0615 - Der träumende Dämon
noch zu neu für mich. Aber glaube mir, ich bin dabei nicht in Gefahr. Denn in der Welt jener Träume wirkt die Magie unserer menschlichen Feinde nicht.«
»Deine eigene schon?«
»Ja«, sagte T’Carra. »Das habe ich schon herausgefunden.«
»Wirst du… willst du weiter in meinen Gedanken forschen?« fragte Zorak zögernd.
»Ich muß es tun«, sagte T'Carra.
»Du vertraust mir also nicht mehr? Du zweifelst an, was ich dir sage?«
»Ich muß ein eigenes Bild finden, das die Welt um mich herum bestimmt.«
»Es ist gut«, sagte Zorak traurig. »Ich werde dich verlieren.«
»Ja«, sagte T'Carra. »Das wirst du.«
»Aber warum?« schrie Zorak auf. »Ich habe alles für dich getan. Ich liebe dich. Ich habe dich geschützt, ich habe meine eigene Existenz riskiert. Ich hatte gehofft, wir würden immer Zusammensein. Du bist alles, was mir geblieben ist. Du bist der einzige Grund für mich, weiter zu existieren als Ausgestoßener! Ich will dich nicht verlieren!«
»Das liegt nicht in unseren Händen«, sagte T'Carra leise. Sie sah den Schmerz im Gesicht ihres Elters. Sie konnte Schmerz und Trauer mit ihren Sinnen deutlich spüren. Und es tat weh, Zorak so leiden zu sehen.
Aber es gab keinen anderen Weg.
»Ich bin nicht wie die anderen Corr. Ich bin anders.«
»Du bist, wie die Corr früher waren, vor sehr, sehr langer Zeit.«
T'Carra sah Zorak nachdenklich an.
»Wirklich…?«
***
Erneut wechselte die Umgebung um Zamorra und den Drachen. Zu spät dachte der Parapsychologe daran, daß es sicher besser gewesen wäre, wenn er Nicole über seinen ›Ausflug‹ in Kenntnis gesetzt hätte.
Damit wenigstens jemand wußte, was er gerade unternahm beziehungsweise, wo er sich befände. Für den Fall, daß etwas schiefging…
Aber das ging jetzt nicht mehr. Er wollte auch Fooly nicht dazu überreden, noch einmal in die ›Realität‹ zurückzukehren. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment.
»Woraus besteht diese - Traumwelt?« fragte er. »Du sagtest vorhin, ich solle meinen Träumen vertrauen. Das hat doch hiermit zu tun, oder?«
Während er sprach, sah er sich aufmerksam um. Er versuchte, irgendwo in seiner Umgebung den Baum mit dem Schmetterlingsmädchen wiederzusehen. Aber er konnte nichts davon entdecken.
Fooly breitete die Arme aus.
»Alles, was wir hier sehen, wird von unseren Träumen und Wünschen bestimmt«, erklärte er. »Von deinen, Chef, genauso wie von meinen oder denen eines jeden anderen Wesens, das sich gerade hier befindet! Wir beeinflussen unsere Umgebung. Was wir wollen, geschieht. Was wir sehen wollen, sehen wir.«
»Das kann nicht funktionieren«, überlegte Zamorra. »Wenn jeder einzelne in der Lage ist, diese Welt zu formen… es wäre so etwas wie die totale Anarchie! Schon in unser beider Zusammenspiel kann es nicht klappen! Du hast doch eine völlig andere Vorstellung von der Welt als ich. Du siehst sie mit ganz anderen Augen! Also müssen unsere gegenseitigen Vorstellungen im nächsten Umfeld bereits miteinander kollidieren!«
»Wer sagt denn, Chef, daß diese Umgebung für mich genau so aussieht wie für dich?« gab der Drache zurück. »Aber sage mir jetzt lieber nicht, wie du sie siehst. Wir könnten uns damit nur zu leicht gegenseitig stören.«
»Aber wir müssen uns doch in der gleichen Umgebung befinden. Schließlich kann ich dich ebenso sehen wie du mich siehst, oder? Und auch das Schmetterlingsmädchen hat uns beide gesehen.«
»Du verstehst nicht, wie diese Traumwelt funktioniert«, sagte Fooly.
»Ja, wie denn auch, wenn sie mir keiner erklärt?« entfuhr es Zamorra fast zornig. »Es mag zwar alles das Vorstellungsvermögen der Menschen sprengen, was wir hier sehen und erleben. Aber du könntest es ja wenigstens mal versuchen! Ganz so dumm und begriffsstutzig sind wir Menschen nämlich nicht - auch wenn wir keine Drachen sind!«
»Was ich gerade erwähnen wollte«, sagte Fooly. »Nun gut, probieren wir es, auch auf die Gefahr einer gegenseitigen Störung hin. Sag mir, als was du mich siehst, Chef.«
»Als Jungdrache…«
Zamorra verstummte.
Es war wie vorhin. Er sah Fooly als schon wesentlich größeren, erwachseneren Drachen… und im nächsten Moment veränderte dieser vor Zamorras Augen seine Gestalt und wurde wieder zu dem tolpatschigen Wesen, wie Zamorra seinen Anblick gewohnt war!
»Was ist denn jetzt passiert?« stieß er verblüfft hervor.
»Ich sehe, du verstehst«, sagte Fooly gelassen. »Ich sehe so aus, wie du mich dir gerade vorstellst. Ändert sich
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