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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole, aber…
    Also machte er sich daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen!
    ***
    Obgleich sie sportlich und durchtrainiert war, bereitete das unebene Gelände Nicole Probleme.
    Die Ghouls schienen diese Probleme nicht zu kennen. Sie hielten das Tempo mühelos mit, und Nicole hatte Schwierigkeiten, den Abstand wenigstens einigermaßen zu halten. Vergrößern konnte sie ihn nicht.
    Sie mußte sich dabei gezwungenermaßen mehr abverlangen, als sie auf lange Sicht leisten konnte. Was ihr bei einem Marathonlauf nicht passiert wäre, weil sie ihre Kräfte da von Anfang an besser eingeteilt hätte.
    Jetzt bekam sie Seitenstechen.
    Sie mußte langsamer werden!
    Die Ghouls hechelten heran!
    Der Abstand verringerte sich!
    Nicole hatte den Strand längst verlassen. In dem lockeren Sand konnte sie nur schlecht laufen, aber hier oben gab es wenigstens festen Boden, wenn er auch sehr uneben und wild bewachsen war.
    Die Ghouls holten trotzdem weiter auf.
    Nicole mußte noch einmal versuchen, das Amulett zu rufen.
    Diesmal konnte sie sich besser darauf konzentrieren. Sie war nicht mehr so durcheinander und überrascht wie gleich nach ihrem Erwachen, als die Ghouls so plötzlich aufgetaucht waren und auch sofort angegriffen hatten.
    Aber nichts geschah.
    Das Amulett kam nicht zu ihr!
    Es ignorierte den Ruf.
    Das war unvorstellbar! Selbst wenn Zamorra inzwischen erwacht war und es an sich genommen hatte, es hätte dem Ruf gehorchen müssen.
    Nicole war völlig irritiert.
    Und für einen winzigen Augenblick achtete sie nicht auf den Weg vor sich.
    Sie stolperte über eine Baumwurzel und stürzte.
    Und unter ihr öffnete sich der Boden!
    Eine Falle? durchzuckte es sie. Doch sie konnte ihren Sturz in die Tiefe nicht mehr abfangen.
    Um sie herum wurde es schwarz!
    ***
    Zamorra erwachte.
    Er erinnerte sich daran, daß Asmodis ihn niedergeschlagen hatte.
    Jetzt aber war die Situation völlig anders. Er wurde getragen.
    Er roch Fäulnis und Verwesung.
    Und er sah in der Abenddämmerung zwei faulige, schleimabsondernde Gestalten, die ihn mit sich schleppten.
    Ghouls!
    Unwillkürlich erschauerte er.
    Die Leichenfresser waren so ziemlich das letzte, womit er zu tun haben wollte, und er wußte, daß selbst die Dämonen der Schwarzen Familie die Ghouls verabscheuten.
    Es lag an der Lebensweise dieser mörderischen Kreaturen.
    Sie wohnten vorzugsweise in unterirdischen Höhlen und Gängen unter Friedhöfen und machten sich über die Toten her, von denen ihre Angehörigen über der Erde annahmen, sie hätten nun endlich ihren Frieden gefunden.
    Die Ghouls gruben Gänge, brachen die Särge auf und verzehrten die Toten!
    Aber wenn der Hunger sie packte und gerade keine Leichen zur Verfügung standen, schreckten sie auch nicht davor zurück, lebende Menschen zu Leichen zu machen…
    War das auch jetzt ihre Absicht?
    Wollten sie ihn umbringen, um ihn dann aufzufressen?
    Natürlich! Was sonst?
    Sie wollten ihn sicher in einen Unterschlupf bringen, wo sie dann ungestört waren, wenn sie ihn töteten und verschlangen.
    Zamorra fragte sich, was mit den anderen war.
    Mit Nicole, dem Gnom und mit Asmodis und den Soldaten!
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie alle dem Überfall zweier Ghouls zum Opfer gefallen waren. Es erschien ihm wahrscheinlicher, daß dieser Überfall mit Asmodis’ Billigung geschah.
    Jetzt verstand Zamorra die Handlungsweise des Fürsten der Finsternis noch weniger als zuvor.
    Daß er mit Ghouls Hand in Hand arbeitete, das konnte ihm doch höchstens den Spott anderer Dämonen einbringen.
    Zamorra war ratlos.
    Nur eins war ihm klar: Er mußte freikommen!
    Die Ghouls schienen noch nicht richtig bemerkt zu haben, daß er bereits wieder erwacht war.
    Er öffnete die rechte Hand.
    Er rief das Amulett.
    Aber… es kam nicht zu ihm!
    Wie Nicole begriff auch der Dämonenjäger nicht, woran das liegen konnte. Daß die Zauberscheibe manchmal recht träge reagierte, daran hatte er sich in den letzten zwei Jahren gewöhnt. Aber daß sie den Dienst total verweigerte?
    Das hatte es zuletzt gegeben, als Leonardo deMontagne noch existierte, Zamorras Ahnherr der französischen Linie aus der Zeit des ersten Kreuzzuges. Der hatte es fertiggebracht, das Amulett vorübergehend mit seiner Magie zu blockieren, so daß Zamorra es erst umständlich wieder ›aufwecken‹ mußte, was manchmal viele Tage gedauert hatte.
    Aber Leonardo existierte schon lange nicht mehr, und außer ihm gab es niemanden, der das Amulett in dieser Form blockieren konnte.

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