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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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deine Vorstellung, ändert sich auch mein Aussehen.«
    »Das ist doch verrückt!«
    »Nein«, widersprach Fooly. »Es ist die Natur dieser Welt. Ich denke mir, es ist so: als das Schmetterlings wesen aus deinem Traum mich sah, muß mein Aussehen es an ein gefährliches Wesen von einem früheren Erlebnis her erinnert haben. Das Wesen fühlte sich bedroht und griff an.«
    »Oder du selbst bist davon ausgegangen, daß es sich bedroht fühlen müßte, und hast es daher in deiner persönlichen Vorstellung dazu gebracht, dich anzugreifen.«
    »Endlich hast du es verstanden, wie diese Welt funktioniert«, stellte der Drache fest. »Es könnte nämlich auch so sein, daß du meintest, ein so zartes Geschöpf müsse sich von einem monströsen Ungeheuer wie mir bedroht fühlen, und hast es sich so verteidigen lassen.«
    »Das bedeutet aber, daß wir uns doch in einer gemeinsamen Bezugsebene befinden«, behauptete Zamorra.
    »Es ist die gegenseitige Beeinflussung, von der ich sprach«, erklärte Fooly. »Bist du nun besser auf das vorbereitet, was dich erwartet?«
    Zamorra nickte.
    »Und ich wäre es schon viel früher gewesen, wenn du diese Erklärung gleich zu Anfang gemacht hättest.«
    »Pah!« meuterte Fooly prompt. »Jetzt soll ich wieder mal an allem schuld sein - das ist typisch! Immer auf die Kleinen! Oh, diese Welt ist schlecht - und ich bin der einzige Gute darin! Womit habe ich das nur verdient?«
    Zamorra grinste.
    »Willst du die Antwort wirklich hören?«
    »Nur, wenn sie gelogen ist«, ächzte Fooly. »Die Wahrheit wäre bestimmt viel zu gemein und niederschmetternd! Wie ist es nun, wollen wir hier Wurzeln schlagen oder endlich was unternehmen?«
    »Suchen wir nach meinem Schmetterlingsmädchen«, entschied Zamorra.
    ***
    Und wieder träumte T'Carra in Zoraks Erinnerungen, konnte durch Zoraks Augen sehen und erleben, was damals geschehen war.
    Zorak hatte lange darüber nachgedacht, ob sie Zorrns Befehl gehorchen und T'Carra aus der Welt schaffen konnte. Sie brachte es nicht fertig. Aber weigerte sie sich, löschte Zorrn sie beide aus, und damit war niemandem geholfen.
    Schließlich entschloß sie sich, etwas zu tun, das für ihre Sippe völlig untypisch war. Kobolde und Zwerge waren eher dafür berüchtigt.
    Zorak verließ die Schwefelklüfte zusammen mit ihrem Kind und suchte die Welt der Menschen heim. Sie belegte T'Carra mit einem Zauber, so daß kein Mensch ihre kleinen Hörner, den Schweif und die Flügelchen sehen konnte. Nicht einmal fühlen… selbst wenn die Menschenhände diese Gliedmaßen berührten. Für sie war T'Carra jetzt wie ein normales, kleines Menschenmädchen. Selbst ihre Heilkundigen würden darauf hereinfallen, wenn sie das Dämonenkind untersuchten. Doch das würde kaum jemals nötig sein. T'Carra war natürlich tausendmal gesünder und vitaler, als jedes menschliche Kleinkind es jemals sein würde…
    Dämonen hätten sich davon niemals auch nur für den Bruchteil einer Sekunde täuschen lassen. Für Menschen aber mit ihren eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten reichte der Zauber völlig aus.
    Bei Nacht drang sie in eine Wohnung ein, nahm den Eltern das Kind aus der Wiege und legte T'Carra hinein. Es tat ihr sehr weh, ihr Dämonenkind wegzugeben. Aber es war der einzige Weg, wenn sie es nicht töten wollte.
    Statt dessen tötete sie das Menschenkind. Was sollte sie damit in der Hölle?
    ***
    Irgendwie gelang es Zorak, diesmal auch Kontakt zu T'Carra zu bekommen. Lag es daran, daß sie jetzt wußte, mit wem sie es zu tun hatte?
    Noch während T'Carra in Zoraks Erinnerungen grub und dabei zum Teil auch Unangenehmes berührte, benutzte Zorak T'Carras Tastversuche als eine Art Faden, an welchem sie sich durch das Labyrinth eigener und fremder Eindrücke hangelte.
    Sie begann sich in der für sie völlig unbekannten Welt zu orientieren. Einer Welt, die sie ohne T'Carra niemals kennengelernt hätte, weil ihr selbst der Zugang dazu fehlte.
    Obgleich die Corr über eine schier unglaubliche Bandbreite verfügten, was Magie betraf, fand Zorak sich in dieser Welt nicht zurecht, und sie wunderte sich darüber, wie spielerisch T'Carra mit den Möglichkeiten spielte, die die Träume ihr gaben.
    Das war es vielleicht: Das Spielerische. T'Carra nahm die Dinge vielleicht noch kindhaft leicht, während ein schon altes Wesen wie Zorak das Spielerische verlernt hatte und nur noch das Ernste in der Welt sehen konnte. Oder - lag es an dem, was T'Carra gesagt hatte? Daß sie sich veränderte, zu etwas

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