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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Carol hatte er in einer bestimmten Art und Weise reagiert.
    Wie würde er es bei uns handhaben?
    Das war die große Frage, auf die der Spiegel uns nur selbst eine Antwort geben konnte.
    Suko war der Mann, der sich als erster in Bewegung setzte. Er nickte mir zu und fragte: »Willst du nicht?«
    »Doch, ich komme.«
    Mit drei kleinen Schritten hatten wir den Spiegel fast erreicht und blieben vor ihm stehen. Wir starrten ihn an. Der Eindruck seines Lockrufs hatte sich bei mir verstärkt. In den Fingerspitzen spürte ich ein gewisses Kribbeln, so sehr hatte sich die Spannung ausgebreitet.
    Ich tastete die Innenränder der Fläche mit den Blicken ab.
    Genau dort, wo die ungewöhnliche Fläche gegen das Holz stieß, vibrierte und zitterte sie.
    »Ich gehe zuerst«, sagte Suko.
    Er ließ sich durch mich nicht abhalten, machte noch einen Schritt nach vorn und streckte gleichzeitig den rechten Arm aus. Seine Hand berührte die Fläche, blieb nicht darauf liegen, denn die andere Kraft, die ja unser Feind war, zerrte heftig an seinem Arm, und zwar so stark, daß sich Suko dagegen nicht wehren konnte.
    Er kippte nach vorn und hatte einen Moment später den Boden unter seinen Füßen verloren.
    Plötzlich schwebte er…
    Er lag nicht waagerecht in der Luft, sondern tauchte gekrümmt in die Fläche ein.
    Ich, der Zuschauer, glaubte sogar, ein Saugen zu hören, vielleicht sogar ein Schmatzen, als sich die Spiegelfläche hinter meinem Freund schloß und ich seine Gestalt jetzt innerhalb des silbrigen Graus sah, durch das er trieb.
    Die Kraft holte ihn…
    Suko breitete ebenfalls die Arme aus. Als kleine Figur trieb er durch die Zeiten, denn der Spiegel hatte die Gesetze der Physik durch Magie aufgehoben. Er war der Mittler zwischen den Welten, durch ihn konnte man dorthin gelangen, was der Killer Kaifas als Jenseits bezeichnet hatte.
    Dort hatte es begonnen, und dort würde es auch meiner Ansicht nach enden.
    Ich mußte hin!
    Suko hatte nicht gezögert, ich ebenfalls keine Sekunde länger. Ich drückte mich nach vorn, streckte beide Arme aus, tauchte mit den Handflächen hinein und spürte ebenfalls den Sog.
    Rein gefühlsmäßig wollte ich die Augen schließen, ließ sie aber offen, denn von außen her sah der Spiegel so undurchsichtig aus, wobei ich mir vorstellen konnte, daß er in seinem Innern mir Welten offenbaren konnte.
    Er schluckte mich…
    Nein, ich schrie nicht einmal, etwas zog sich um meinen Körper zusammen, ich bekam kaum noch Luft. Dann aber sah ich etwas, was ich nicht glauben konnte.
    Die graue Masse war verschwunden, sie lag irgendwo hinter mir, aber nach vorn hin klarte sich mein Blick.
    Ich schaute in eine andere Welt und trotzdem in die normale, weil auch der Gegenstand so normal war, denn er gehörte einfach zum täglichen Leben. Es war eine U-Bahn!
    ***
    Die Station am Monument sah wieder aus wie immer. Vielleicht eine Idee leerer mitten in der Nacht, denn die Erinnerung an das Vergangene steckte noch in zahlreichen Köpfen der Verantwortlichen.
    Auch der Betrieb lief wieder normal.
    Die einzelnen Bahnen fuhren ein, hielten, spuckten Fahrgäste aus, ließen andere einsteigen und rollten weiter.
    Manchmal entstand Lärm, wenn Fahrgäste johlend den Wagen verließen und betrunken durch die Station wankten. Daran waren die Angestellten jedoch gewohnt.
    Allerdings bekamen sie nicht mit, was sich hoch über ihren Köpfen zusammenbraute.
    Dort sammelten sich Menschen. Sie stellten sich nicht direkt vor dem Eingang auf, sondern ein Stück entfernt. Nicht weit entfernt grüßte das Gerüst der London Brigde, und der Himmel über ihren Köpfen sah aus wie schwarzgrau gestrichen.
    Sterne und Mond hatten sich zurückgezogen, ein kalter Wind fegte durch die Straßen und berührte auch die weißen Gesichter der Menschen, die nicht miteinander sprachen, wobei aber jeder wußte, was der andere dachte. Eine Sehnsucht hatte sie zusammengeführt, die Sehnsucht nach einer Welt, die sie kannten.
    Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen. Allein oder in kleinen Gruppen. Und sie wirkten so, als hätten sie sich die letzte Zeit über nur versteckt gehalten, um auf den Zeitpunkt zu warten, wo sie endlich freie Bahn hatten.
    Ihre Schritte setzten sie langsam und zögernd. Dabei schauten sie sich des öfteren um, blieben stehen, wenn sie Bekannte sahen, und nickten sich zur Begrüßung gegenseitig zu.
    Männer und Frauen, bunt und schrill gekleidete Teenager, die eigentlich Typen waren, die immer kicherten, jetzt allerdings einen

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