0614 - Der Clan der Wölfe
diesem Moment Stygia.
Jeden Moment konnte die Fürstin der Finsternis entdecken, daß er sie bestohlen hatte.
Er war nicht nur ein Werwolf. Er war auch der Meisterdieb unter den Werwölfen. So wie er Zamorra unbemerkt den Blaster abgenommen hatte, hatte er in einem winzigen Augenblick ihrer Ablenkung den Ju-Ju-Stab bei Stygia entdeckt - und mitgenommen.
Er wußte nur zu gut, was das für eine Waffe war.
Deshalb hütete er sich auch, sie ganz auszuwickeln.
Er beließ sie so, wie sie war - ein Stück des unterarmlangen Schaftes als Griffstück von Seide umschlossen. Mit dem Rest konnte man immer noch genügend Unheil anstiften.
Als er Stygia verließ, hatte er den Stab so in seiner Kleidung verborgen, daß er keine Gefahr lief, an ungeschützter Haut oder ungeschütztem Fell vom reinen Stab berührt zu werden. Und dann hatte er, heimgekehrt in sein Haus in Montbrison, gerade noch genug Zeit gehabt, diesen Stab zu verbergen.
Ausgerechnet Zamorra war bei ihm aufgetaucht. Der Dämonenjäger hatte Harowic schneller gefunden, als diesem lieb war.
Ein weiteres Mal hatte Harowic ihn unterschätzt.
Und Zamorra hatte ihn auch noch an der Stimme erkannt!
Das war schon etwas ärgerlich. Warum ging dieser verdammte Dämonenjäger nicht einfach hin und brachte Hanakim Lorett um, so wie er es sollte? Statt dessen mußte jetzt auch Harowic damit rechnen, daß Zamorra ihn jagte.
Natürlich hatte er für seinen Schutz gesorgt. Er hatte sich diese Polizisten Untertan gemacht, die ständig für ihn da waren und alles für ihn taten. Ganz gleich, ob sie in Uniform aufzutreten hatten oder als maskierte Entführer mit geliehenen Autos.
Harowic hatte sich schon damals dieser Art des Schutzes versichert, als dieser Laurennes, oder wie auch immer er hieß, ihn als Werwolf erkannt hatte. Laurennes hatte er schnell kaltstellen können und gehofft, die überraschende Verleumdungsmeldung in der Zeitung sei niemandem aufgefallen. Lange hatte es auch danach ausgesehen, denn weder Zamorra noch einer aus seiner Gruppe hassenswerter Dämonenmörder war hier erschienen. So hatte sich Harowic einigermaßen sicher fühlen können.
Denn in einem Punkt schätzte er Zamorra durchaus richtig ein: Wenn der etwas herausfand, wartete er nicht lange, sondern handelte sofort!
Er hatte es nicht getan, also hatte er auch nicht erfahren, wer sich in seiner relativen Nachbarschaft angesiedelt hatte. Und das auch noch in exponierter gesellschaftlicher Stellung.
Es war Harowics Absicht, nicht nur im Lorett-Clan die Karrieretreppe hinaufzufallen, sondern auch in seiner menschlichen Tarnexistenz. Das Bürgermeisteramt sollte nur der Anfang sein.
Daß er einen osteuropäisch klingenden Namen trug, mußte in Frankreich nicht unbedingt von Nachteil sein. Arabisch klingende Namen wie Hanakim waren da schon hinderlicher.
Und man mußte nicht unbedingt deGaulle oder Mitterrand heißen, um an der Regierungsspitze eines Volkes von Schafen zu stehen, das man scheren oder schlachten konnte, wie es gerade nützlich erschien.
Aber das war Zukunftsmusik.
Jetzt ging es darum, sich aus einem Spiel mit heilem Fell wieder hinauszulavieren, das ihm teilweise zu entgleiten drohte.
Aber nur teilweise…
Und auch nur deshalb, weil er möglicherweise ungewollt noch einen weiteren Mitspieler hineingebracht hatte: die Fürstin der Finsternis.
Wenn sie den Stab vermißte, würde sie sofort an ihn denken.
Oh, er kannte den Ju-Ju-Stab gut. Er hatte ihn einmal gesehen, als Eysenbeiß auf dem Thron des Lucifuge Rofocale saß. Und er wußte nur zu genau, was man mit dieser Waffe machen konnte.
Das war seine große Chance…
Ihm war klar, daß er den Stab nicht auf Dauer würde behalten können. Stygia würde ihn ihm wieder abjagen. Sie verfügte über die Macht dazu. Aber in der Zwischenzeit konnte er damit im Lorett-Clan aufräumen.
Was Zamorra nicht schaffte, ließ sich anschließend mit dem Ju-Ju-Stab erledigen.
Nur gut, daß Zamorra nicht bemerkt hatte, daß Harowic den Stab aus den Höllen-Tiefen mitgebracht hatte!
Es reichte schon, daß der Dämonenjäger ihm anderweitig so schnell auf die Spur gekommen war!
Nun, aber vielleicht spielte das schon bald keine Rolle mehr.
Bekanntlich gibt der Erfolg dem Tüchtigen recht.
Und deshalb begnügte sich Harowic nicht damit, abzuwarten, bis seine Sklaven sich aus Toulori meldeten.
Er begab sich selbst dorthin - mit dem Ju-Ju-Stab.
Aus zwei Gründen.
Zum einen, um Nägel mit Köpfen zu machen.
Zum anderen, um Stygias Zorn
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