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0607 - Piraten der Hölle

0607 - Piraten der Hölle

Titel: 0607 - Piraten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschehen, und schrieb sie nicht mir, sondern meinem Herrn zu. Worauf der König seine königliche Stirn runzelte und geruhte, meinen Herrn in Verbannung zu entsenden. Er könne ihn nicht hinrichten lassen, weil er nicht den Zorn Philips von Spanien hervorrufen wolle, ließ er verkünden, aber gerade deshalb solle mein Herr das Castillo für alle Zeiten aufgeben, er solle auch Frankreich und möglichst auch Spanien verlassen und sich fernab der Augen des Sonnenkönigs und der Spanier irgendwo in der Neuen Welt nach einer neuen Heimstatt umsehen. Man ließ meinem Herrn nicht mal die Zeit, sich um mich zu bemühen. Er wurde sofort nach Bordeaux gebracht und von dort zum Hafen und auf ein Schiff und… und jetzt ist er verschwunden.«
    Ein paar große Tränen kullerten aus den Augen des Gnoms.
    Zamorra atmete tief durch.
    So sehr Cristofero seinen Diener auch stets schikaniert hatte, der Namenlose verehrte und liebte seinen Herrn.
    »Er nannte mich deMontagne?« überlegte Zamorra.
    »DeDigue gegenüber hat er mich doch als ›Juan Zamora y Montego‹ vorgestellt…«
    »DeDigue«, stieß der Gnom hervor. »Robert deDigue! Das ist jener Schurke, der meinen Herrn beim König verleumdete! Dieser deDigue hat stets gegen meinen Herrn gehetzt und gezetert und dem König den Floh ins Ohr gesetzt, mein Herr sei ein Hexer und habe die Montagne-Linie mit seiner Zauberei gelöscht, um in den Besitz des Castillos zu gelangen. DeDigue hat auch stets gewettert, mein Herr tue das alles nur, weil ihm die Schulden über den Kopf wüchsen und Castillo Montego gutes Kapital sei, das er peu-à-peu zu Silber machen wolle…«
    »Tendyke«, murrte Zamorra kopfschüttelnd. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er so bösartig werden kann.«
    »Vielleicht sind ausnahmsweise mal die Gene seines Herrn Vater durchgeschlagen«, sagte Nicole. »Und - daß er gegen Cristofero stänkert, das konnte er ihm nun wirklich nicht verdenken. Ich tu’s ja auch.«
    »Aber du versuchst nicht, seine Existenz zu zerstören.«
    Nicole lächelte kalt. »Vielleicht hat sich mir nur noch nicht die passende Gelegenheit geboten.«
    Zamorra schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Gnom zu. »Wo ist Don Cristofero jetzt?« - Der Namenlose breitete hilflos die Arme aus. »Auf einem Schiff, mehr weiß ich nicht. Einem wie mir sagt ja keiner was. Der König hat ihn in die Neue Welt verbannt. Das Schiff bringt Sklaven nach Espanola. Von dort aus soll oder will mein Herr nach Louisiana weiterreisen.«
    »Amerika?« fragte Nicole stirnrunzelnd. »Louisiana, in der Neuen Welt? In Amerika?«
    Der Gnom nickte.
    »Wo, zum Teufel, liegt Espanola?« fragte Nicole.
    Zamorra grinste breit.
    »Espanola heißt Klein-Spanien. Wir modernen, urlaubsverwöhnten Europäer kennen es als die Insel, die sich in ›Dominikanische Republik‹ und ›Haiti‹ aufteilt.«
    »Ach du Sch… ande«, seufzte Nicole. »Ausgerechnet die Karibik! Wo die ganzen Karibus leben…«
    Zamorra hüstelte. »Verwechselst du da nicht was? Karibus sind diese vierbeinigen Tiere, aber in der Karibik leben die Kariben, und die sind zweibeinige Menschen…«
    »… die auch auf allen Vieren heimwärts kriechen, wenn sie zuviel von ihrem Rum gekostet haben.« Nicole grinste jungenhaft. »Haiti also. Ausgerechnet! Voodoo, Rasta-Musik, betrunkene Touristen aus Europa…«
    »In dieser Zeit dürfte sich die Anzahl der Touristen in sehr engen Grenzen halten«, merkte Zamorra an.
    »Na, mir reicht’s schon, dort auf Don Cristofero zu treffen. Ich will nach Hause.«
    »Kann sein, daß dir dieser Wunsch schneller erfüllt wird, als du ahnst. Ich habe nämlich keine Lust auf eine Seereise. Da wäre ein erneuter Zeitsprung ratsamer und einfacher. Ach ja…« Ihm fiel gerade etwas wichtiges ein.
    Er sah den Gnom nachdenklich an.
    »Wo wir gerade bei Zeitsprüngen und Zeitreisen sind: Du entsinnst dich bestimmt, daß da noch ein Zeitkreis offen ist. Kannst du dich erinnern, ob wir uns seit Cristoferos und deiner Heimkehr in euerer Zeit und jetzt zwischendurch noch einmal begegnet sind?«
    Der Gnom nickte heftig.
    Nicole atmete hörbar auf.
    »In der Straße der Götter«, sagte der Gnom. »Ihr habt mich dort aus dem Kerker befreit!« [5]
    Nicole hielt die Luft an.
    »Ich meine, hier in Frankreich. Hier im Château Montagne«, drängte Zamorra.
    »Nein«, sagte der Gnom.
    »Merde«, verkündete Nicole undamenhaft drastisch.
    »Bist du sicher?« hakte Zamorra nach.
    Der Gnom nickte. »Absolut sicher. Ihr seid nie

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