0616 - Die Andro-Pest
automatisch, wenn das Gas an den Detektoren der Sicherheitsschaltung vorbeiströmt." 'Julian Tifflor nickte. Plötzlich stutzte er.
„Haben Sie eine Möglichkeit gefunden?" fragte Saedelaere erregt.
„Nein, aber mir ist eingefallen, daß wir einen Schweroperierten an Bord haben, Yukio Tanaka, der eine komplizierte Gehirnoperation hinter sich hat. Daß ich nicht eher an ihn gedacht habe! Schnell, wir müssen nachsehen, ob er noch in der Krankenstation liegt!"
Alaska Saedelaere schaltete den Paratronschutzschirm aus, dann schwebten sie mit der Antigravplattform durch den Korridor und den Polachslift bis zu dem Deck, in dem das Bordhospital untergebracht war.
Da Julian Tifflor den Kadetten mit an die Überwachungsapparatur angeschlossen hatte, brauchte er nicht zu suchen. Zu seiner Erleichterung war Yukio Tanakg noch da.
Die Apparatur summte leise und beruhigend, und alle Kontrollampen leuchteten grün. Allerdings war der Raumkadett noch immer ohne Bewußtsein.
„Ein Glück, daß die Bordklinik ebenfalls ihre eigene Energiequelle besitzt", sagte Tifflor zu Saedelaere. Er überprüfte die Anzeigen der Überwachungsapparatur, aber die Diagrammschreiber sagten ihm weniger als die grünleuchtenden Kontrollampen.
„Ich möchte wissen, wohin die Meuterer den Arzt gebracht haben", meinte der Transmittergeschädigte.
Tifflor wölbte die Brauen.
„Sie bringen mich auf eine Idee, Alaska. Angenommen, einer der Meuterer wird von den Andro-Bakterien befallen, und nur eine schnelle Operation kann ihm helfen. Müßten die Männer dann nicht den Arzt holen?
„Sicher", antwortete Saedelaere. „Da sie bei der Übernahme des Schiffes zweifellos große Umsicht bewiesen haben, sind sie wahrscheinlich auch bei der Unterbringung Dr. Yüans umsichtig vorgegangen. Sie werden ihn nicht mit den anderen Männern zusammengesperrt, sondern isoliert untergebracht haben."
Er blickte sich um.
„Wissen Sie, wo hier die Isolierstation ist?"
Der Solarmarschall nickte. Nach einem letzten Blick auf Tanaka verließ er den Raum; gefolgt von Saedelaere. Das Schott der Isolierstation war elektronisch verriegelt, ließ sich aber von außen mühelos öffnen.
Als es zur Seite glitt, erblickten die beiden Männer den Neurochirurgen. Dr. Yüan Tsung lag auf einem Pneumobett, von starken Magnetgurten bis zur Unbeweglichkeit gefesselt.
„Ein Glück, daß Sie mich endlich gefunden haben", sagte er.
„Bitte, machen Sie mich los. Ich muß nach Tanaka sehen."
„Wir waren schon bei Tanaka", sagte Julian Tifflor, während er die Plastikgurte löste. „Alle Kontrollen zeigen Grünwerte."
Er wollte den unteren Gurt lösen, aber bevor er dazu kam, riß das breite Band auseinander, als wäre es aus morschem Papier.
„Verflixt!" schimpfte er. „Jetzt fressen die Andro-Bakterien auch schon hier herum!"
„Sie vermehren sich sehr schnell", sagte Dr. Yüan und deutete auf eine der Wände, an der sich die Kunststoffverkleidung aufzulösen begann. Darunter wurden elektrische Leitungen sichtbar, deren Isolierung sich ebenfalls auflöste.
Der Arzt rieb sich die Stirn. Plötzlich legte er den Kopf schief.
„Die Triebwerke arbeiten nicht. Bedeutet das, die Männer, die mich überwältigten, haben..."
„... die Hauptzentrale besetzt", ergänzte Alaska Saedelaere lakonisch. „Sie haben alle zentralen Energiesysteme desaktiviert und das Kommando übernommen, - weil sie nicht damit einverstanden sind, daß wir zur Hundertsonnenwelt fliegen wollen."
„Sie sind sehr krank", meinte Yüan Tsung. „Aber wenn sie schon nicht zur Hundertsonnenwelt fliegen wollen, warum nehmen sie dann nicht wenigstens Kurs auf die Milchstraße, anstatt die MESACION untätig im Leerraum treiben zu lassen?"
„Das frage ich mich auch", erwiderte Saedelaere.
„Ich nehme an, sie versuchen, den Kurs zur Milchstraße mit der Hauptpositronik zu berechnen. Wahrscheinlich haben sie infolge des schweren Krankheitsschubs, dem sie unterliegen, vergessen, daß die Hauptpositronik nicht mehr funktioniert."
„Dann müssen wir etwas unternehmen", erklärte der Neurochirurg.
Tifflor lachte bitter.
„Allerdings. Aber die Meuterer drohten uns damit, die Selbstvernichtungsanlage des Schiffes zu aktivieren, falls wir versuchen sollten, die Hauptzentrale zurückzuerobern."
Dr. Yüan wölbte die Brauen und sah den Solarmarschall verwundert an.
„Aber das können sie ja gar nicht", rief er. „Die Selbstvernichtungsanlage funktioniert doch nur in Verbindung mit der
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