub mir.«
»Da könntest du ausnahmsweise mal Recht haben«, erwiderte Nicole. Sie war zwar noch immer beleidigt, taute aber langsam wieder auf. »Vor allem, wenn du deine Kreditkarten hierläßt.«
Zamorra wollte schon erschrocken aufschreien. Wie seine Gefährtin hatte auch er bei ihrem Bummel durch die Stadt bemerkt, daß es in Providence nicht bloß viele Sehenswürdigkeiten, sondern mindestens eine Million Modeboutiquen gab. Er seufzte resigniert und sagte: »Sowas nennt man Erpressung, weißt du das, meine Liebe?«
Nicole lächelte unschuldig. »Aber nicht doch«, winkte sie süffisant ab. »Das ist keine Erpressung. Vielmehr könnte man es als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen.«
»Manchmal«, knurrte Zamorra, während er Nicole zärtlich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht strich, »frage ich mich ernsthaft, womit ich eine schöne, intelligente, charmante und verständnisvolle Frau wie dich nur verdient habe.«
»Die Antwort ist einfach«, erwiderte Nicole und zwinkerte Zamorra spöttisch zu. »Überhaupt nicht…«
***
Am Freitag gegen halb sieben Uhr abends traf Zamorra in Hidden Place ein. Er war gegen Mittag aus Providence losgefahren - nachdem Nicole und er den Donnerstag vorwiegend auf ihrem Zimmer im Bett verbracht hatten. Er folgte der Interstate 95 bis New Haven, dort nahm er den Provincial Highway 115, der am Lake Bethany vorbei schließlich
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