0606 - Geisterspuk und Zauberei!
um. Es gibt diese Schlangen nicht, und daß ich das Amulett einsetzen will, hat damit gar nichts zu tun.
Damit will ich nur versuchen, diesen Spuk zu löschen.
Stimmte das wirklich?
War da nicht doch noch etwas anderes?
Nur noch ein paar Handbreiten. Die gespaltenen Schlangenzungen bewegten sich hin und her.
Eigentlich waren die Biester jetzt schon nahe genug heran, um mit einem blitzschnellen Angriff zustoßen zu können.
Zamorra konzentrierte sich auf das Amulett, um einen Gegenschlag zu führen.
Magie gegen Magie!
Aber würde es tatsächlich funktionieren? Oder kapitulierte Merlins Stern erneut vor dem fremden Zauber?
***
Der Sturz war tiefer als gedacht.
Als der Schwarze sich benommen wieder erhob, war er zunächst nicht sicher, ob er unverletzt geblieben war. Arme und Beine schmerzten.
Aber er konnte sie bewegen, und er konnte sich auch aufrichten und auf den Beinen stehen.
Er hatte es also geschafft.
Doch als er sich umsah, erkannte er seinen Irrtum.
Eine Gruppe von fünf Soldaten befand sich ganz in seiner Nähe, und diese Soldaten waren auf ihn aufmerksam geworden.
Einer streckte den Arm aus. »Schaut mal - da! Was ist denn das für ein… eine Mißgeburt? Fangt ihn ein!«
Ein anderer winkte ab. »Laß das Tier doch laufen. Was soll’s?«
»Das ist kein Tier! Tiere laufen nicht auf zwei Beinen! Los, den schnappen wir uns. Mal sehen, was sich unter dem schwarzen Fell befindet!«
Fell?
Der Schwarze war empört. Er hatte zeitlebens schon viele Beschimpfungen und Beleidigungen hinnehmen müssen, aber als felltragendes Tier hatte man ihn noch nie bezeichnet.
Er begann zu laufen.
Aber natürlich war er nicht schnell genug, denn er war erschöpft von dem außer Kontrolle geratenen Zauber.
Des Königs Soldaten holten ihn bald ein.
Und niemand war mehr da, ihn zu schützen.
War jetzt alles verloren?
Hoffentlich bringen sie mich nicht mit dem Zauber in Verbindung, dachte er. Lieber Gott, hilf mir! Hilf mir wenigstens ein einziges Mal!
Und da hatten sie ihn schon am Kragen, und die Angst sprang ihn an wie ein wildes Tier, als einer der Soldaten gleich vorschlug: »Schneid ihm die Kehle durch, und dann ziehen wir ihm die schwarze Haut ab, um nachzuschauen, was darunter ist!«
Grinsend zog der Angesprochene sein Messer, um den Vorschlag seines Kameraden in die Tat umzusetzen.
***
Die Schlangen waren nur noch wenige Zentimeter von Zamorra entfernt, da bildete sich ein grünliches Lichtfeld, es floß aus dem Amulett heraus und schob sich an Zamorras Arm entlang, begann seinen ganzen Körper einzuhüllen.
Zamorra war erleichtert und bestürzt zugleich.
Erleichtert, weil Merlins Stern nun doch endlich reagierte und ihn mit seiner Magie schützte. Bestürzt aber darüber, daß dieser Schutz tatsächlich nötig war.
Das warf seine Überlegungen über den Haufen!
Bedeutete es nicht, daß die Bedrohung doch real war?
Auch Raffael registrierte die Aktivität des Amuletts, und auch er begriff, was das bedeutete.
Unwillkürlich schloß er die Augen.
»Nur die Ruhe«, murmelte Zamorra. »Verlieren Sie jetzt nicht die Nerven! Wir kriegen das hin!«
Mit Gedankenbefehlen versuchte er das Amulett zu zwingen, das grüne Schutzfeld auch auf Raffael Bois auszudehnen.
Aber Merlins Stern tat ihm diesen Gefallen nicht. Auch früher schon hatte das nur funktioniert, wenn Zamorra direkte Tuchfühlung mit der anderen zu schützenden Person bekam.
Das war hier jedoch nicht möglich, weil Raffael zu weit von Zamorra entfernt an die Wand gekettet worden war.
Jetzt hatte die erste Schlange Zamorra erreicht.
Vor dem grünlich wabernden Lichtfeld machte sie allerdings nicht halt, sondern probierte aus, wie es war, ihre Giftzähne in Zamorras linkes Bein zu schlagen, und dann…
Es war ziemlich spektakulär.
Die Schlange verpuffte einfach in einem einzigen wilden Aufblitzen, und nur eine verwehende Rauchwolke blieb zurück. Nicht einmal schwach aufgeleuchtet hatte das Schutzfeld um Zamorra.
Der fragte sich im gleichen Moment, was er hier eigentlich erlebte. Das Amulett war eine Waffe gegen Schwarze Magie, aber Schwarze Magie kam doch nicht ins Château Montagne herein! Die Abschirmung verhinderte es. Und diese Abschirmung war unversehrt und in voller Stärke wirksam. Er hatte es schließlich selbst gestern abend überprüft.
Oder war er auch da einer Illusion erlegen?
Verdammt, konnte er sich auf überhaupt nichts mehr verlassen? Gab es hier denn keine Möglichkeit, Spuk und Realität voneinander zu
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