0614 - Der Clan der Wölfe
Erdreich und seufzte. »Ich hasse Regen. Es war eine Art Dimensionsblase. Künstlich erzeugt und fast schon erloschen.«
»Erzeugt von wem?«
»Ich hatte nur einen vagen Eindruck. Verschiedene Bilder überlagerten sich. Ich bin sicher, daß es auch ein Tor zur Hölle gab. Es zog mich an. Ich mußte mich losreißen, sonst wäre ich jetzt drüben - und das wollte ich mir doch nicht unvorbereitet antun. Ich glaube nur, mehr werde ich auch bei einem zweiten Versuch nicht erkennen.«
»Und mit der Zeitschau? Es sind noch keine vierundzwanzig Stunden«, erinnerte Nicole. »Vielleicht sollten wir es jetzt ausprobieren. Es kostet zwar viel mehr Kraft, als wir gestern Abend hätten aufwenden müssen…«
Er zuckte mit den Schultern.
Sie rief das Amulett zu sich. »Ich probiere es aus«, sagte sie.
»Erhol du dich unterdessen ein wenig. Zur Not kannst du mir ja über die Schulter sehen und mich zurückreißen, falls ich auch in einen solchen Sog geraten sollte.«
Zamorra nickte. »Tu, was du nicht lassen kannst, wir hätten es wirklich noch gestern machen sollen, aber da war es dunkel, und es regnete…«
»Jetzt regnet es auch, und sehr viel heller ist es auch nicht«, seufzte Nicole. »Wir leben auf dem falschen Planeten. Das hier ist eine Wasserwelt - schaust du aus dem Fenster, brauchst du schon ’nen Taucheranzug. Und wenn mal für ein paar Tage so etwas Ähnliches wie Sommer vorherrscht, ist es gleich so drückend heiß, daß man nicht atmen kann…«
»Bleib cool«, sagte Zamorra. »Du vergißt, daß es nicht überall auf der Erde so ist, und daß du gewaltig übertreibst. Außerdem haben wir stets die Möglichkeit, Schlechtwetterperioden zu entfliehen…«
»Nach England. Da ist auch permanent schlechtes Wetter.«
Zamorra winkte ab. »Die Regenbogenblumen bringen uns notfalls auch noch zu völlig anderen Welten. Wolltest du nicht die Zeitschau erproben? Jede verstreichende Minute kostet dich mehr Kraft…«
»Wie besorgt du um mich bist«, spöttelte sie. »Ich arbeite ja schon dran.«
Sie versetzte sich in die nötige Halbtrance und versuchte das Amulett einen Blick in die Vergangenheit werfen zu lassen.
Das funktionierte auch - aber es brachte nichts ein. Denn sie konnte zwar noch feststellen, daß Zamorra und die Maskenmänner im Nichts verschwanden und Zamorra später allein wieder auftauchte. Aber wohin dieser Weg führte, zeigte das Amulett nicht an.
Auch nicht, wohin gestern der zweite Renault so spurlos verschwunden war.
Er war von einem Moment zum anderen einfach weg. Und es gab keinen Hinweis, wie das bewerkstelligt worden war.
»Fast könnte man meinen«, grübelte Nicole, als sie sich wieder aus ihrer Halbtrance gelöst hatte, »daß jemand mit den Para-Fähigkeiten eines Silbermond-Druiden den Wagen fortteleportiert hätte. Aber ich bin nicht sicher, ob die Para-Kräfte eines einzelnen Druiden dafür ausreichen, zumal ja hier keiner zu sehen war. Weder live, noch während der Zeitschau.«
»Könnte auch ein Dämon gewesen sein.«
»Aber den hätte das Amulett ebenfalls registrieren müssen.«
»Vielleicht«, sagte Zamorra und setzte sich auf die Motorhaube des BMW, »hat er aus der Dimensionsblase heraus agiert. Man hat mir da unten das Amulett abgenommen. Damit ich meinem Gesprächspartner keinen Schaden zufügen konnte. Gut, die Maskenmänner waren folglich nicht dämonisch, sonst hätten sie damit Probleme bekommen. Aber dieser Schattenmann…«
»Vermutlich handelte es sich um diesen Harowic. Er hat die Autos gemietet. Er wollte unbeschadet bleiben und ließ mich deshalb entwaffnen. Also doch ein Werwolf? Ein dämonischer Werwolf vielleicht? Kein Einzelgänger, sondern einer aus einem Clan der Schwarzen Familie. Mit dämonischer Magie könnte er…«
Nicole streckte die Hand aus.
»Vorschlag«, sagte sie. »Wir fahren heim, stellen uns unter die heiße Dusche, und mit trockenen Klamotten und Regenschirm suchen wir in Montbrison den Herrn Bürgermeister auf, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht habe ich inzwischen auch Nachricht von der Zeitung, bei der vorhin niemand zuständig sein wollte…«
***
Die Nachricht lag als E-mail vor und besagte schlicht, daß der Mann sich in geschlossener psychiatrischer Behandlung befand, der seinerzeit den Bürgermeister von Montbrison einen Werwolf genannt hatte. Er befinde sich in einer Klinik in St. Etienne.
»Na klasse«, stellte Zamorra trocken fest. »Damit haben wir immer noch nicht den Namen dieses Mannes, und wenn er mit
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