0606 - Geisterspuk und Zauberei!
gab jetzt kein Zurück mehr…
***
Als Zamorra wieder aufwachte, fand er sich an die Burgmauer gekettet.
Sie hatten Eisenpflöcke in die Fugen zwischen den Steinen getrieben und seine erneuerten Ketten daran befestigt. Die Kleidung, die Merlin ihm angezaubert hatte, hing in Fetzen und Streifen von seinem Körper herunter.
Neben ihm befand sich Raffael in gleich unangenehmer Lage. Von Fooly war nichts zu sehen.
Merlin saß wieder in seiner Sänfte, umgeben von den Kriegern und den Tanzmädchen. Und neben ihm fand auf dem Sänftensitz auch noch Nicole Platz, immer noch lediglich mit Merlins Zauberschmuck bekleidet.
Sie wirkte irgendwie geistesabwesend. Daß Zamorra und auch Raffael an die Wand geschmiedet waren, das schien sie überhaupt nicht zu berühren.
Sie lächelte Merlin an und lehnte den Kopf an seine Schulter.
Merlin sah zu Zamorra hoch.
»Eigentlich hätte ich dich gern als Ehrengast bei unserer Hochzeit dabeigehabt«, sagte er. »Aber ich fürchte, du würdest nur stören. So muß diese Feierlichkeit nun ohne dich stattfinden. Schade, daß ich meinerseits nicht dabei sein kann, wenn du stirbst. Aber so ist das Leben nun mal, man bekommt nicht immer das, was man gern hätte. Meine Zeit ist knapp bemessen - deine auch, fürchte ich.«
Er grinste diabolisch.
Und ließ den Zauberstab einmal durch die Luft kreisen.
Schlagartig verwandelten sich die Tanzmädchen in Schlangen!
Merlin richtete sich auf und zog Nicole mit hoch. Er legte einen Arm um ihre Taille und schwebte mit ihr in die Luft.
Rasch verschwand er am Himmel, flog rasend schnell mit ihr davon, um als winziger Punkt in weiter Ferne zu verschwinden.
Die Schlangen krochen auf Zamorra und Raffael zu.
Sie waren menschengroß, und in ihren offenen Mäulern blitzten die spitzen Zähne, an denen Gifttropfen hingen.
Die Träger ließen die Sänfte einfach fallen, worauf sie sich auflöste.
Die Krieger sahen, ebenso wie die Sänftenträger grinsend zu, wie sich die Schlangen rasch ihren beiden gefesselten Opfern näherten.
Zamorra fand, daß der Spuk allmählich wieder aufhören konnte…
Aber er hörte nicht auf!
***
Die Soldaten waren schon hinter der Tür. Der Schwarze hörte sie ganz deutlich.
Ihm blieb jetzt nur noch die Flucht.
Hastig verwischte er die Kreidezeichen und Signale. Sie waren verräterisch, und er wollte es nicht riskieren, auf den Scheiterhaufen gebracht zu werden.
Er schüttete Mehl aus, von dem er zwei Säcke aus den Vorratskammern herangeschleppt hatte - vorsichtshalber. Er hatte damit rechnen müssen, daß des Königs Männer schneller auftauchten, als er es sich wünschte.
Das Mehl stäubte er über die verwischten Zeichen, machte sie endgültig unkenntlich. Wenn man das Mehl jetzt auffegte, würde man die Kreide mit wegfegen.
Dann eilte er zum Fenster.
Es war schmal, aber er schaffte es, hatte schon einmal ausprobiert, hindurchzuklettern. Doch da war er kräftiger gewesen als jetzt.
Der Zauber hatte ihn erschöpft. Hatte ihm mehr Kraft entzogen, als er sich vorgestellt hatte.
Fäuste rüttelten an der Tür. Noch hielt das Schloß.
Der Schwarze zog sich am Fenster hoch, begann sich hindurchzuzwängen. Warum war nur alles so anstrengend, warum dauerte es so lange?
Endlich hatte er es geschafft, er brauchte sich nur noch nach draußen fallen zu lassen.
Er sah sich noch einmal um.
Da flog die Tür krachend nach innen auf, und bewaffnete Männer polterten herein.
Sie sahen nicht zum Fenster. Etwas anderes nahm ihre Aufmerksamkeit gefangen.
Ein grünliches Flimmern.
Es schwebte dort in der Luft, wo die magischen Kreidezeichen gewesen waren.
Die Magie wirkte immer noch.
Sie hatte sich verselbständigt, brauchte die Lenkung durch den Schwarzen nicht mehr.
Da ließ er sich erschrocken nach draußen fallen…
***
Zamorra zerrte und ruckelte an den Ketten, aber sie gaben nicht nach.
»Zwecklos, Monsieur«, murmelte Raffael niedergeschlagen.
»Sie haben ganze Arbeit geleistet. Wenn uns nicht jemand hilft, kommen wir hier nicht mehr los. Aber - es ist doch wieder nur eine Illusion, nicht wahr? Es ist doch nicht wirklich, was wir hier erleben, oder?«
Einer der Axtkrieger lachte auf. »Es ist wirklich, alter Mann. Du wirst es gleich erleben.«
Die Schlangen kamen näher.
Zamorra überlegte. Es konnte nicht wirklich sein. Merlin hätte sich niemals so verhalten. Es war ein Spuk, wie Nicoles TV-Auftritt, wie das spinnende Computer System, wie alles andere.
Nur dauerte es diesmal etwas länger und war
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