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0603 - Nächte des Schreckens

0603 - Nächte des Schreckens

Titel: 0603 - Nächte des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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nach Hidden Place führte.
    Der Ort lag inmitten des ausgedehnten Sleeping Giant National Forest wie ein Schmuckstück in einer Schatulle.
    Wie Zamorra angenommen hatte, war Hidden Place alles andere als besonders imposant. Ein kleiner Ort mitten in der Wildnis. Zwei-, dreihundert Häuser, vielleicht zweitausend Einwohner. Es gab einen Drugstore, einen Supermarkt, eine Bäckerei, ein Café, eine Bank, ein kleines Restaurant und eine Videothek, in deren Schaufenster Plakate für Filme warben, gegen die Ben Hur ein topaktueller Kinohit war.
    Kaum jemand war auf der Straße, die sich wie eine Schlange durch den gesamten Ort schlängelte. Insgesamt machte Hidden Place einen verschlafenen, angenehm ruhigen Eindruck.
    Zamorra lenkte den Mietwagen die Hauptstraße des Ortes hinab. Er warf einen Blick auf die Kartenkopie, die ihm William Derleth vor zwei Tagen überlassen hatte.
    Nach der Wegbeschreibung zu schließen war es nicht mehr weit bis zu diesem rätselhaften Marsten-Haus. Vielleicht noch eine halbe Meile.
    Während die letzten Häuser des Ortes hinter ihm zurückblieben, fragte sich Zamorra, ob es richtig gewesen war, sich der Sache anzunehmen. Immerhin war alles, was ihm William Derleth vor zwei Tagen in Providence erzählt hatte, vergleichsweise unspektakulär gewesen. Häuser, die in dem Ruf standen, daß es in ihnen spukte oder daß sie der Brennpunkt irgendwelcher unbekannten Mächte waren, die gab es allein in Neuengland zu Tausenden. Und daß Menschen spurlos verschwanden oder den Verstand verloren, das kam schließlich auch immer wieder vor.
    Also, warum war er hier?
    Zamorra vermochte es nicht recht zu sagen. Es war nichts, das er konkret in Worte zu fassen vermocht hätte. Mehr ein Kribbeln in der Magengrube, das ihm verriet, daß an dem Fall unter Umständen mehr dran war, als es auf den ersten Blick schien.
    Mit anderen Worten: Er war fünfhundert Meilen durch zwei Staaten gefahren, um die kommenden beiden Nächte in einem muffigen, heruntergekommenen Haus in einem Schlafsack zu verbringen und auf das Erscheinen eines Gespenstes zu warten.
    Das war schon verrückt, das mußte er sich selbst eingestehen.
    Was war, wenn seine Intuition ihn trog? Wenn das Marsten-Haus im Endeffekt nichts weiter war als eine alte Villa, auf welche die Anwohner von Hidden Place ihre Ängste projizierten?
    Dann hatte er umsonst in Kauf genommen, daß sein Kontostand bald einen historischen Tiefstand erreichte.
    Zamorra seufzte und hoffte, daß seine Reise nicht vergebens war.
    Und dann sah er am linken Straßenrand hinter den Bäumen die Silhouette eines großen Hauses auftauchen. In der Einfahrt parkten ein halbes Dutzend Autos.
    Er ging vom Gas und verließ den Highway. Hinter einem schlammgrünen Volvo, der nur noch von Rost und Flüchen zusammengehalten wurde, hielt er am Wegesrand.
    Nachdem er den Motor des Chrysler ausgestellt hatte, betrachtete er durch die Windschutzscheibe das Gebäude, in dem laut Professor Derleth in den letzten knapp zweihundert Jahren so viele rätselhafte Dinge geschehen waren.
    Das Marsten-Haus war ein ausgesprochen eindrucksvoller Bau. Dreigeschossig. In viktorianischem Stil erbaut. Mit diversen Erkern, Türmchen und Nischen, die dem Besitz etwas von einem Schloß oder einer Burg verliehen. Ein steiles, mit Schindeln aus Kiefer gedecktes Dach.
    Zugleich war unschwer zu erkennen, daß sich seit geraumer Zeit niemand mehr um dieses Haus kümmerte, denn der Verfall zeigte sich überall. Zugenagelte und verbarrikadierte Fenster. Abbröckelnder Stuck. Morsches, brüchiges Holz.
    Und dann der Garten. Ein einziger Dschungel. Wenn es in dem Gebäude so etwas wie Strom oder Heizung gab, hätte sich Zamorra sehr gewundert.
    Das Gebäude wirkte oberflächlich betrachtet wie ein ganz normales altes Haus aus dem siebzehnten Jahrhundert, ein Haus, an dem niemand mehr Interesse hatte.
    Aber da war noch etwas anderes, von dem Zamorra jedoch nicht sagen konnte, was genau es war. Es war beinahe, als ob ein dunkler Schatten auf dem Gebäude lag…
    Zamorra riß sich vom Anblick des Marsten-Hauses los, stieß die Fahrertür auf, griff nach seiner Reisetasche, die auf dem Beifahrersitz stand, und stieg aus dem Wagen. Nachdem er den Chrysler abgeschlossen hatte, ging er an den anderen Autos vorbei zum Haus.
    Die Gartenpforte stand weit offen. Zamorra ging den Weg zur Veranda hinauf. Er wollte gerade klopfen, als die Haustür mit einem Ruck geöffnet wurde und eine junge Frau Mitte Zwanzig ihn neugierig ansah.
    Sie

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