0606 - Marathon der Raumschiffe
dazu geben."
„Und der wäre?"
„Es wimmelt auf Kano-Kano von Koordinatoren, Kontrolleuren und Mitgliedern des Interstellaren Marathon-Komitees. Sie alle kennen die echten Zwischenziel-Koordinaten. Legen Sie einem der Leute die Daten vor, die ich Ihnen gebe, und dann beobachten Sie sein Gesicht. Wenn er erschrickt, liegen Sie richtig."
Wessel tat, als zöge er diese Taktik in Erwägung. Schließlich stimmte er zu.
„Geben Sie mir die Daten", forderte er.
Kansel reichte ihm ein Stück Folie; auf die zwei Reihen von Zahlen und Symbolen gedruckt waren. Wessel musterte sie.
„Das ist nicht gerade viel", beschwerte er sich.
„Dafür kriegen Sie es umsonst", spottete Kansel. „Oder dachten Sie, ich gäbe Ihnen gleich den ganzen Koordinatensatz?"
Wessel schob den Zettel in die Tasche.
„Geben Sie mir zehn Stunden Zeit", verlangte er. „Ich setze mich heute nacht mit Ihnen in Verbindung."
Kansel war damit einverstanden.
„Für die Geldübergabe wählen wir jedoch einen anderen Treffpunkt", fügte er hinzu. „Ein Stück ebenes Gelände, wo man weithin Ausblick hat."
„Das wird sich arrangieren lassen", meinte Wessel.
Er schickte sich an zu gehen, blieb jedoch noch einmal stehen und musterte Kansel mit verwirrter, ratloser Miene.
„Wenn mir nur einfiele, wo Sie mir schon einmal über den Weg gelaufen sind", murmelte er.
Kansel machte eine wegwerfende Geste.
„Wird schon irgendwo gewesen sein", meinte er. „Ich komme viel rum!"
*
Um zweiundzwanzig Uhr war Terengi San soweit. Er besaß Leutnant Wessels Anschlußkode und überdies ein Stück Tonband, auf dem er typische Sätze und Redewendungen zu Beginn eines Radiokomgespräches zusammengeschnitten hatte.
Das Glück war ihm hold gewesen. Bei seinen Versuchen, den terranischen Radiokomverkehr abzuhorchen, war er Zeuge eines Gesprächs geworden, das Hauptmann Alus Komo mit einem seiner Vorgesetzten geführt hatte. Es handelte sich um eine längere Unterredung, die der Haluter auf Tonband aufgezeichnet hatte. Von dem Originalband hatte er, mit Komos Stimme, die Redewendungen zusammengeschnitten, die er benützen wollte, um Leutnant Wessel zu erreichen. Das Band war zweispurig beschrieben; denn es gab zwei Fälle, mit denen er rechnen mußte: Entweder war Wessel zugegen, dann erteilte er ihm einen Befehl, der den Leutnant dazu veranlassen würde, sich an einen bestimmten Ort außerhalb der Absperrung zu begeben. Oder Wessel war nicht anwesend, in welchem Falle Terengi San wissen wollte, wo er sich befand und wann er zurückerwartet würde. Es gab noch die dritte Möglichkeit, daß Leutnant Wessel zugegen war und sich in Gesellschaft seines Vorgesetzten, Captain Komo, befand. In diesem Fall mußte Terengi San die Verbindung sofort unterbrechen, um zu verhindern, daß man ihn ortete. Darüber zerbrach er sich jedoch nicht den Kopf. Die Wahrscheinlichkeit einer solch ungünstigen Konstellation war äußerst gering.
Er wählte Wessels Rufkode. Der Sender belegte ein 2500-Hertz-Band im Bereich für bildlosen Sprechverkehr. Ein Freizeichen ertönte, dann eine weibliche Stimme: „Landungskommando, Gruppe Wessel!"
Terengi San schaltete das Bandgerät an.
„Captain Komo", sagte Komos Stimme. „Ich habe mit Wessel zu sprechen."
„Tut mir leid, Sir. Der Leutnant ist unterwegs."
Terengi San schaltete auf Spur zwei. „Wo ist er?"
„Unterwegs in höchstem Auftrag. Sir. Er hat sich um die beiden Raumtramps zu kümmern, die in letzter Zeit die Gegend unsicher machen."
„Wann erwarten Sie ihn zurück?"
„Das ist unbestimmt, Sir. Auf keinen Fall vor Mitternacht."
„Ich danke."
Es knackste. Die Verbindung war unterbrochen. Der Haluter handelte ohne Zögern. Mit dem normalen Radiokom, das zu der Ausstattung seiner Suite gehörte, rief er die städtische Information an und bat um den Anschlußkode der MUTTER BEMM. Er wurde ihm genannt. Er wählte ihn. Sekunden später leuchtete der Bildschirm auf, und das Abbild des Rothaarigen erschien. Terengi San unterbrach die Verbindung sofort. Die beiden Tramps befanden sich an Bord ihres Schiffes. Wenn Wessel den Auftrag hatte, sich um sie zu „kümmern", dann würde er früher oder später in der Nähe der MUTTER BEMM auftauchen.
Auf andere Weise, als er geplant hatte, war ihm zuteil geworden, wonach er suchte. Er wußte, wo Leutnant Wessel zu finden war.
In der heutigen Nacht würde er seine Rache befriedigen!
6.
„Ich komme mir vor wie das Opfer einer Verschwörung", stieß Rhodan, der
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