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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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absaß. Als ich herauskam, war deine Mutter gerade eine Woche tot. Sie hatte mir einen Brief geschrieben, in dem sie mich bat, mich deiner anzunehmen. Du warst damals viereinhalb Jahre alt.«
    Beryl war fassungslos vor Schrecken. Sie sah sich unsicher in dem kostbar eingerichteten Raum um.
    Lew, als er ihre Gedanken erriet, beruhigte sie.
    »Jeder Penny, den ich jetzt besitze, ist ehrlich erworben, Beryl! Ich habe in Johannesburg Spitzen geklöppelt und durch Rennwetten ein wenig Geld gemacht. Dafür kaufte ich mir Prenner Diamantaktien - zuerst nur fünfhundert, als sie auf dreißig Shilling standen. Als sie dann stiegen, kaufte ich mit Bankkredit neue hinzu, und als ich schließlich verkaufte, kam ich mit zweihunderttausend Pfund heraus.«
    »Warum - warum erzählst du mir das gerade jetzt? Und was hat es mit - mit John Leslie zu tun?«
    »Hättest du je gedacht, daß ich ein Bankräuber war - und dein Vater auch?«
    »Ach, Onkel Lew, ich kann es nicht glauben ...«
    »Es ist unglaublich, ich weiß. Aber auch John Leslie ist ein alter Verbrecher. Frank nahm ihn in sein Geschäft, um ihm einen Wiederbeginn zu ermöglichen. Leslie wurde durch einen Gefängnisdirektor empfohlen, den Frank kennenlernte.«
    »Er muß unschuldig gewesen sein, es ist nicht anders möglich.«
    Lew schüttelte den Kopf.
    »Ein Mann kann einmal unschuldig verurteilt werden, aber nicht dreimal. Leslie ist kein schlechter Mensch, ich mag ihn sogar ganz gut. Trotzdem, Beryl, möchte ich nicht, daß du dich seinetwegen romantischen Ideen hingibst. Frank ist ein sehr guter Charakter, wie er nur einmal unter Tausenden vorkommt. Ich gebe gern zu, daß er nicht so faszinierend ist wie John Leslie. Aber alle verehren ihn, und ich bin froh, daß wir ihn damals auf dieser Schiffsreise nach Madeira getroffen haben.«
    Sie antwortete nichts darauf.
    »Es ist eine große Beruhigung für mich, daß du einen so guten Mann heiratest. Die Vorstellung, daß du irgendeinem Herumtreiber in die Hände fällst, ist mir unerträglich. Ich habe für dich gelebt, liebe Beryl, habe nicht einmal geheiratet - na ja, ich habe auch mehr die Veranlagung zum Junggesellen.«
    »Es ist schrecklich, wenn ein Mann wie er ...«
    Sie brach ab, als er höhnisch auflachte.
    »Das ist wieder mal richtige Frauenlogik! Du denkst überhaupt nicht an deinen Vater, und schon gar nicht an den armen Lew, der die fünf Jahre in Breakwater hat absitzen müssen. Deine Gedanken sind nur bei diesem Leichtfuß!«
    Sie errötete, als ihr klar wurde, wie recht er im Grunde hatte.
    »Es tut mir leid, es ist nicht in Ordnung. Weiß es Frank?«
    »Du meinst von deinem Vater und mir? Nein, und er braucht es auch nicht zu wissen. Aber er weiß natürlich, wie es um Leslie steht.«
    »Natürlich!« wiederholte sie mechanisch. »Wann - wie sind sie eigentlich zusammengekommen?«
    »Frank schickte ihm einen Brief, als er noch im Gefängnis war, in Wandsworth, glaube ich - er schrieb Leslie, er hätte gehört, daß er ein tüchtiger Geschäftsmann wäre, und schlug ihm vor, nach seiner Entlassung vorzusprechen. Eines Tages erschien dann Leslie, Frank machte einen Versuch mit ihm und fand, daß er ein guter Organisator war. Und als Franks letzter Geschäftsführer eines Tages dumme Geschichten machte - Frank hat in dieser Beziehung wirklich Pech mit seinen Angestellten -, gab er Leslie den Posten und zeigte sich ihm gegenüber in jeder Beziehung sehr großzügig.«
    Sie lächelte müde.
    »Bist du denn nicht zufrieden mit mir, daß ich ihn heirate?«
    »Wen? Ach so - Frank! Natürlich, liebes Kind, er ist der Mann, den ich für dich ausgewählt habe. Ich gab ihm die Möglichkeit vorwärtszukommen und das Geld, um die Firma zu gründen. Da ist weiter kein Geheimnis dabei. Ich sagte mir, wenn dieser Mann die Probe besteht, dann will ich ihm auch eine Frau verschaffen. Und er hat sich aufs beste bewährt, Beryl! In ganz London gibt es kein Unternehmen, das in den letzten sechs Jahren einen derartigen Aufschwung genommen hat. - Nun?« wandte er sich an den Diener, der eingetreten war.
    »Draußen wartet ein Herr, der Sie sprechen möchte.«
    »Was, um diese Zeit?« Lew runzelte die Stirn. »Wer ist es?« Er nahm den Diener die Karte ab und hielt sie dicht vor die Augen, da er kurzsichtig war. »Mr. Josua Harras vom ›Postkurier‹, - wer, zum Teufel, ist das?«
    Lew ging in die Vorhalle hinaus und fand dort den liebenswürdigen Mr. Harras, der mit allen Anzeichen der Bewunderung eine Radierung

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