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0607 - Piraten der Hölle

0607 - Piraten der Hölle

Titel: 0607 - Piraten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in Ungnade gefallen ist?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir werden es erfahren, wenn wir mit dem Gnom gesprochen haben, und dann sehen wir weiter…«
    ***
    Das vertraute kleine Dorf unten an der Loire existierte zu dieser Zeit noch nicht. Statt dessen gab es dort nur vier vereinzelt stehende Holzhütten, durch deren Bretterwände der Wind pfiff. Sie standen wohl nur deshalb noch, weil sie sich nicht entscheiden konnten, nach welcher Seite sie umfallen wollten.
    Aber es gab Überreste niedergebrannter Gehöfte, und Zamorra wußte, daß es in viel früherer Zeit hier tatsächlich eine größere Ansiedlung von Menschen gegeben hatte. Zumindest zur Zeit des ersten Kreuzzuges, als Leonardo deMontagne, der später zum Dämon geworden war, das heutige Château als finstere Trutzburg errichten ließ - was Tausenden von Sklaven zum Verhängnis geworden war.
    Zamorra hielt die kleine Kutsche zwischen den weit auseinanderstehenden, recht erbärmlich wirkenden Holzhütten an und drehte an der Kurbel für die Bremse.
    »Glaubst du etwa…?«
    Er nickte Nicole zu. »Ich bin sicher, daß sich der Gnom hier irgendwo versteckt hält. Er wird uns sehen und sich zeigen.«
    »Hm«, machte Nicole.
    Es sah nach Regen aus, und ein kalter Wind strich durch das Loire-Tal, er zerrte an Nicoles langen Haaren.
    Zamorra hatte sein Amulett vom silbernen Halskettchen gelöst. Er hielt die handtellergroße, reich verzierte Silberscheibe hoch und drehte sie hin und her.
    »Schlechte Karten«, behauptete Nicole. »Bei hellem Sonnenschein würde es viel besser reflektieren.«
    »Der Gnom wird es erkennen«, hoffte Zamorra. »Es ist eine magische Waffe, und er ist ein Magier.«
    Womit er recht hatte.
    Denn plötzlich war er da, der kleine schwarze Kerl in seiner fürchterlich bunten Kleidung.
    »Ihr seht gar nicht aus wie Zamorra deMontagne, aber Ihr müßt es sein«, stellte er fest und verneigte sich tief. »Ich grüße Euch, und ich grüße auch Mademoiselle Duval! Ich danke Euch von ganzem Herzen, daß Ihr gekommen seid. Ihr habt meine Nachricht erhalten?«
    »Was man so Nachricht nennt«, sagte Zamorra. »Steig ein, Kleiner. Es braucht nicht jeder zu sehen, daß wir uns hier unterhalten.«
    Er half dem Verwachsenen, in die Kabine der Kutsche zu klettern, und Nicole und er selbst folgten dem Gnom.
    Zamorra zog eine Tafel Schokolade unter seinem Wams hervor und reichte sie dem Gnom.
    Dessen Augen strahlten auf.
    Er war einfach versessen auf alle Süßigkeiten. Nur gab’s davon in seiner Zeit nicht sehr viel. Schokolade war teuer und eher ein Privileg der Reichen, Zucker war auch nicht gerade häufig vorhanden, und Honig… nun ja, die Bienen hatten auch damals schon Stacheln besessen.
    »Dank Euch, Herr«, stieß der Gnom hervor, riß die Verpackung auf und brach sofort ein Stück Schokolade ab, um es zwischen seinen Zähnen verschwinden zu lassen.
    Plötzlich entsann er sich aber der guten Sitten und bot Zamorra und Nicole ebenfalls davon an.
    »Nimm ruhig alles, ist nur für dich«, sagte Zamorra und grinste. »Du weißt doch - wir haben zu Hause im Überfluß davon.«
    »Dank Euch noch mal«, sagte der Gnom. »Wie soll ich’s nur wiedergutmachen?«
    »Indem du uns erzählst, was hier los ist. Warum hast du uns auf so spektakuläre Weise gerufen?«
    »Spektakulär? Ich verstehe nicht, Herr.«
    »Wir erzählen es dir später«, warf Nicole ein, die sich nur zu gut daran erinnerte, daß sie bei den spukhaften Ereignissen beinahe ums Leben gekommen wäre. Sie verdankte es nur Fooly, daß sie gerettet worden war.
    Aber das mußte man dem Gnom nicht ausgerechnet jetzt auf die Nase binden.
    Er konnte ja nichts dafür, daß ihm seine Zauberei ständig danebenging. So wenig, wie Fooly etwas dafür konnte, ständig Türen und Fenster einzurennen.
    Dabei war Fooly an der letzten Trümmerorgie nicht einmal schuld - da waren es imaginäre Söldner des ›gnomischen‹
    Zaubers gewesen, die Tür samt Wand auseinandergehackt hatten, um Platz für die Sänfte des imaginären Merlin zu schaffen…
    »Also, was war los?« fragte Zamorra erneut. »Warum hast du solche Anstrengungen unternommen, um uns in unserer Zeit zu erreichen? Hätte es nicht gereicht, einen Zettel zu schreiben und ihn irgendwo so zu hinterlegen, daß wir ihn im Jahr 1997 oder sogar schon früher finden mußten? Mit einer entsprechenden magischen Signalfunktion ausgestattet?«
    »Ich… äh…«, haspelte der Gnom.
    Zamorra winkte ab. »Verzeih«, sagte er. »Ich vergaß dein ganz

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