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0610 - Pilgerflug nach Terra

Titel: 0610 - Pilgerflug nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erlauben, denn wir wollen pünktlich starten. Die anderen wollen auch noch alle an Bord!"
    Die Montez-Familie wurde über die Rampe durch die große Verladeschleuse in den Bauch des Raumschiffs gedrängt.
    Die CALDERON war ein 800 Meter durchmessender Frachtraumer, der diesmal allerdings ausschließlich menschliche Fracht beförderte; achttausend Pioniere von Abraham IV mußten an Bord untergebracht werden. Das hieß, daß sich die Menschen auf engstem Raum zusammenpressen mußten. Aber sie würden diese Strapazen nur für wenige Tage auf sich nehmen. Nach 96 Stunden Flugdauer würden sie am Ziel sein.
    „He, Sie da!" rief einer der Schiffsoffiziere einen alten Mann an, der sich mit einem riesigen Schrankkoffer abmühte. „Haben Sie nicht gehört, daß jeder nur seine wichtigste Habe mitnehmen darf?"
    „Aber in dem Koffer ist nichts, von dem ich mich trennen könnte", beteuerte der alte Mann.
    „Wenn Sie sich davon nicht trennen können, müssen sie mit Ihrem Kram auf Abraham zurückbleiben", sagte der Schiffsoffizier. „Wofür entscheiden Sie sich also?"
    „Ich muß noch einmal die Heimat der Menschen wiedersehen", sagte der alte Mann und trennte sich von seinem Koffer.
    Ein kleiner Junge begann zu schluchzen, als man ihm seinen Hund wegnahm. Seine Eltern versuchten ihm zu erklären, daß der Hund eine zusätzliche Belastung sei und den Passagieren Nahrung und Sauerstoff wegnehmen würde. Aber das verstand der Junge nicht. Als man ihm jedoch klarmachte, daß auch er auf der Pionierwelt zurückbleiben müsse, wenn er sich nicht von seinem Hund trennen wolle, verzichtete er lieber auf ihn.
    Diese Haltung war typisch für alle Pioniere, die an Bord der CALDERON gingen. Sie nahmen alle Strapazen auf sich, verzichteten auf alles, nur um zur Wiege der Menschheit zu gelangen.
    Endlich war der letzte Pionier an Bord gekommen. Kein Mensch war mehr auf dem Frachtraumhafen zu sehen. Nur einige Haustiere streunten zwischen den Teleskopbeinen der zehn Kugelraumschiffe umher. Sie schnüffelten in den Bergen von Koffern, Körben und Ballen, die die Pioniere im letzten Moment hatten zurücklassen müssen, nach dem Geruch ihrer ehemaligen Herren...
    Und dann kam das Startzeichen.
    Die CALDERON hob als erstes Schiff vom Boden ab. Dann erst folgten die anderen.
    Der alte Mann hatte die Augen geschlossen. Er dachte daran, daß nun seine ganze Habe, alles was ihn noch mit diesem Planeten verband und in dem großen Schrankkoffer untergebracht war, daß dies nun alles in den Impulsstrahlen der Triebwerke verging. Es war, als ziehe er damit einen Schlußstrich unter sein früheres Leben.
    Und der Junge, der einen Platz an einer Luke ergattert hatte, um seinen Liebling vielleicht noch einmal sehen zu können, wurde Zeuge, wie sein Hund von Flammen und Rauch verschluckt wurde.
    Die CALDERON und die neun anderen Frachtraumschiffe durchstießen die Lufthülle der Pionierwelt und erreichten den freien Raum.
    „Hier ist Kapitän Choreistan! Ich begrüße Sie an Bord der CALDERON und wünsche Ihnen eine angenehme Reise. In vier Stunden wird die erste Linearetappe eingeleitet. Ich bitte Sie, bis dahin alle Ihre Plätze zu behalten."
    Die fünftausend Pioniere rührten sich nicht vom Fleck.
    Dichtgedrängt hockten, lagen oder standen sie, schwiegen ergriffen, diskutierten oder beteten. Aber wie sie sich auch gaben, euphorisch oder besinnlich, sie dachten alle an das eine: zurück zur Heimat unserer Vorfahren!
    Und dann war es soweit, die erste Linearetappe wurde in Angriff genommen. Nach diesem ersten Flug durch den Zwischenraum hatten sie dreitausend Lichtjahre zwischen sich und ihrer Wahlheimat gebracht.
    Sie waren ihrem Ziel um dreitausend Lichtjahre nähergekommen!
    „Hier ist Kapitän Choreistan!" ertönte es aus den Lautsprechern der Rundrufanlage. Die Pioniere lauschten seiner Stimme gespannt, als handle es sich um die Stimme eines gottbegnadeten Propheten. Der Kapitän fuhr fort: „Wir werden an diesen Koordinaten einen Aufenthalt haben.
    Aber wir warten nur solange, bis die Schiffe von Emeron, Kauttolin, Cysanthom und Fiering zu uns stoßen. Dann werden wir den Flug gemeinsam fortsetzen - als eine Flotte von hundert Raumschiffen."
    Ein Jubelgeschrei brach los, das das Schiff erbeben ließ.
     
    *
     
    Der zweite Tag des Pilgerfluges war angebrochen - nur noch 48 Stunden Standard-Zeit, dann waren sie an ihrem Ziel. Die Flotte war inzwischen auf 1500 Schiffe aller Größenordnungen angewachsen.
    Die Stimmung an Bord des Schweren

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