0612 - Galaxis am Abgrund
Identifikationskarte hervor. Dann hämmerte er mit dem Zeigefinger auf die Ruftaste.
Minuten vergingen bis sich endlich ein Polizist meldete.
„Wenn Sie nicht endlich Ruhe geben, jagen wir Sie zum Teufel", erklärte er drohend.
Sebas hielt ihm die Karte entgegen, so daß er sie deutlich sehen konnte. Allerdings verdeckte er das Foto ein wenig mit dem Finger. Er wiederholte: „Hier spricht der Kommandant der MADRID. Ich bitte Sie, mir sofort ein Begleitfahrzeug zu geben, das mich zum Raumhafen bringt. Bitte, beeilen Sie sich."
„Bitten können Sie immerhin", entgegnete der Mann. „Wir können Ihnen niemanden geben, aber wir schicken Ihnen einen Piloten hinauf."
Damit schaltete er ab. Sebas und Pedral blickten sich verblüfft an. Sie wußten mit der Ankündigung nichts anzufangen.
Wiederum verstrichen einige Minuten. Dann näherte sich ihnen eine faustgroße Kugel. Sie heftete sich an die Windschutzscheibe. Ein rotes Blinklicht flammte auf. Das Verkehrskommando meldete sich erneut und bat um Bestätigung dafür, daß das Gerät angekommen war.
„Ich habs doch gewußt", sagte Sebas triumphierend, als der Gleiter sich endlich durch das Gewühl hindurchschob. Alle anderen Maschinen hingen praktisch still in der Luft. Einige von ihnen wurden von Sicherungsbeamten auf den Boden heruntergeleitet, voran kam jedoch außer ihnen niemand.
Sebas hatte gehofft, daß sich die Masse der Gleiter allmählich auflösen würde, je weiter sie nach Puralon hineinkamen. Aber das war nicht der Fall. In den Straßen schwebten die Flugkabinen wie die Tropfen eines erstarrten Regens. Zum erstenmal entdeckten er und der Kommandant auch einige Flugzeuge, die zerschmettert am Boden lagen. In einigen von ihnen befanden sich Tote und Schwerverletzte. Bis jetzt hatte sie noch niemand bergen können.
Viele Menschen waren auf die Erde herabgesprungen und in die Häuser gegangen. Bei einigen Gebäuden waren die Fenster zerschlagen, so daß sie in die Räume blicken konnten. Sie sahen, daß sie überfüllt waren. Die Kranken kauerten dicht beieinander und warteten.
Sebas begriff, daß er Augenzeuge einer Katastrophe wurde.
Er war sogar ein Teil von ihr. Alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn der normale Versorgungsdienst funktioniert hätte. Da aber Polizisten, Ärzte, Unfallmaschinenpiloten und alle anderen Helfer auch infiziert waren, würde die Lage sich nur noch verschlechtern.
„Wir müssen so schnell wie möglich starten, Pedral", sagte Sebas erschüttert. „Der Raumhafen ist das Nadelöhr, durch das alle hindurchgehen müssen. Wenn wir dort Platz schaffen, kommt alles in Fluß, und die Stadt kann entleert werden."
Er schloß die Fenster, obwohl die Luft im Innern des Gleiters stickig und heiß war, aber er konnte das Geschrei der Kinder nicht mehr hören, die am meisten unter den Zuständen in der Stadt litten.
Der blinkende Pilot verschaffte ihnen Raum. Viele Maschinen wichen zur Seite aus, um sie vorbeizulassen. Pedral wurde immer stiller. Schließlich richtete er sich in seinem Sitz auf und griff nach dem Arm des Freundes.
Sag mal, Sebas, hast du dir eigentlich schon einmal überlegt, wie es auf der Erde aussieht?"
„Wundervoll, Pedral. Es gibt keinen schöneren Planeten in der Galaxis."
„Das meine ich nicht, du Narr. Überlege doch einmal, was aus Terra wird, wenn alle 2,8 Milliarden Einwohner von Foktor-Pural dorthin fliegen?"
Sebas blickte den Raumfahrer betroffen an.
„In den Nachrichten war die Rede davon, daß nicht nur wir dorthin zurückkehren wollen, wo unsere Ahnen geboren wurden.
Auch die Bewohner anderer Welten zieht es zur Erde."
Sebas preßte die Lippen zusammen und beschleunigte.
Der Gleiter flog mit überhöhter Geschwindigkeit durch das chaotische Durcheinander. Es war ein Wunder, daß es keinen Unfall gab. Pedral fiel dem Freund in den Arm.
„Ich habe nichts davon, wenn du uns umbringst, denn dann werde ich die Heimat niemals mehr wiedersehen."
Sebas begriff. Er hätte jubeln können. Seine ganze Aufregung war umsonst gewesen. Jetzt hatte es den Kommandanten auch gepackt. Endlich. Er schien wieder begreifen zu können, wie ernst die Lage war, und träumte nicht nur noch von seinen verrückten Hahnenkämpfen.
Die Maschine bog in die Zufahrtsstraße zum Raumhafen ein.
Sie führte vom Rand des Stadtkerns direkt bis an das Landefeld.
Leider war dieser Weg restlos verstopft. Jetzt half ihnen auch das rote Licht und der Impulsgeber nichts mehr. Hier konnte niemand mehr Platz machen. Am
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