0610 - Pilgerflug nach Terra
Außenpolitik und die Verteidigung Golgons noch immer Angelegenheit des Solaren Imperiums war.
Das hatte Oberst Trattin voll Ingrimm anerkennen müssen.
Dennoch stellte die golgonische Flotte einen beachtlichen Machtfaktor dar, der den Pioniervölkern vor allem jetzt zugute kommen sollte.
Oberst Trattin war von Anfang an klar gewesen, daß am Ende des Pilgerflugs eine Reihe von Schwierigkeiten auf die Reisenden zukommen würden. Und er stellte sich darauf ein, diese Schwierigkeiten, wenn es anders nicht ging, mit Gewalt zu beseitigen. Deshalb war es unumgänglich, daß alle Pilger zusammenhielten und die Kampfschiffe unter ein einziges Kommando gestellt wurden.
Wer dieses Oberkommando übernehmen sollte, stand für Oberst Trattin ebenfalls schon fest; dafür konnte kein anderer in Frage kommen als er selbst. Um seinen Entschluß den anderen Kommandanten mitzuteilen, ließ er sie am dritten Tag des Pilgerflugs an Bord seines Flaggschiffs, der 1500 Meter durchmessenden KONTIX, rufen.
Insgesamt erschienen fünf Kommandanten. Vier von ihnen befehligten jeweils nur eine Einheit, alles Schwere Kreuzer der TERRA-Klasse; von ihnen erwartete Oberst Trattin keinen Widerstand. Der fünfte Mann jedoch war Major Truck Holms von der OMAHA, dem eine aus zwanzig Schiffen bestehende Flotte unterstand. Eine zusätzliche Schwierigkeit ergab sich daraus, daß es sich um Schiffe der Solaren Flotte handelte.
Oberst Trattin erwartete die Raumschiffskommandanten in seiner Privatkabine, da die Offiziersmesse mit dem Reisegepäck der Pilger vollgestopft war.
Nach der eher steifen Begrüßung kam Oberst Trattin sofort auf den Kern der Sache zu sprechen.
„Wir alle, meine Herren, haben eine große Verantwortung übernommen, als wir uns der Pilgerflotte anschlossen. Es ist die Pflicht von uns Soldaten, daß wir für den Schutz der Passagiere sorgen. Ob es uns nun paßt oder nicht, wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich."
Alle stimmten sie ihm zu.
Oberst Trattin fuhr fort: „Die Flotte ist bis jetzt auf über viertausend Schiffe angewachsen, und wir müssen damit rechnen, daß sich die Anzahl der Pilgerschiffe bei Erreichung unseres Zieles verdoppelt hat. Uns stehen aber bisher nur 54 Kampfeinheiten zur Verfügung. Es ist müßig, über eine ausreichende Verteidigung dieser gigantischen Flotte zu sprechen. Wenn es hart auf hart käme, stünden wir auf verlorenem Posten. Aber es ist andererseits gar nicht damit zu rechnen, daß starke Verbände der Blues, oder meinetwegen auch der Arkoniden angreifen. Der Feind, wenn ich so sagen darf, erwartet uns am Ziel der langen Reise."
Wieder folgte zustimmendes Gemurmel. lediglich Major Holms blieb zurückhaltend.
„Wir werden unsere Forderungen nur durchsetzen können, wenn wir wie ein Mann zusammenstehen. Und deshalb müssen wir die vorhandenen Kräfte koordinieren. Wir müssen alle Kampfeinheiten einem Oberbefehlshaber unterstellen. Was sagen Sie dazu, Major Holms?"
„Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu", meinte Holms. „Zumindest in dem Punkt, daß wir alle zusammenhalten müssen. Aber ein militärischer Zusammenschluß gefällt mir weniger, schon allein deshalb nicht, weil wir mit Waffengewalt nichts ausrichten könnten."
„Unsere Absicht ist es nicht, Kampfhandlungen zu provozieren, sondern die Einigkeit aller Pilger zu demonstrieren und unsere Forderungen mit Nachdruck zu stellen", erwiderte Oberst Trattin.
„Sie sind doch nicht so naiv anzunehmen, daß man uns auf Terra mit offenen Armen empfängt, Major Holms?"
„Keineswegs", antwortete Holms. „Ich bin sogar sicher, daß man uns die Einreiseerlaubnis verweigern wird."
„Eben." Oberst Trattin lächelte. „In Ihrem Fall ist sogar die Möglichkeit gegeben, daß man Ihnen befehlen wird, mit Ihren zwanzig Schiffen Terra fernzubleiben. Ja, es könnte sogar sein, daß Sie den Befehl erhalten, gegen die Pilger vorzugehen. Denn Sie gehören der Solaren Flotte an. Wie werden Sie sich verhalten, wenn von Terra der Befehl kommt, auf die Pionierschiffe zu schießen, Major Holms?"
Der Kommandant der OMAHA wurde nervös.
„Dieser rein theoretische Fall wird nie eintreten", sagte er unsicher. „Großadministrator Rhodan würde nicht soweit gehen, auf Menschen schießen zu lassen,"
„Auch dann nicht, wenn die Pioniere sich mit guten Worten nicht davon abhalten lassen, der Erde einen Besuch abzustatten?" erkundigte sich Oberst Trattin. „Glauben Sie, Rhodan wird zig Millonen Menschen die Landung auf einer Erde gestatten, auf
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