0606 - Geisterspuk und Zauberei!
Räuberhorde!«
Merlins Stirnrunzeln paßte nicht zu seinem Lächeln, als er sich vorbeugte. »Was wirst du tun, wenn ich deinem Wunsch nicht folge?«
»Das wirst du erleben«, sagte Zamorra unbehaglich.
Die Situation gefiel ihm immer weniger.
»Nun gut«, entgegnete Merlin. »Du willst es nicht anders, mein Freund. Du wußtest seit langem, daß dieser Tag kommen würde. Du hättest mehr Anstand bewahren sollen. Nun trage die Folgen.«
Er hob die freie Hand und winkte den Kriegern.
»Legt ihn in Ketten. - Und du«, er winkte Nicole zu, »nähere dich deinem künftigen Gemahl und laß dich begutachten. Ja, du bist wahrlich von vollendeter Schönheit. Wir werden sehr viel Freude aneinander haben.«
Zamorra starrte den alten Zauberer entgeistert an.
Einen Augenblick zu lange, um noch reagieren zu können.
Blitzschnell waren die Krieger bei ihm und packten zu.
Er schlug sofort um sich, versuchte, die Männer in ihrer Lederkleidung mit Judo-Griffen abzuwehren.
Aber sie ließen ihm keine Chance, sie rissen ihn zu Boden.
Eisenspangen schlossen sich klickend um seine Hand- und Fußgelenke, eine weitere um seinen Hals, und schwere Ketten zerrten nun an seinen Gliedmaßen.
Einer der Männer rollte ihn auf den Rücken und setzte ihm den Fuß auf die Brust.
»Bist du wahnsinnig, Merlin?« schrie Nicole. »Was soll dieser Unsinn? Hör endlich auf mit dieser Scharade! Sie ist deiner nicht würdig!«
»Nun will auch diese Frau noch renitent werden«, seufzte Merlin. »Ich fasse es nicht. Sei gefälligst folgsam, wie es sich geziemt. Oder willst du noch vor deiner Hochzeit die Peitsche kosten? Das wäre doch schade. Nein, ich habe eine bessere Idee. Jedesmal, wenn du Widerworte gibst oder dich weigerst, mir zu gehorchen, lasse ich dem da«, er deutete mit dem Zauberstab auf Zamorra, »ein Stückchen seines nutzlosen Körpers abschneiden. Eine Hand, einen Fuß, einen Arm, ein Bein… und was er nebst Kopf sonst noch entbehren kann.«
»Du bist nicht Merlin!« sagte Nicole entsetzt. »Du kannst nicht Merlin sein. Du bist ein wahnsinniges Ungeheuer!«
Nachdenklich sah Merlin zu Zamorra hinüber. »Vielleicht erst einmal die linke Hand«, überlegte er. »Oder doch lieber den linken Fuß? Es ist so schwer, sich zu entscheiden. Wähle du!« Er nickte dem Anführer der Kriegertruppe zu.
Der gab einem der beiden Männer mit den Streitäxten einen Wink und deutete auf Zamorras linken Fuß.
Der Krieger hob die Axt, ließ sie durch die Luft sausen und schlug kraftvoll zu!
***
»He, das geht aber nicht«, protestierte jemand und drängte sich flügelschlagend vor.
Die Sänftenträger wurden beiseitegeschubst und gerieten ins Taumeln. Sie hatten Mühe, die Sänfte zu halten, und Merlin hatte Mühe, nicht herunterzustürzen.
Die Schleier zweier Tanzmädchen blieben an Foolys Flügeln hängen.
Die Axt hatte Zamorras zurückzuckenden Fuß haarscharf verfehlt und war funkensprühend in den Boden geschlagen.
Der Krieger versuchte, sie wieder hochzureißen.
Im nächsten Moment stand Fooly vor ihm und fauchte ihn mit einem Feuerstrahl an, daß der Mann erschrocken zurücksprang und die Streitaxt losließ.
Der Drache pflückte die Axt aus dem Boden und warf sie lässig über die Schultern nach hinten - ohne das sie dabei seine Flügel berührte.
»Du kannst doch nicht einfach alles hier kaputtschlagen!« fuhr er den verdutzten Krieger an. »Wo kämen wir da hin, wenn das jeder machen würde? Na ja«, er sah sich nach der Tür um, »breit genug ist die ja jetzt, daß man vernünftig hindurchgehen kann. Aber trotzdem geht das nicht einfach. Und den Chef läßt du gefälligst auch in Ruhe, hast du verstanden?«
»Den - was?« ächzte der Krieger.
Die Tänzerinnen waren indessen aufkreischend zurück in den Korridor geflüchtet. Sie sahen in dem Drachen wohl ein gewaltiges Ungeheuer.
Die Sänftenträger bemühten sich derweil, Merlin und seinen tragbaren Untersatz wieder zu stabilisieren.
Fooly drehte sich einmal um sich selbst. Seine ausgebreiteten Schwingen trieben die Krieger auf Distanz.
Sie hatten schon beim Auftauchen des Drachen die Schwerter gezogen und streckten sie drohend gegen ihn aus. Aber Fooly zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt.
Er bückte sich, packte beidhändig zu und hob Zamorra mit erstaunlicher Kraft vom Boden, um ihn auf die Beine zu stellen. Mit seinem langen Schweif brachte Fooly dabei zwei Krieger zu Fall, die mit einer solch im wahrsten Sinne des Wortes hinterhältigen Attacke nicht
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