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0607 - Piraten der Hölle

0607 - Piraten der Hölle

Titel: 0607 - Piraten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf, die hier auf und ab zu fahren pflegten.
    »Hältst du es wirklich für gut, daß wir das Château verlassen haben?« fragte Nicole, die während der Fahrt aus der Kabine nach vorn geklettert war und es dabei geschafft hatte, ihr maßgeschneidertes Kunstwerk von Bekleidung nicht zu zerreißen. »Solange wir nicht definitiv wissen, was mit der Nervensäge und dem Gnom ist, geben wir damit eine wichtige Position auf.«
    »Eine unhaltbare Position«, erwiderte Zamorra, der die Bremse leicht angezogen hatte, damit der kleine Kutschwagen die Pferde nicht hangabwärts überholte. »Wir können froh sein, daß wir es mit diesem Sergeanten zu tun hatten. Der Lieutenant war wesentlich bösartiger. Nici, wir kennen hier weder Land noch Leute. Don Cristofero ist unser einziger Bezugspunkt. Wir müssen ihn und den Gnom finden und mit ihnen reden. Dann…«
    »Wer sagt uns, daß sich der Dicke nicht noch im Château befindet? Wenn er in Ungnade gefallen ist, dann hat man ihn vielleicht gefangengenommen?«
    »Er ist bestimmt nicht mehr hier«, meinte Zamorra. »Wenn er wirklich in Ungnade gefallen ist, dann heißt das, daß man ihn von hier vertrieben hat. Deportation oder so etwas. Aber der Gnom muß sich noch hier in der Nähe befinden. Er sei davongejagt worden, sagte man uns. Vor zwei Tagen. Zu Fuß ist er sicher nicht weit gekommen, und da er uns magisch um Hilfe gebeten hat, wird er sicher in der Nähe geblieben sein und die Umgebung jetzt beobachten. Er wird uns wahrscheinlich eher finden als wir ihn.«
    »Wer sagt uns, daß der Lieutenant und der Sergeant uns nicht angelogen haben?« gab Nicole zu bedenken.
    »Niemand. Aber warum sollten sie? Dafür gab’s keinen Grund. Der Lieutenant hätte uns sogar sofort erschlagen lassen können.«
    »Oder auf die Guillotine schicken…«
    »Die gibt’s zu dieser Zeit noch nicht. Erst zur Französischen Revolution, als der gute Docteur Guillotine seine so rationelle wie schmerzfreie - wie er behauptete - Enthauptungsmaschine entwickelte. Aber bis dahin bedarf es noch zweier Ludwigs auf dem Königsthron. Vorerst müßten wir mit dem Galgen vorlieb nehmen, beziehungsweise als Adelige eher mit dem Henkersbeil. Aber da würde ich fast den Galgen vorziehen, denn die Henker waren häufig betrunken und hackten zunächst einige Male daneben.«
    »Oder knüpften die Galgenschlinge nicht richtig, so daß der Delinquent ganz langsam erwürgt wurde«, ergänzte Nicole.
    »Weißt du was, Chef? Ich finde diese Überlegungen nicht gerade erbaulich.«
    »Sieh es als Motivation, auf jeden Fall am Leben und in Freiheit zu bleiben«, empfahl Zamorra trocken.
    »Wenn ich mich dabei nicht auch so aufführen muß wie Don Cristofero«, seufzte sie. »Wie du vorhin aufgetreten bist, das warst doch nicht du! Diese Leute so herablassend anzufahren! ›Tue Er dies oder das, gehorche Er flugs‹ - mußte das in dieser Form sein?«
    »Es ist in dieser Zeit die Art und Weise, wie sich der Adel nun mal benimmt«, erwiderte Zamorra. »Mir gefällt dieser arrogante Kommandoton ja auch nicht, aber die Alternative wäre, sich selbst herumkommandieren zu lassen. Zweihundert Jahre später würde ich sicher eher als Bauer oder Bürger auftreten.«
    »Weil Adelige dann geköpft werden.«
    »Richtig. Jetzt aber bietet uns der Adelsstand eine Menge Privilegien, die das sogenannte einfache Volk nicht hat.«
    »Sofern man diese Privilegien anerkennt. Der Lieutenant wollte uns einsperren lassen.«
    »Aber selbst dann wäre unser Quartier wesentlich angenehmer gewesen als der Kerker für jemanden von niederem Stand«, erklärte Zamorra. »Außerdem darf der Adel weitgehend ungestraft Dinge sagen, die anderen verboten sind. Oder einem vorlauten Soldaten den Handschuh zwischen die Zähne hauen, der einen mißgestalteten Menschen verächtlich einen Krüppel schimpft.«
    »Da hätte es sicher auch gereicht, ihn mündlich zurechtzuweisen.«
    »Aber ob’s was genützt hätte? Gegen die Dämlichkeit solcher Herrenmenschen, vom ersten Neandertaler bis zum letzten Neonazi, predigst du mit Worten vergeblich. Die schalten ihre Gehörgänge nämlich auf Durchzug und reagieren erst, wenn’s scheppert -weil das die einzige Sprache ist, die sie mit ihren Walnuß-Gehirnen begreifen können.«
    »Herrenmenschen wie Don Cristofero«, maulte Nicole.
    »Und wie Ludwig XIV und seine Vasallen«, ergänzte Zamorra. »Ich glaube, Cristofero ist da noch einer der Harmlosen. Immerhin hat er in unserer Zeit eine Menge gelernt.«
    »Ob er deshalb

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