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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Auch hier sahen wir die gleichen Ausdrücke in den Gesichtern.
    Fade und leer, aber mit Augen versehen, in deren Blicken eine Erwartung stand, als würden kleine Kinder sich auf den Weihnachtsmann freuen. Den gleichen Glanz hatte ich nämlich bei ihnen gesehen.
    »Die stecken ja voller Erwartung«, sagte Suko, der ebenfalls aufmerksam geworden war. »Das ist kaum zu fassen.«
    »Menschen haben schon immer gesteuert werden können. Dafür hat die Geschichte manch schlechtes Beispiel gegeben.«
    Wir betraten den nächsten Wagen. Uns hatte niemand angesprochen, auch jetzt ließ man uns in Ruhe, aber wir sahen eine Bekannte.
    Carol Lindsey kam auf uns zu!
    Auch sie hatte uns gesehen, blieb stehen. In ihren Augen leuchtete es auf, dann zuckte ein scharfes Lächeln – fast schon ein Grinsen – über ihre Lippen. »Ihr seid hier«, flüsterte sie. »Ihr habt den Weg also gefunden. Wollt ihr sterben?«
    »Bestimmt nicht, sondern zu Kaifas!«
    Da warf sie den Kopf zurück und lachte. »Zu Kaifas? Ihr, die ihr unwürdig seid? Hinein ins Jenseits, wie?«
    »Wo ist es?«
    »Ja!« keuchte sie. »Ja, sie alle, die hier sitzen, wollen ins Jenseits. Sie alle suchen nach dem Weg, und sie alle haben ihn gefunden, weil sie würdig sind. Ihr aber seid unwürdig, versteht ihr das?«
    »Nein.«
    »Ihr seid Kaifas Feinde. Das wird er nicht verzeihen, denn seine Feinde tötet er, daß hat er schon bewiesen.«
    »Richtig, durch drei Leichen!«
    »Wer gegen ihn ist, der stirbt. Eine ganz einfache Rechnung, die immer aufgeht.«
    »Wirst du uns auch töten wollen?« fragte Suko.
    Carol schüttelte den Kopf. »Nein, das überlasse ich ihm. Aber ich werde zuschauen, alle werden zuschauen, wie die Feinde der anderen Welt vernichtet werden. Das Jenseits ist nicht für jeden da. Nur Auserwählte dürfen hin.«
    »Jenseits oder Hölle?« fragte ich laut, weil ich die übrigen Fahrgäste damit aufrütteln wollte.
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Natürlich. Das Jenseits ist etwas anderes als die Hölle. Man hat mir von Glücksgefühlen berichtet. Wer in der Hölle steckt, der kann keine Glücksgefühle haben, das sollten Sie sich merken, Carol.«
    »Unsinn, ich…«
    »Packen wir sie!« flüsterte Suko. »Wenn wir sie aus dem Verkehr ziehen, haben wir eine weniger.«
    Der Meinung war ich auch. Nur wollte ich keine Waffe einsetzen.
    Carol Lindsey mußte von uns mit bloßen Fäusten überwältigt werden. Das würde auch klappen. Zudem kamen uns die Haltestangen zugute. Dort konnten wir sie anbinden.
    Wir hatten zwar nicht laut über unseren Plan gesprochen, doch als wir vorgingen, da wußte Carol Bescheid.
    Auf der Stelle duckte sie sich. Ihr Gesicht wurde zu einer haßverzerrten Fratze. Sie sah aus, als würde sie durchdrehen und jeden Augenblick vorstürmen.
    Suko war schneller. Mit einem pantherhaften Sprung hatte er sie erreicht und zugepackt. Carol konnte ihr Handgelenk nicht mehr aus seinem Griff drehen, sie schrie wütend auf, als Suko ihr den Arm zurückbog und ich schon mit den Handschellen da war.
    Keiner griff ein, die Menschen schauten zu. Ihnen war alles egal, was sich in ihrer Umgebung abspielte. Sie waren voll und ganz auf das Ziel ausgerichtet.
    Ich kam nicht mehr dazu, Carol Lindsey anzuketten, denn urplötzlich bremste die U-Bahn ab.
    Wir alle wurden nach vorn geschleudert. Suko ließ Carol los, weil er ihr nicht den Arm brechen wollte. Ihr grelles Lachen schallte durch den Wagen, dann schrie sie: »Wir sind am Ziel! Ja, wir sind endlich am Ziel. Das Jenseits ist erreicht!«
    Zu sehen war nicht viel. Nur Nebel, der vor dem Fenster als dicker Schwamm dahertrieb.
    Suko und ich hatten uns fangen können, nicht weit von einer der Türen entfernt, die sich mit zischendem Geräusch öffneten und den Weg nach draußen freigaben.
    So ungelenk wie Marionetten erhoben sich die Fahrgäste von ihren Sitzen. Ihre Gesichter zeigten noch immer die Leere, und nur einer sprach uns an. Es war der Typ im grauen Anzug.
    »Kommt!« sagte er leise. »Kommt her, wir warten auf euch.« Dann ging er.
    Seine Worte allerdings waren von Carol Lindsey gehört worden.
    Sie wiederholte sie in einem ähnlichen Sinn. »Ja, steigt aus, ihr Hundesöhne. Folgt mir ins Reich der Toten und ins Reich des Glücks. Dort werdet ihr Kaifas sehen können.«
    »Darauf haben wir gewartet!« erklärte ich.
    Carol war schnell. Sie drehte sich blitzartig aus dem Wagen und tauchte in den Nebel.
    Suko nickte mir zu. »Dann wollen wir mal, John!«
    So eilig wie er hatte ich es

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