0610 - Pilgerflug nach Terra
teleportierte Ras Tschubai. Da die Zeit drängte, ergriff er keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen und setzte sich die Kommandozentrale zum Ziel.
Er materialisierte dort inmitten von laut schreienden Pionieren.
Die Fieringer reckten die Fäuste drohend und riefen: „Wir lassen uns nicht verjagen!"
„Wir wollen nicht umsonst zwanzigtausend Lichtjahre weit gereist sein!"
„Wir werden uns mit allen Mitteln bis zur Erde durchschlagen!"
Niemand beachtete Ras Tschubai. Eine Frau, die der Teleporter durch sein plötzliches Erscheinen verdrängt hatte, warf ihm nur einen strafenden Blick zu, dann stimmte sie wieder in den Chor der fanatisierten Menge ein: „Wir werden uns unser Recht mit Gewalt holen!"
Der große, bullige Mann mit dem strohblonden Vollbart, der die Stimmung angeheizt hatte, stand wie ein zorniger Prophet auf dem Kommandopult. Er hatte das Mikrophon der Rundrufanlage in der Hand und sprach mit donnerartiger Stimme hinein.
„Haben wir nicht lange genug gewartet? Jetzt können wir nicht mehr hoffen, von Perry Rhodan eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten. Sein Schweigen zeigt uns, daß man nicht gewillt ist, unsere berechtigten Forderungen anzuerkennen. Ich sage euch, daß man auf Terra nur Zeit gewinnen wollte, um Maßnahmen gegen uns zu ergreifen. Aber so leicht lassen wir uns nicht überrumpeln. Die Pioniere von Fiering werden sich auf eigene Faust zur Erde durchschlagen!"
Ein Stimmenorkan erhob sich. Die beipflichtenden Zurufe kamen nicht nur von den Menschen in der Kommandozentrale, sondern durch die Lautsprecher aus allen Teilen des Schiffes.
Ras Tschubai erkannte, daß sogar eine Funkverbindung zu den anderen Schiffen bestand, auf denen sich Pioniere von Fiering befanden.
Als Danob Quarto die Hände hob, um sich Gehör zu verschaffen, verstummte die Menge nach und nach. Ras Tschubai nutzte diese Gelegenheit und rief aus Leibeskräften: „Danob Quarto ist ein Lügner, ein Blender. Er will uns alle ins Unglück stürzen!"
Noch während Ras Tschubai sprach, warf er eine Rauchbombe. Im Nu war die Kommandozentrale von dichtem Qualm erfüllt.
„Wo ist dieser Verleumder!" rief Quarto zornbebend. „Er soll sich melden, damit ich ihm das Maul stopfen kann."
Ras Tschubai materialisierte neben ihm.
„Hier bin ich", sagte er. „Es wird Zeit, daß Sie in ärztliche Behandlung gebracht werden."
Sprach's, bog Quarto die Hand auf den Rücken und teleportierte mit ihm auf eines der zehn Medo-Schiffe. Dort wurde der Rädelsführer der Fiering-Pioniere sofort in Behandlung genommen.
Ras Tschubai wartete die weiteren Geschehnisse nicht ab, sondern teleportierte sogleich zu seinem nächsten Ziel. Sein zweites Opfer war Lorm Brantor, der weißhaarige Alte, der auf Atlan einen vernünftigen Eindruck gemacht hatte, aber nichtsdestoweniger PAD-verseucht war.
Und auf seine Art war er mindestens so gefährlich wie Danob Quarto.
Ras Tschubai materialisierte unweit des Alten in dem Laderaum des Frachtschiffes, von dem aus Lorm Brantor mit Atlan in Verbindung getreten war.
Auch hier war die Menge von dem hysterischen Drang ergriffen worden, sofort die Erde anzufliegen und die Erfüllung des sehnlichsten Wunsches mit Gewalt zu erzwingen.
Nur schürte Lorm Brantor den Fanatismus der Pioniere nicht mit Haßtiraden, sondern heizte die Stimmung mit stichhaltigen Argumenten an.
„Wir warten nicht mehr länger, sondern werden einfach losfliegen", erklärte er ruhig, und die Menge lauschte seinen Worten andächtig. „Ihr werdet sehen, daß alle eure Befürchtungen grundlos sind. Die Terraner werden es nicht wagen, auf wehrlose Menschen zu schießen. Wir sind ihre Brüder und wollen das gleiche Recht, wie sie es besitzen - wir wollen nichts weiter als auf der Erde leben."
Bevor die Menge in Hochrufe ausbrechen konnte, sagte Ras Tschubai schnell: „Ich bin gerade im richtigen Augenblick gekommen. Wie ich höre, haben Sie das Vertrauen zu Lordadmiral Atlan verloren."
„Wer sind Sie?" erkundigte sich Lorm Brantor mißtrauisch.
„Ich bin Ras Tschubai, der Teleporter des Neuen Mutantenkorps", antwortete Tschubai. „Atlan hat mich geschickt, um mit Ihnen über Ihre Forderungen zu verhandeln."
„Was gibt es da noch zu verhandeln?" erwiderte Lorm Brantor.
„Ich erwarte Lordadmiral Atlans Antwort - ein schlichtes Ja oder ein Nein."
„So einfach ist es nun doch nicht", sagte Ras Tschubai. „Von Atlans Entscheidung hängt viel ab, nicht nur für die Terraner, sondern auch für Sie alle. In dieser
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