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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gemütlicher Raum, in den nur gedämpft das Tageslicht einfiel und sich schimmernd auf die kostbar getäfelten Wände legte. Lew besaß im Gegensatz zu den meisten Menschen, die sich emporgearbeitet haben, einen sicheren Geschmack. Er hatte sich in ›Hillford‹ ein stilvolles Heim eingerichtet und es nicht zu einem Museum mit teuren alten Möbeln und unnützem Kram werden lassen.
    Beryl faltete die Zeitung zusammen und lehnte sich im Sessel zurück.
    »Es muß ein schreckliches Leben sein -«, seufzte sie, worauf Lew sie fragend ansah. »Ich meine das Leben, das Einbrecher, Diebe und solche Leute führen. Die vielen Gefahren, denen sie sich aussetzen ...«
    »Raub und Diebstahl sind noch verhältnismäßig saubere Dinge«, erklärte Lew fast schroff. »Ich will damit nur sagen, daß sie noch einigermaßen anständig sind, im Verhältnis zu anderen Verbrechen. Neulich habe ich von einem Heiratsschwindler gehört - soll ein gebildeter Mann gewesen sein, der so ziemlich auf der ganzen Welt seinem Geschäft nachging. Ein Bekannter aus Pretoria erzählte mir von ihm, er hatte ihn dort im Zentralgefängnis gesehen. Dieser Mensch ging nach einem bestimmten Schema vor - er suchte mit reichen jungen Damen in den Kolonien bekannt zu werden, gab sich als Sohn einer alten englischen Adelsfamilie aus, hielt um die Hand des betreffenden Mädchens an, suchte alles Geld an sich zu ziehen, das er irgendwie bekommen konnte, und verschwand dann am Hochzeitstag mit der Mitgift. Er soll ein faszinierender, hübscher Mann gewesen sein und sich fast immer mit jungen Damen befaßt haben, die schon verlobt waren.«
    »Das klingt ja ganz nach unserem Freund John!« platzte Frank lachend dazwischen. Als er das Entsetzen in Beryls Augen sah, entschuldigte er sich: »Ich habe es ja nicht so gemeint - obgleich du zugeben mußt, daß Leslie ein faszinierender Mann ist!«
    »Willst du damit sagen, daß er mich fasziniert hat?«
    »Euch beide«, bemerkte Lew Friedman vorwurfsvoll.
    »Es wird Zeit, daß ich gehe.«
    Frank sah nach der Uhr auf dem Kamin und erhob sich.
    Lew begleitete ihn zur Haustür und wartete, bis das Auto vorfuhr.
    »An Ihrer Stelle würde ich derartige Späße unterlassen, Frank! Beryl ist empfindlich gegen diese Art von Humor.«
    Frank protestierte.
    »Ich schwöre Ihnen ...«
    »Natürlich haben Sie es nicht so gemeint.« Lew klopfte ihm auf die Schulter. »Ich verstehe mit Frauen besser umzugehen als Sie, mein Junge. Ein Liebhaber sollte eine junge Dame nie in die Lage bringen, einen andern Mann verteidigen zu müssen.«
    Friedman wartete, bis der Wagen abgefahren war, dann ging er in die Bibliothek zurück. Beryl stand, die Hände auf dem Rücken, vor dem Kamin und schaute in die Flammen.
    »Nimm es nicht tragisch, Liebling«, sagte er und stopfte seine kurze Pfeife, die er gewöhnlich gegen Abend rauchte. »Frank ist manchmal etwas ungezwungen, aber er ist vornehm und - ein ehrenhafter Mann.«
    Sie drehte sich um.
    »Was willst du damit sagen? Wer ist nicht ehrenhaft?«
    Er wartete eine Weile, bis er antwortete.
    »John Leslie zum Beispiel ist nicht ehrenhaft. Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt erfährst, daß Leslie dreimal wegen Hehlerei im Gefängnis saß.«
    Sie wurde bleich und starrte ihn ungläubig an.
    »John Leslie - ein Sträfling?«
    »Setz dich! Wie lange kennen wir einander nun schon, Liebling?«
    »Warum fragst du das? Du weißt doch, daß ich mich an keinen andern Vater erinnern kann.«
    Lew Friedman begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Aber weißt du eigentlich, wie du in meine Obhut kamst?«
    »Ja -. Du warst der Kompagnon meines Vaters, und du hast mich zu dir genommen, als er starb.«
    »Ja, das stimmt. Dein Vater und ich waren Kompagnons, wir arbeiteten zusammen - das heißt, wir beraubten die gleiche Bank ...«
    »Du - Onkel Lew?«
    »Das ist häßlich, nicht wahr? Aber es ist die reine Wahrheit. Du hättest es früher oder später doch erfahren müssen. Ich möchte nicht, daß du alles eines Tages allein und unvorbereitet herausfindest. Darum habe ich mich entschlossen, es dir zu sagen. Bill Stedman und ich waren Bankräuber in Südafrika. Deine Mutter starb aus Kummer, als sie dahinterkam. Die Ärzte gaben der Krankheit einen anderen Namen, aber richtig ist, daß sie den Willen verlor, noch weiterzuleben. Sie starb fünf Jahre nach Billy, der erschossen wurde, als wir in die Standard Bank in Port Elizabeth einbrachen. Ich wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die ich in Breakwater

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