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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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versonnen seinen Kriminalreporter, dessen Äußeres so wenig seinem Beruf entsprach. Etwas kindlich Unbeholfenes haftete Josua Harras an. Wenn man ihn unentschlossen vor einer Straßenkreuzung stehen sah, war man versucht, ihn freundlich an der Hand zu nehmen und durch den brandenden Verkehr auf die andere Seite zu bringen. - Er war ein liebenswerter alter Mann, den jedes Durchschnittskind als Onkel gewählt haben würde, wenn es unter einer Anzahl von Leuten hätte aussuchen dürfen.
    »Barrabal ist ein sonderbarer Mann«, fuhr Josua in vorwurfsvollem Ton fort, als ob er dies dem Chefinspektor besonders übelnehmen würde. »Er ist so geheimnisvoll, und das verstößt gegen alle Spielregeln von Scotland Yard. Gewöhnlich erzählen sie einem alles, was sie wissen, allerdings ist es meistens ohnehin nicht der Rede wert. Aber dies nur nebenbei. Ich fühle, daß ich mit meinen Jahren allmählich findiger werde. Wie einer meiner Freunde mir gegenüber bemerkte .«
    »Bleiben wir bei den Verbrechern«, unterbrach Field unruhig. »Was hat Barrabal Ihnen denn gesagt, und was finden Sie so Besonderes an ihm?«
    Josua suchte in seinen vielen Westentaschen herum - er hatte mindestens sechs - und fand schließlich ein Stück Papier, auf das er einen Namen und eine Adresse gekritzelt hatte.
    »Mr. Barrabal gab mir den Rat, ich möchte diesen Mann aufsuchen und ihn interviewen. Er hat mir auch einige interessante Dinge über ihn mitgeteilt.«
    Mr. Field setzte seinen Klemmer auf und las:
    »Captain John Leslie ... Wer ist denn das?«
    »Das ist eben das Geheimnis, das ich dringend lösen möchte.« Josua nahm den Zettel zurück, faltete ihn und steckte ihn wieder in die Tasche, aus der er ihn geholt hatte. Und dann zündete er seine. Zigarette zum drittenmal an. »Es ist eine ganz große Sache im Gang, und ich ärgere mich, daß sie das ›Journal‹ vor uns haben wird: Ich habe so eine Ahnung, daß sie ihren tüchtigsten Mann bereits vor drei Wochen auf die Fährte setzten - entsinnen Sie sich, Mr. Field, daß ich Ihnen damals schon sagte ...«
    Mr. Field wollte jedoch nicht an einen Fehler erinnert werden.
    »Aber es gibt doch keinen Reporter im ganzen Zeitungsviertel, dem Sie nicht ruhig einen Vorsprung von drei Wochen zugestehen könnten, Josua!« widersprach er liebenswürdig.
    Harras strahlte sichtlich.
    Der Mord selbst bot, abgesehen von seinen merkwürdigen Nebenumständen, wenig Interessantes für einen Kriminalreporter. Larry Graeme war ein international bekannter Dieb, er wurde im Nebel erschossen, und es war ganz natürlich, daß die Zeitungen die Vermutung aussprachen, daß irgendeine Zwistigkeit unter Verbrechern zu seinem Tod geführt habe. Die Tat war in der Gegend zwischen Tottenham Court Road und Charlotte Street verübt worden. Dort wohnten viele Fremde, die der Polizei verdächtig waren, manche hausten in Dachstuben, doch es gab auch unzählige kleine Klubs, bekannte und geheime, die als Schlupfwinkel dienten.
    Einer der beiden Angestellten, mit denen sich Graeme angefreundet hatte, meldete sich bei der Polizei. Wahrscheinlich kamen sie gar nicht auf die Idee, daß der freundliche Fremde, der sie so großzügig eingeladen und bewirtet hatte, das Opfer des Mordes sein könnte.
    In solchen Fällen gerät die Polizei leicht in eine Sackgasse. Zeugen gab es keine. Der Mörder war unbehelligt im Nebel entkommen.

6
    »Es muß ganz in der Nähe der Firma gewesen sein, Frank!« Beryl sah von ihrer Zeitung auf. Sie saßen zusammen in der Bibliothek.
    »Direkt an der Ecke. Es muß passiert sein, kurz nachdem ich das Haus verließ. Der Pförtner sagt, daß er den Schuß einige Sekunden nach Leslies Weggang hörte.«
    Lew Friedman, der in einem tiefen Fauteuil am Fenster saß, hob den Kopf.
    »Als Leslie gegangen war?« fragte er rasch.
    »Der Pförtner ist nicht ganz sicher, ob es Leslie oder der neue Angestellte Tillman war. Sie gingen einige Sekunden nacheinander fort. Ich selbst kann kaum einen Häuserblock weit gewesen sein, als der Schuß fiel - ich traf nämlich einen Herrn auf der Straße und sprach mit ihm. Trotzdem habe ich nichts gehört.«
    Lew hob die Brauen.
    »Larry Graeme, wie? Der Name kommt mir bekannt vor. Aber vermutlich nehmen diese Leute jede Woche einen andern Namen an. Armer Kerl! Vielleicht hat er sich mit seiner Bande überworfen, und sie haben ihn auf die Seite geschafft.«
    Die große Bibliothek von ›Hillford‹ - so hieß Friedmans schönes Haus in der Nähe von Wimbledon Common - war ein

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