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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dir bei der Macht der Hölle.«
    Es kam fast ein wenig zu schnell, aber der Schwur war bindend. Wenn der Graue ihn brach, würde eben diese Macht der Hölle ihn verdammen.
    »Als Gegenleistung werdet ihr einige ganz bestimmte Wesen vernichten«, sagte er nun. »Es sind Menschen, die sich auf dieser Insel befinden. Sie sind erst vor kurzem eingetroffen, und ich kann euch helfen, sie zu finden. Ihr könnt sie töten und verzehren.«
    »Das würden wir sowieso tun«, sagte Darcon. »Welchen Gewinn ziehst du daraus, Dämon mit dem verdrehten Kopf?«
    »Innere Befriedigung.«
    Darcon blieb mißtrauisch. »Das kann nicht alles sein. Vielleicht sind diese Sterblichen auch für Dämonen deiner Art gefährlich, und du schickst uns vor, damit wir an deiner Stelle angegriffen und ausgelöscht werden. Wenn wir diese Sterblichen dann zur Genüge geschwächt haben, indem wir uns opfern, dann fährst du die Ernte ein. Hältst du mich wirklich für so dumm?«
    Der Graue lachte auf.
    »Hältst du mich für so dumm, daß ich dir mit einer so leicht durchschaubaren Geschichte kommen würde? Nein, es ist anders. Es reicht mir, die Menschen tot zu sehen.«
    »Beweise deinen guten Willen«, verlangte Darcon. »Hilf uns, den Bannkreis zu verlassen. Dann kümmern wir uns um deine Feinde.«
    »Es sei«, versprach der Graue. »Rufe deine Gefährten zu dir, und ich bringe euch in die Freiheit.«
    ***
    Robert deDigue sah auf Zamorra nieder.
    »Es gibt Menschen«, sagte er, »die wollen einfach nicht erkennen, wann ihr Spiel verloren ist. Das hätte er sich ersparen können.«
    Nicole war wieder ruhig geworden. Sie atmete hastig, versuchte sich von ihrer Anstrengung zu erholen.
    Immerhin war Nicole erleichtert, daß dem Gnom die Flucht gelungen war. Er war flink wie ein Wiesel davongehuscht.
    Diese Schnelligkeit hatte ihm sicher auch in früheren Zeiten in Frankreich hin und wieder das Leben gerettet oder ihn zumindest vor Verletzungen bewahrt. Nicole entsann sich einiger seiner Erzählungen aus seiner Kindheit.
    Von den Eltern verstoßen, war er auf sich allein gestellt aufgewachsen, und er hatte sich schon früh mit Magie befaßt, die ihn sein Schicksal etwas leichter ertragen ließ. Allein dadurch, daß er mit dieser Magie eine Macht besaß, über die andere nicht verfügten. Jene anderen, die ihn verspottet und verjagt hatten, weil er mißgestaltet war.
    So, wie auch seine Eltern ihn verstoßen hatten, weil er kein schöngewachsener Jüngling von gerader Gestalt war, sondern eine häßlich verwachsene, krumme Mißgeburt mit schwarzer Haut.
    Hätten sie ihn aufgezogen, hätte man ihnen vielleicht eine Menge Fragen gestellt, sie möglicherweise des Bundes mit dem Teufel bezichtigt, denn wie konnte aus einer normalen französischen Bauernfamilie so ein tief schwarzes Monstrum entstehen?
    Der Gnom konnte froh sein, daß sich Don Cristofero, ein Mann von gewissem Einfluß, seiner angenommen hatte und seine Hand schützend über ihn hielt.
    Er lebte eben in der falschen Epoche.
    Der Korporal schrie jetzt Befehle. Seine Männer sollten dem Gnom folgen und ihn wieder einfangen.
    Aber sie zögerten. Angst saß tief in ihnen. Angst vor dem Unheimlichen, dem sie hier begegneten.
    Ein Mann, den ihr Anführer deDigue erschossen hatte, war von den Toten wieder auferstanden und zeigte nicht einmal eine Verletzung! Und ein anderer Mann war zuvor vor den Augen einiger Soldaten einfach im Nichts verschwunden.
    Hier war Teufelswerk im Spiel, und die Männer fürchteten um ihr Seelenheil.
    DeDigue sah den Korporal an.
    »Bemühe Er sich nicht weiter«, gestattete er. »Mit diesem feigen Pack läßt sich nicht viel anfangen. Ich brauche noch ein paar Stricke.«
    »Willst du uns jetzt auch aufhängen lassen?« fauchte Nicole ihn an. »Du siehst doch, daß das nicht funktioniert! Deine Opfer entfliehen dir! Nur zu, versuch’s doch auch bei Zamorra und mir! Damit beschleunigst du unser Entkommen nur.«
    DeDigue trat vor. »Oh, Mademoiselle Duvalier, glaubt Ihr wirklich, ich ließe es dazu kommen? O nein, das wird ganz sicher nicht geschehen. - Fesselt sie beide an diesen Baum da.«
    Aber die Männer zögerten nach wie vor. Sie trauten sich an Zamorra nicht heran.
    Ihnen war nicht klar, daß Zamorra gar nicht getroffen worden war. Das Schauspiel war zu perfekt gewesen, und selbst Nicole fragte sich, was da eigentlich geschehen war, und aus welchem Grund.
    Bei der kurzen Entfernung, über die deDigue geschossen hatte, war kaum anzunehmen, daß er Zamorra wirklich

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