0609 - Das Giftmüll-Monster
ganze Menge davon. Dazu kommt noch jede Menge Ärger mit neuen Umweltauflagen. Vermutlich wird bald kaum noch deponiert, sondern nur noch verbrannt. Was dann da aus den Schloten quillt, ist ja so viel ungiftiger als der Kram, der hier bisher gelagert wurde.«
»Sie scheinen bei Ihrer bissigen Kritik zu übersehen, daß Verbrennungsanlagen über erstklassige Filter verfügen, die freiwerdende Giftstoffe abfangen.«
»Nur wer das alles bezahlen soll, danach fragt keiner!« knurrte O’Brennan. »Diese Filter kosten eine Menge Geld, aber die Politiker, die die Filter und Verbrennungsanlagen fordern, wollen natürlich den Bürgern keine höheren Entsorgungsgebühren abverlangen. Sonst wird man ja nicht wiedergewählt. Und wir können zusehen, wie wir mit der Scheiße zurechtkommen .«
»Und deshalb versuchen Sie, kleine Nebenverdienstmöglichkeiten zu eröffnen, nicht wahr?« fragte Zamorra.
»Was soll das heißen?« fuhr ihn O’Brennan an.
»Das Gift, das Sie unter der Hand verkauft haben. Sie hatten doch bestimmt nicht nur diesen einen Kunden!«
O’Brennan musterte ihn scharf.
»Sie benutzen zwar einen Polizeiwagen und haben auch einen Deputy-Stern, aber ich glaube nicht, daß Sie wirklich ein Polizist sind. Polizisten treten anders auf. Die haben entweder ’nen Durchsuchungsbefehl in der Tasche oder Beweise in der Hand. Sie haben nur Mutmaßungen. Also, was wird hier gespielt? Was hat Ihr Geschwätz über diese Chemikalie mit Waltershaven zu tun? Glauben Sie im Ernst, Sie könnten mir etwas am Zeug flicken?«
»Ich kann, ganz bestimmt«, sagte Zamorra. »Es sei denn, Sie ermorden mich und meine Partnerin, und das hier und jetzt, und lösen uns in diesem verdammten Chemiebrei auf, wie es ja wohl auch mit Waltershaven passiert ist. Der Stoff, der in den Resten seines Körpers gefunden wurde, der ähnelt verblüffend dem, den Sie verscherbelt haben. Sie haben mit Waltershavens Tod zu tun, das kann ich auf zehn Meilen gegen den Wind riechen!«
O’Brennan verengte zornig die Augen.
»Sie werden jetzt sofort dieses Gelände verlassen und es dann nicht wieder betreten«, sagte er kalt. »Die Deponie ist Privatgelände. Sollte ich Sie hier noch einmal sehen, lasse ich auf Sie schießen!«
»Trotz der Polizeimarke?«
»Die gilt vielleicht im Dade-County, aber nicht hier«, sagte O’Brennan. »Wären Sie ein State Trooper oder ein Marshai, müßte ich Ihre Anwesenheit vielleicht dulden - vielleicht! Aber Sie sind Erfüllungsgehilfe des Sheriffs eines anderen Zuständigkeitsbereichs. Damit sind Sie hier Privatperson, und das Hausrecht gestattet es mir, Sie als Einbrecher zu betrachten, wenn Sie noch einmal dieses Gelände betreten. Ich werde übrigens auch mit Bancroft über diesen Vorfall reden, und ich denke, ich werde mich auch mit dem Gouverneur darüber unterhalten, was hier geschieht. Ich weiß nicht, ob ihm diese Eigenmächtigkeiten gefallen werden.«
Zamorra lächelte. »Ja, die stets fantastischen Beziehungen zu höheren Stellen, mit denen man kleine dumme Cops niederzuhalten versucht. Ihr Pech, Sir, daß Sie mich damit nicht erschrecken können. Ich werde nämlich keinen Rüffel bekommen, nicht mal vom Gouverneur. Aber ich werde veranlassen, daß man Ihre Deponie einmal näher unter die Lupe nimmt.«
»Verdammt, seht zu, daß ihr den Kerl findet, der Pete umgebracht hat!« donnerte O’Brennan. »Und zwar ein bißchen fix, bevor er auch noch…« Er unterbrach sich und fuhr hastig fort: »Bevor er auch noch andere Menschen umbringt.«
»Zum Beispiel Sie, Sir?« hakte Zamorra nach. »Halten Sie sich für gefährdet?«
»Verschwinden Sie endlich!«
O’Brennan stapfte davon und in Richtung Verwaltungsbau.
Zamorra überlegte kurz, ob er ihm folgen sollte. Dann entschied er sich dagegen.
O’Brennan hatte ihn des Geländes verwiesen, wenn er sich nicht daran hielt, konnte es mächtigen Ärger geben. Auch ohne O’Brennans Bekanntschaft mit dem Gouverneur.
Als Nicole und er wieder in den Plymouth stiegen, sah Zamorra einen Lastwagen zum anderen Ende der Deponie fahren. Auf der Pritsche hockten vier Männer in silbrigweiß schimmernden Schutzkombinationen mit Handschuhen, Gesichtsmasken und Atemgeräten. Sie fuhren dorthin, wo das beschädigte Faß lag!
»Sieht so aus, als hätte unser Freund doch eine ganze Menge zu verbergen«, murmelte Zamorra.
Er nahm Nicole den Zettel aus der Hand, und während er den langen Namen des Chemiestoffs betrachtete, versuchte er sich zu erinnern, was auf dem Faß
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