0615 - Der träumende Dämon
bedeutete, eine liebgewonnene Einsamkeit-Zweisamkeit wieder aufgeben zu müssen. T'Carra mit dem Rest der Familie teilen zu müssen. Zorak wollte T'Carra für sich allein.
Der Verstand sagte, daß diese Phase so oder so jetzt ihr Ende fand. Denn T'Carra begann sich bereits von selbst abzukapseln. Daher wäre es nur logisch, jetzt den Strich zu ziehen.
Das Gefühl sagte nein.
Zarkahr verzog das Gesicht zu etwas, das als das Äquivalent eines freundlichen, menschlichen Lächelns hätte angesehen werden können.
»Unser gemeinsamer Freund Lucifuge Rofocale beliebte mich von deinem Versteck zu unterrichten«, sagte er. »Nebenbei darf ich dir auch mitteilen, daß euer in der Nähe des Heiligen Stuhls so sicher geglaubtes Domizil verraten worden ist. Dein Todfeind Zamorra weiß jetzt davon.«
»Verraten?« fuhr Zorak erschrocken auf. »Von wem?«
»Das ist noch eines der großen Geheimnisse dieser Welt«, sagte Zarkahr spöttisch. »Ich bin sicher, daß wir es bald herausfinden und den Verräter zur Rechenschaft ziehen werden. Zugleich«, fuhr er nach kurzem Luftholen fort, »wäre es aber doch auch eine wunderbare Möglichkeit, Zamorra in eine Falle zu locken!«
Ungeduldig starrte Zorak ihn an. Alles in ihm drängte danach, zu T'Carra zu gelangen und ihr gegen Zamorra zu helfen. »Warum so umständlich, Herr?« fauchte er. »Ich weiß, wo Zamorra sich gerade befindet, und ich bin dabei, ihn zu töten.«
»Narr!« entfuhr es DEM CORR. »Deine Magie funktioniert in jener Traumwelt nicht, in welcher sich Zamorra und T'Carra jetzt befinden. Du könntest nichts ausrichten, wie auch Zamorra dir nicht schaden könnte. Aber er würde sofort wissen, daß du wieder hinter ihm her bist!«
»Das laßt ruhig meine Sache sein«, knurrte Zorak.
»Deine T'Carra ist jetzt nicht in Gefahr«, beharrte Zarkahr. »In jenen Sphären, welche dein Nachkomme gerade durchschwebt, regieren Träume und Vorstellungen. Wenn jemand sich vorstellt, daß er dort nicht getötet werden kann, kann er auch nicht getötet werden. Es ist wie… laß mich nachdenken… wie eine neutrale Zone. Alles dort ist ausgeglichen. Es gibt keine Vor- und Nachteile, und jeder ist so stark wie jeder andere. Es wäre vergebliche Mühe, mein Freund.«
»Ich bin nicht Euer Freund, Herr«, sagte Zorak.
»Aber wir könnten Freunde werden.«
Wie ich es mir dachte. Zarkahr ist auf dem Weg, sich eine Hausmacht zu schaffen.
»Ich habe einen Plan«, sagte Zarkahr. »Das Haus in Rom, die Wohnung dort! Zamorra weiß davon. Er muß nur einen guten Grund bekommen, dorthin zu gehen. Er wird glauben, es nur mit dir zu tun zu bekommen. Doch ich werde ebenfalls da sein. Seine Überraschung wird ihm zum Verhängnis.«
»Ich fürchte um T'Carra«, flüsterte Zorak und wechselte wieder das Geschlecht, ohne steuernden Einfluß darauf zu nehmen. Es geschah einfach, der Stimmung entsprechend.
Selbstverständlich konnte Zorak es auch bewußt steuern. Aber sie gab sich sehr oft einfach nur ihren Stimmungen hin.
Sie hob den Kopf und sah Zarkahr forschend an. Sie hatte ihre Bemerkung zurückhalten wollen. Daß sie ihr dennoch herausgerutscht war, brachte sie möglicherweise in einen psychologischen Nachteil gegenüber DEM CORR.
»T'Carra geschieht nichts«, versicherte Zarkahr. »Sie wird gar nicht in der Nähe sein, wenn wir Zamorra töten. Sie ist auch jetzt nicht in Gefahr. Komm nun. Es gilt, in Rom noch Vorbereitungen zu treffen.«
»Zuerst werde ich tun, was ich tun muß«, widersprach Zorak.
»Du wirst meinem Befehl gehorchen«, sagte Zarkahr mit der Stimme der Macht.
Er überrumpelte Zorak damit. Zorak blieb keine andere Möglichkeit, als zu gehorchen.
Rom wartete auf sie.
Und T'Carra träumte…
***
…Bilder aus der Vergangenheit:
Nichts änderte sich an der innigen Verbundenheit von Zorak und T'Carra, nachdem Lucifuge Rofocale sie beide in seinem Feuerpalast einquartiert hatte. Der Erzdämon wollte sie nicht wieder in ihre alte Unterkunft auf der Erde zurückkehren lassen, nachdem es zu der von den vier intrigierenden Dämonen provozierten Auseinandersetzung mit Zamorra gekommen war. [4]
Manchmal fühlte T'Carra sich alleingelassen. Dann, wenn ihr Elter längere Zeit fort war. Das geschah sehr selten; dafür war die Beziehung zwischen Zorak und T’Carra viel zu eng. Dennoch mußte das Dämonenkind mit diesem Zustand, der Langeweile erzeugte, erst einmal fertig werden. Auf sich allein gestellt, wußte es sich zwar durchaus zu beschäftigen. Aber irgendwann verlor
Weitere Kostenlose Bücher