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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bei Nacht ins Haus zu schleichen und einem die Kehle durchzuschneiden! Es gibt auch keine schönen Gemälde hier, an deren Anblick man sich ergötzen kann, keine Skulpturen großer Künstler in den Parks, keine Bibliotheken voller schöngeistiger Literatur, kaum Menschen unseres Standes, mit denen man gepflegte Gespräche führen kann, kaum schöne Frauen… ach, zum Teufel! Statt all das genießen zu dürfen, muß ich mich in Gesellschaft eines Seeräu… äh, Seefahrers durch einen dichten, von gefährlichen Kreaturen bevölkerten Dschungel kämpfen und ständig den Gestank eines brandigen Beines ertragen!«
    »Noch ein Wort über mein Bein, und ich bringe Euch um, ehe es die Eingeborenen tun!«
    »Ihr werdet Euch doch nicht gegen einen Landsmann wenden?« spöttelte Cristofero.
    »Einen Spanier, der sich dem König von Frankreich verpflichtet hat, den kann ich kaum als meinen Landsmann bezeichnen«, knurrte der Kapitän. »Aber… wartet, über Louisiana redet Ihr, als wäret Ihr schon dort gewesen. Wart Ihr?«
    »Nein, doch man hört allerlei grausige Geschichten.«
    Vargaz nickte versonnen. Seine Hand umschloß den Griff seines Säbels.
    »Und man sieht allerlei grausige Dinge«, sagte er. »Wir werden belauscht. Zwischen dem Gehölz sehe ich eigenartige, dunkle Gestalten huschen.«
    »Gestalten? Mehrere?« hakte Cristofero düster nach.
    »Mehrererere.« Vargaz grinste grimmig. »Wie wär’s, Don? Verschrecken wir sie ein wenig?«
    Doch der Grande schüttelte den Kopf. »Ich halte es für besser, einen taktischen Rückzug einzuleiten. Wir sollten sie umgehen. Dann können nicht sie uns eine Falle stellen, sondern wir ihnen.«
    »Ach was«, sagte Vargaz. »Das sind nur primitive Eingeborene. Gesteht, Ihr fürchtet Euch vor ihnen. Die vielen wilden Geschichten über Louisiana haben Euch verängstigt, das ist alles.«
    »Ich mich fürchten?«
    »Dann auf sie mit Gebrüll!« rief Vargaz, stieß einen lauten Kampfschrei aus und humpelte säbelschwingend los.
    ***
    Zamorras Gedanken rasten. Was er da hörte, das deutete darauf hin, daß der Fürst der Finsternis ernst machte. Der Dämon, der das Aussehen von Robert deDigue angenommen hatte, ließ den Gnom tatsächlich aufhängen!
    Es war unglaublich.
    Immerhin war Kapitän Vargaz, so schien es, heil davongekommen. Und nicht nur für Asmodis, sondern auch für Zamorra lag der Verdacht nahe, daß der Gnom dabei tatsächlich seine Zauberhände im Spiel gehabt hatte. Es blieb die Frage, wie er unbemerkt seine Magie eingesetzt haben konnte.
    Möglicherweise hatte der Kleine versucht sie alle fortzuzaubern, nur war ihm das wohl wieder einmal nicht gelungen.
    Und jetzt wollte Asmodis ihn dafür töten lassen!
    Er konnte es viel einfacher haben und ihn einfach erschießen lassen. Aber er wollte, daß sein Opfer noch litt.
    Es war keine übliche Hinrichtung mit Galgen, die hier stattfinden sollte. Normalerweise brach der Knoten der Schlinge dem Todeskandidaten das Genick, sobald man ihm den Sockel unter den Füßen wegstieß oder die Falltür der Galgenkonstruktion öffnete.
    Hier aber würde man den Gnom langsam emporziehen. Und durch seine verwachsene Gestalt war ein schneller Tod in diesem Fall ausgeschlossen.
    Die Schlinge würde ihn qualvoll erwürgen!
    Warum wollte Asmodis das so? Was brachte es diesem Dämon ein, sein Opfer derart leiden zu lassen?
    Bei jedem anderen Höllenknecht hätte Zamorra es durchaus als normal empfunden, aber Asmodis stand über solchen Dingen. Es war nicht seine Art, jemanden unnötig leiden zu lassen. Er war, wenn es denn so etwas gab, ein Dämon mit ausgeprägtem Ehrenkodex.
    Aber so oder anders - Zamorra wußte, daß er diese Bluttat nicht zulassen konnte.
    Er war der einzige, der überhaupt noch eine Chance hatte, den Mord zu verhindern. Vargaz war fort, Nicole wurde offenkundig festgehalten.
    Aber was konnte Zamorra gegen Asmodis tun?
    In dieser Zeit waren sie noch Gegner. Erst in mehr als 310 Jahren würde sich Asmodis von der Hölle abwenden, um seine eigenen, undurchschaubaren Wege zu gehen.
    Das bedeutete, daß Zamorra sehr vorsichtig sein mußte, wenn er Asmodis jetzt angriff. Denn er durfte seinen jetzigen Feind Asmodis nicht töten, es durfte nicht passieren, weil sonst die ganze Menschheitsgeschichte ab diesem Moment ganz anders verlaufen würde. Asmodis hatte seine Finger in zu vielen Dingen gehabt.
    Andersherum war es natürlich durchaus möglich, daß Zamorra getötet wurde. Das hatte dann keinen weiteren Einfluß auf die

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