0616 - Die Andro-Pest
Leider wurde ich dabei von hinten mit Eisenstangen bearbeitet. Aber mein Schädel hält einiges aus."
„Es war ein ganz heimtückischer Überfall", sagte Goshmo-Khan. „Deshalb geriet ich so in Wut. Die Meuterer gaben vor, zu einer Besprechung in der Hauptzentrale erschienen zu sein. Als sie dann bei uns waren, griffen sie plötzlich an."
„Wieviel waren es?" fragte der Solarmarschall.
„Keine Ahnung; es ging alles viel zu schnell", antwortete Zwiebus. „Aber wir sind insgesamt einundzwanzig."
„Dazu kommen Alaska, ich, Dr. Yüan und Kadett Tanaka", rechnete Tifflor. „Macht fünfundzwanzig Personen. Da die gesamte Besatzung aus zweiundvierzig Mann besteht, müssen es also siebzehn Meuterer sein."
Er schaltete seinen Helmtelekom ein und rief nach dem Transmittergeschädigten. Da die Gefahr bestand, daß die Meuterer alle Gespräche abhörten, durfte er nicht Klartext sprechen.
„Wir treffen uns am Polachslift - Zustieg von Deck neunzehn, Alaska", sagte er, dann brach er die Verbindung wieder ab.
Saedelaere würde wissen, daß er damit hatte sagen wollen, die Gefangenen wären gefunden.
Danach wandte er sich an die Männer, die er befreit hatte.
„Sie gehen in Ihre Kabinen und ziehen die Kampfanzüge an.
Anschließend sammeln Sie sich am Polachslift - Zustieg von Deck neunzehn. Sonderoffizier Saedelaere und ich werden Sie entweder dort erwarten oder Ihnen über Rundruf sagen, was weiter zu tun ist."
Er nickte dem Pseudo - Neandertaler zu.
„Sie kommen mit mir, Zwiebus. Ich werde Sie mit nach oben ziehen."
„Und warum wollen Sie Zwiebus mit nach oben ziehen, Sir?"
fragte Professor Goshmo-Khan.
„Weil die Antigravlifts nicht funktionieren", antwortete Tifflor und schaltete das Flugaggregat seines Kampfanzugs ein.
„Soll ich etwa die Nottreppe hinaufklettern?" fragte der Wissenschaftler empört.
Der Solarmarschall nickte.
„Nachdem Sie so lange untätig in der Schleusenkammer herumgesessen hatten, wird Ihnen ein wenig Treppensteigen gut tun, Professor", erwiderte er.
*
Wie alle Krankenstationen auf den Raumschiffen der Solaren Flotte verfügte auch die Bordklinik der MESACION über eine besondere Einrichtung, die sonst nur die Hauptzentrale besaß, nämlich eine eigene Sprechstelle für die Bord - Rundrufanlage.
Das entsprach der herausragenden Bedeutung, die die Flottenführung den Chefärzten von Bordkliniken terranischer Raumschiffe zumaß. Der Leiter einer Bordklinik sollte in die Lage versetzt werden, sich notfalls auch unter Umgehung des Schiffskommandanten an die gesamte Besatzung zu wenden, um bei medizinischem Notstand, beispielsweise dem Ausbruch einer gefährlichen Epidemie, Verhaltensregeln anzuordnen.
Von dieser Einrichtung profitierte auch Dr. Yüan Tsung. Sie ermöglichte ihm, sich an die Meuterer in der Hauptzentrale zu wenden, ohne daß sie es verhindern konnten. Zuerst hatte er es über den Interkom versucht, aber die Meuterer hatten sich nicht gemeldet.
Yüan schaltete die Rundrufanlage ein und sagte: „Hier spricht Dr. Yüan. Ich wende mich an alle, die mich hören können, vordringlich aber an die Männer, die die Schiffsführung übernommen haben." Er vermied bewußt den Begriff „Meuterei". „Nachdem die Andro-Pest meine Gurte zerfressen hatte, widmete ich mich hauptsächlich meinen Forschungsarbeiten mit den Andro-Bakterienkulturen. Dabei stellte ich fest, daß sich eine Mutation entwickelt hatte. Diese Mutation scheidet einen Stoff aus, der paralysierend auf das Para-Virus aus dem Paralleluniversum wirkt.
Ich habe den Stoff Anti - PV - Serum genannt. Ein Eigenversuch ergab, daß, das Anti - PV - Serum sehr schnell wirkt und keine schädlichen Nebenwirkungen hat. Deshalb schlage ich vor, daß ich allen Besatzungsmitgliedern dieses Serum injiziere. Bitte, melden Sie sich über Interkom."
Yüan Tsung mußte einige Minuten warten, bis sein Interkommelder summte. Er schaltete das Gerät ein und erblickte auf dem Bildschirm das Gesicht von Major Lederer.
„Wir haben beraten und sind zu dem Entschluß gekommen, daß ein Gespräch mit Ihnen eventuell nützlich ist", sagte Lederer.
„Sind Sie sicher, daß Ihr neues Serum gegen die PAD-Seuche wirkt?"
„Bei mir hat es jedenfalls gewirkt", antwortete der Arzt. „Ich bin symptomfrei. Wenn Sie bereit sind, sich von mir behandeln zu lassen, kommen Sie bitte in die Bordklinik, Major."
„Das geht leider nicht, Doktor", erwiderte Lederer. „Im Schiff treiben sich zwei Schwerkranke herum, Mister Tifflor
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