0616 - Die Andro-Pest
und Mister Saedelaere. Diese beiden Männer sind infolge ihrer Erkrankung unzurechenbar und daher gefährlich. Im Interesse der Sicherheit muß ich darauf bestehen, daß die einzigen noch zuverlässigen Männer die Hauptzentrale nicht verlassen."
„Ich könnte zu Ihnen kommen, Major", sagte Dr. Yüan.
Major Lederer nickte.
„Kommen Sie herauf und bringen Sie Ihr Serum mit, Doktor.
Aber sehen Sie sich vor, Tifflor und Saedelaere müssen sich auf Deck neunzehn befinden. Benutzen Sie nicht die Nottreppe des Polachslifts, sondern schnallen Sie sich ein Flugaggregat um und kommen Sie über Nebenschächte herauf."
„Warum ein Flugaggregat?" fragte Yüan Tsung, Verwunderung heuchelnd. „Weil die Antigravschächte deaktiviert sind", gab Lederer zurück. „Wie geht es Kadett Tanaka?"
„Den Umständen entsprechend gut. Ich denke, er wird durchkommen. Es ist allerdings möglich, daß er sein Gedächtnis verloren hat.
„Gut", meinte der Major. „Dann kommen Sie jetzt, Doktor."
Dr. Yüan Tsung schaltete den Interkom aus, nahm den Koffer, in den er die Injektionspistole und das entsprechende Zubehör gepackt hatte, und verließ die Bordklinik.
Er richtete sich nach Lederers Rat, schnallte sich in seiner Kabine, die direkt neben der Krankenstation lag, ein Flugaggregat über und schwebte durch verschiedene Nebenschächte zu Deck zwanzig, auf dem die Hauptzentrale lag.
Nirgendwo begegnete er jemandem.
Auch auf Deck zwanzig zeigte sich niemand. Dr. Yüan Tsung hatte keine Ahnung, ob Tifflor und Saedelaere die Gefangenen schon gefunden hatten. Er durfte auch nicht über Telekom danach fragen.
Als er nur noch wenige Meter vor dem Panzerschott der Hauptzentrale entfernt war, öffnete sich in der Mitte ein Spalt.
Langsam glitten beide Schotthälften in die Wände zurück.
Auf der anderen Seite der Öffnung standen zwei Männer in Kampfanzügen. Jeder trug einen schußbereiten Impulsstrahler.
Unübersehbar glomm hinter den Mündungen die geballte Energie der Abstrahlfelder.
„Kommen Sie herein!" sagte Major Lederers Stimme. Sehen konnte der Arzt den Anführer der Meuterer nicht.
Yüan Tsung gehorchte. Hinter ihm fuhren die beiden Hälften des Panzerschotts wieder zusammen.
Dr. Yüan blickte sich um.
Lederer stand neben dem KOM - Pult, das die Verbindung zur Hauptpositronik ermöglichte und neben ihm stand Professor Dr.
Hiram Alt.
Yüan bemühte sich, sein Erschrecken nicht zu zeigen.
Der Biochemiker gehörte also zu den Meuterern. Das konnte seinen Plan zunichte machen, denn Hiram Alt war zweifellos in der Lage, das Lügengebilde namens AntiPV-Serum zu durchschauen, wenn er es ernsthaft prüfte.
Professor Alt lächelte undefinierbar.
„Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Dr. Yüan", sagte er in gestelztem Tonfall. „Leider war es erforderlich gewesen, Sie vorübergehend auszuschalten. Sie erschienen mir unzuverlässig.
Doch da Sie nun wieder gesund sind, schätze ich mich glücklich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen."
Yüan Tsung deutete eine Verbeugung an.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Professor Alt." Er brachte ein Lächeln zustande, legte seinen Arztkoffer auf die transparente Platte des Kartentisches und sagte: „Wenn Sie nichts dagegen haben, fangen wir bei Ihnen an. Als Mediziner werden Sie den anderen Herren sicher mit gutem Beispiel vorangehen wollen."
„Selbstverständlich", erwiderte Hiram Alt. „Welchen Körperteil soll ich freimachen?"
„Wir können in den Oberarmmuskel injizieren", antwortete Dr.
Yüan erleichtert.
Der Professor nickte und streifte den Ärmel seiner Bordkombination hoch. Yüan Tsung öffnete seinen Koffer, nahm die Injektionspistole heraus und überprüfte noch einmal die Einstellung. Er hatte eine mittlere Dosis von Khuvastasin gewählt, das normalerweise bei der Heiltiefschlaftherapie verwendet würde. Es würde nach ungefähr zehn Minuten wirken.
Dr. Yüan preßte die Düsenmündung der Injektionspistole gegen den Beugemuskel von Hiram Alts Oberarm und drückte auf den Auslöser. Es zischte, als die Droge mit hohem Druck durch die Haut ins Muskelfleisch Schoß.
Als der Chirurg die Injektionspistole absetzte, sagte er: „Bitte, die anderen Herren ebenfalls Oberarme freimachen!"
„Wir warten noch", erklärte Major Lederer. „Professor Alt war so freundlich, sich für eine Erprobung des Serums zur Verfügung zu stellen. Er riet uns jedoch, zuerst abzuwarten, wie das Medikament bei ihm wirkt, bevor wir es uns injizieren lassen!"
Dr. Yüan Tsung
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