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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anderem als das, was Zorak in ihr sehen wollte?
    Wie auch immer es sein mochte -plötzlich entdeckte Zorak etwas, das sie hier nicht vermutet hatte. Es widersprach T'Carras Behauptung, nicht in Gefahr zu sein.
    Es war die Aura eines Menschen.
    Es war die Aura von Professor Zamorra!
    Und wo der Dämonenjäger sich aufhielt, war immer Gefahr!
    Besonders für unerfahrene, leichtsinnige Wesen wie T'Carra!
    Zorak nahm die Farben der Wut an. Der alte Haß war wieder da. Der Haß auf Zamorra, der ihr und T'Carras friedliches Leben als ganz normale Corr zerstört hatte.
    Zamorra war ihr jetzt zum Greifen nahe!
    Und Zorak schickte sich an, ihn anzugreifen und zu vernichten. Hier und jetzt, ein für allemal.
    ***
    Die Traumperspektive T'Carras wechselte zum eigenen Erleben. Die T'Carra von heute sah jetzt nicht durch die Augen Zoraks, sondern durch ihre eigenen. Durch die Augen des Wechselbalgs…
    T'Carra… nein, so hieß sie jetzt nicht. Man nannte sie Arlene. Ein seltsamer Name mit noch seltsamerem Klang. Die Menschenfrau, welche für T'Carra-Arlene die Rolle des Elters übernommen hatte, beugte sich über den Wechselbalg und berührte das Gesicht ›ihrer‹ Kleinen. T'Carra schnappte nach den Fingern. »Au!« stieß die Menschenfrau hervor. »He, das ist… das ist ja… sag mal, du kannst doch noch gar keine Zähnchen haben, Arlene!«
    Natürlich besaß ›Arlene‹ noch keine Zähne, dafür aber eine bestens entwickelte Lunge und eine Stimme, bei der René, der andere Elter, schon scherzhaft vorgeschlagen hatte, sie an die Feuerwehr zu verkaufen - als Alarmsirene. T'Carra schrie sehr oft. Sie vermißte Zorak und konnte sich nicht so recht daran gewöhnen, anstelle eines Elters deren zwei zu haben. Noch dazu welche, die so ganz anders aussehen als sie selbst und auch noch zu dumm waren, um das zu merken. Recht zerbrechlich waren sie auch… Deshalb ›fremdelte‹ Arlene gewaltig, wie ›ihre Eltern‹ es nannten, und wandte sich manchmal sogar von ihnen ab.
    T'Carra-Arlene wuchs etwas schneller als Menschenkinder. Ihre ›Eltern‹ fanden es natürlich schön, so einen ›Frühstarter‹ zu haben, der anderen Kindern gleichen Alters voraus war. Aber sie gingen davon aus, daß die rasante Entwicklung der kleinen Arlene sich bald wieder normalisieren würde.
    Doch schon bald wurde Arlene zum Problemkind. Die Menschen konnten nicht verstehen, warum sie dies oder jenes machte. Warum sie einen Vogel fing und ihn lebend rupfte und zum Teil aufaß… warum sie einen Nachbars jungen dazu brachte, auf den zweithöchsten Ast eines Kirschbaums zu steigen und sich dann einfach fallen zu lassen… und vor allem, wie…
    Doch nach nur drei Jahren war es vorbei. Arlene starb. Sie machte einfach die Augen zu und erwachte nie wieder. Plötzlicher Kindstod, so hieß es dann bei den Menschen.
    In Wirklichkeit lebte T'Carra weiter.
    Aber bei Zorak, die sich eine Tarnexistenz unter den Menschen geschaffen hatte. Den anderen Corr, die längst glaubten, T'Carra sei tot, hatte sie gesagt: »Ihr werdet mich für lange Zeit nicht mehr finden. Ich brauche Zeit, um zu vergessen. Sucht nicht nach mir. Jeden, der mich findet, werde ich töten.«
    Und ein neues, gemeinsames Leben in der Zurückgezogenheit, im selbstgewählten Exil unter den Menschen, begann.
    Denn zu schnell war T'Carra herangereift. Das wurde verdächtig, und es wurde immer schwieriger, Hörner, Flügel und Schweif zu tarnen. Immer wieder mußte Zorak mit ihrer Magie nachhelfen, damit die Eltern und auch sonst jemand nichts von den körperlichen Abnormitäten bemerkte. In immer kürzer werdenden Abständen mußte Zorak das magische Feld neu ›aufladen‹, damit es selbständig von T'Carra ausging und die Menschen manipulierte. Doch dafür mußte Zorak töten. Immer wieder.
    Zum Glück konnte T'Carra die Flügel so falten und den Schweif so anlegen, daß sie unter die Kleidung paßten, ohne aufzutragen. Es war praktisch das erste, was Zorak ihr beigebracht hatte. Von Tag zu Tag bangte Zorak darum, daß der Zauber nicht überraschend gebrochen wurde.
    Als es nicht mehr ging, schuf sie eine plastische Illusion. Die nahm die Rolle den ›toten‹ Kindes an und hielt die Magie gerade noch so lange, daß die ärztliche Untersuchung und die Aufbahrung stattfinden konnte.
    Als der Kindersarg geschlossen wurde, löste sich die Illusion auf. Ein in Wirklichkeit leerer Sarg wurde in die Erde gesenkt.
    Zorak verließ Annonay und wurde zu Cora Carrieux, um in Arlebosc das kleine Haus zu

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