0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Menschheitsgeschichte. Er würde ja ganz normal bis ins Jahr 1997 leben, um dann einfach zu verschwinden und nie wieder zurückzukehren.
Zamorra fragte sich, was er tun konnte, um das Leben des Gnoms zu retten, ohne sich selbst dabei in größere Gefahr zu bringen. Denn noch einmal würde sicher niemand gezielt danebenschießen.
Er fragte sich ohnehin, weshalb Asmodis das getan hatte. Er konnte ja nicht wissen, daß Zamorra gerade jetzt aus der Zukunft gekommen war - oder etwa doch?
Aber selbst dann konnte er im Jahr 1675 noch nicht wissen, daß sie später so etwas Ähnliches wie Verbündete werden würden. In der Gegenwart hatten sie sich mittlerweile sogar einige Male gegenseitig das Leben gerettet.
Jetzt aber waren sie noch Todfeinde!
Wahrscheinlich blieb Zamorra keine andere Möglichkeit, als Asmodis mit Hilfe seines Amuletts anzugreifen. Er mußte den Fürsten der Finsternis damit ablenken, und zwar so, daß der Gnom eine Chance zur Flucht erhielt. Zamorra konnte nur hoffen, daß der Namenlose diese Chance auch ergreifen würde.
Die Soldaten selbst ließen sich vermutlich leichter irritieren.
Sie hielten Zamorra für tot. Wenn er plötzlich aufsprang und angriff, würden sie ihn möglicherweise für einen Geist halten und im günstigsten Fall schreiend die Flucht ergreifen.
Andererseits bestand das Risiko, daß sie dann erst recht auf ihn schossen, damit der ›Tote‹ auch wirklich ›tot‹ blieb!
Doch das war ein Risiko, das Zamorra eingehen mußte. Er konnte nicht einfach tatenlos liegenbleiben und den Mord an dem Namenlosen geschehen lassen. Ganz gleich, welches Risiko er selbst dabei einging!
Also - das Amulett!
Er stutzte.
Wenn er es wirklich mit Asmodis zu tun hatte, warum zeigte das Amulett dann nicht dessen Schwarze Magie an? Auch wenn es seit damals, als das künstliche Bewußtsein Taran aus der handtellergroßen Silberscheibe gewichen war, schwächer und teilweise auch unzuverlässiger geworden war, auf diese kurze Entfernung mußte es die schwarzmagische Aura des Dämons anzeigen!
Immerhin war Asmodis nicht irgendwer, sondern einer der mächtigsten Herren der Schwefelzünfte, das Oberhaupt der Schwarzen Familie!
Einen Erzdämon seiner Macht und Stärke konnte das Amulett nicht einfach ignorieren.
So gut hatte Asmodis sich noch nie abschirmen können - damals nicht und auch nicht heute!
Also - war er es vielleicht doch nicht?
Zamorra wußte, daß ihm keine Zeit mehr blieb, weiter darüber nachzudenken und Für und Wider gegeneinander abzuwägen. Er mußte sofort handeln!
Der Gnom jammerte und flehte, aber die Soldaten gehorchten dem Befehl des Mannes, den sie als Robert deDigue kannten.
Sie waren ihm von einer höheren Autorität unterstellt worden, wenn er selbst nicht zur Armee Seiner Majestät gehörte.
Jetzt!
Zamorra schnellte sich empor. Ein Gedankenruf sorgte dafür, daß sich das Amulett von der Halskette löste, an der es Zamorra vor der Brust trug, und es landete durch das Hemd hindurch unmittelbar in seiner zufassenden Hand.
Ein weiterer Gedankenbefehl aktivierte es, und im nächsten Moment schleuderte er es wie einen Diskus durch die Luft!
Dabei brüllte er so laut auf, wie er es vielleicht noch nie zuvor getan hatte.
Wo sich Asmodis befand, hatte er bereits vorher am Klang seiner Stimme gut einschätzen können. Jetzt brauchte Zamorra nur einmal kurz zu zielen, um das aktivierte Amulett in die entsprechende Richtung schwirren zu lassen.
Die Silberscheibe flog exakt und traf den Dämon am Kopf.
Die Soldaten schrien auf.
Einer feuerte seine Muskete ab. Ein erneuter, gellender Aufschrei verriet, daß er jemanden getroffen hatte - einen seiner Kameraden!
Asmodis taumelte, drehte sich halb. Aus großen Augen sah er Zamorra an - Augen, die immer größer zu werden schienen.
Aber das täuschte wohl.
Zamorra stürmte los, direkt auf Asmodis zu.
Drüben unter dem Baum hielten die Soldaten, die den Gnom soeben hochziehen wollten, erschreckt inne.
Geistesgegenwärtig lockerte der Verwachsene die Schlinge, zog sie sich rasch über den Kopf weg und flitzte davon.
Der Korporal fuhr herum, riß die Muskete hoch. Im gleichen Moment kreischte Nicole im schrillsten Diskant.
Der Soldat verriß vor Schreck die Waffe, die Kugel schlug in den Baum.
Und der Gnom war fort.
Im nächsten Moment war Zamorra bei Asmodis, rannte ihn förmlich nieder.
Asmodis schlug nach dem Dämonenjäger, versuchte ihn von sich zu stoßen.
Zamorra tastete nach dem Amulett. Es hatte den Fürsten
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