0614 - Der Clan der Wölfe
den Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf und den Dämonenjäger Ombre zu töten, hatte sich zerschlagen. Dabei hatte sie beide Feinde schon in ihrer Gewalt gehabt und ihre abgeschlagenen Köpfe triumphierend Satans Ministerpräsident Lucifuge Rofocale präsentiert.
Die vermeintlich abgeschlagenen Köpfe…
Sie war hereingelegt worden wie noch nie zuvor in ihrem langen Leben.
Aber sie besaß die beiden eroberten Superwaffen.
Von denen hatte sie Lucifuge Rofocale vorsichtshalber erst gar nichts erzählt und statt dessen damit experimentiert. Von dem Amulett brauchte er nichts zu wissen; er, der selbst einmal Merlins Amulette gesammelt und darüber vorübergehend den Verstand verloren hatte. Und vom Ju-Ju-Stab erst recht nichts.
Damit hatte ihn schon einmal jemand von seinem Thron verjagt. Jener Emporkömmling Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Lucifuge Rofocales Amt eingenommen hatte, obgleich er kein Dämon geworden, sondern sterblicher Mensch geblieben war. Eysenbeiß existierte nicht mehr, aber Stygia ahnte, daß das Trauma des Stabes noch immer tief in Lucifuge Rofocale saß, nach all den Jahren.
Denn dieser handgeschnitzte, hölzerne Zauberstab des toten Magiers Ollam-Onga war in der Lage, schon bei bloßer Berührung jeden echten Dämon unweigerlich zu töten. Es gab keine Rettung.
Dämonisierte Menschen, Halbdämonen, Geister, Schwarzmagier - sie alle waren nicht betroffen. Der Stab wirkte nur gegen Dämonen.
Und das mit absoluter, unentrinnbarer Präzision.
Für Stygia nicht unbedingt ein großes Problem, nachdem sie den Stab erst einmal in ihrem Besitz hatte. Schließlich brauchte sie ihn nicht direkt zu berühren. Wenn sie ihn umwickelte, konnte sie ihn so geschützt in die Hand nehmen und gegen andere Dämonen benutzen. Außerdem war sie damit befaßt, dem erbeuteten Amulett ein Kraftfeld zu entringen, das ihre Hand schützen sollte. In dem Fall brauchte sie den Stab nicht eigens zu umwickeln. Wenn das Amulett sie schützte, konnte sie ihn auch so berühren…
Einmal war es ihr schon gelungen.
Natürlich hatte sie keinen Selbstversuch unternommen.
Dafür war sie zu vorsichtig. Denn wenn der Versuch fehlschlug, war es unweigerlich ihr Ende.
Aber als Fürstin der Finsternis war sie Herrin über Leben und Tod.
Es gab Dämonen, die ihr nicht den nötigen Respekt entgegenbrachten. Vier von ihnen hatte sie gezwungen, an ihren Experimenten teilzunehmen. Sie hatte ihnen nacheinander das mit entsprechenden Befehlen präparierte Amulett umgehängt und ihnen den Ju-Ju-Stab in die Hand gegeben.
Die ersten zwei Dämonen waren sofort tot gewesen, und es war nicht schön gewesen, ihrem Sterben zuzusehen. Eine deutliche, furchtbare Warnung an Stygia, keinen Fehler zu begehen, wenn sie nicht ebenso enden wollte.
Der dritte hatte es geschafft und überlebt. Er hatte den Ju-Ju-Stab führen können, aber dann hatte Stygia ihn selbst getötet, weil er die Waffe als das erkannt hatte, was sie war, und sie nicht wieder zurückgeben wollte. Statt dessen hatte er Stygia selbst damit angegriffen, und sie war nur um ein Haar mit dem Leben davongekommen.
Die Überreste des Dämons zierten jetzt ihren Thronsaal.
Der vierte Versuch war dann wieder ein Fehlschlag gewesen, und noch hatte sie nicht herausgefunden, wieso der dritte Dämon in Verbindung mit dem Kraftfeld des Amuletts den Ju-Ju-Stab hatte berühren und benutzen können. Aber sie wollte es herausfinden, auch wenn es noch mehr Opfer kostete. Sie wollte resistent gegen den Stab werden, und mit dieser Unverwundbarkeit gegen andere antreten können.
Warum also sollte sie es nicht auch mal mit diesem Intriganten Harowic versuchen?
***
Während Nicole den Wagen nach Montbrison lenkte, spielte Zamorra mit dem Visofon-Terminal im Auto. Es handelte sich um eine hardwareseitig gewaltig abgesteckte Version, deren Monitor ein kleiner LCD-Schirm war, und die Tastatur war auch eher lausig. Aber per Modemkarte und Autotelefon ließ sich auch hier eine Verbindung mit dem Computersystem im Château herstellen, und es ließ sich natürlich auch telefonieren.
Zamorra suchte national und international nach dem Namen Han Loret.
Unter Lorett war Nicole zwar im Archiv fündig geworden, aber Zamorra war sicher, daß das nicht alles war. Der Hinweis des Schattenmannes, im Archiv mehr über Han Loret zu erfahren, bedeutete vermutlich, vom Stichwort Lorett aus in Eigenregie Schritt für Schritt vorwärts zu gehen.
Lorett sollte ein Werwolf-Ungeheuer gewesen sein.
War aber
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