0616 - Die Andro-Pest
Hauptpositronik."
„Das stimmt", sagte Alaska Saedelaere. „Mir scheint, wir vergessen auch so einiges."
So ein Pech!" sagte Julian Tifflor. „Wir konnten schon in der Hauptzentrale sein, wenn wir daran gedacht hätten. Aber diesmal lassen wir uns durch nichts abhalten."
„Sie wollen Gewalt anwenden?" erkundigte sich Yüan Tsung.
Der Solarmarschall nickte.
„Wir müssen das Schott zerschießen und danach mit einem Narkosegeschütz die Hauptzentrale bestreichen. Ihre Wandungen sind leider gegen Narkostrahlen gesichert."
Der Arzt schüttelte den Kopf.
„Die Meuterer würden sich bestimmt wehren. Es könnte Verluste geben. Aber mir kommt da ein Gedanke. Wenn ich allein zur Hauptzentrale gehen und behaupten würde, ich hätte festgestellt, daß die PAD-Seuche sich mit einem bestimmten Serum erfolgreich bekämpfen läßt, dann dürften die Meuterer sicher fordern, daß ich sie mit diesem Serum behandle. Ich werde ihnen einfach ein Betäubungsmittel injizieren, das nach etwa zehn Minuten wirkt. Dann kann ich sie alle behandeln.
Anschließend öffne ich das Schott, sobald alle Meuterer bewußtlos sind."
„Der Plan ist gut", meinte Saedelaere.
„Ja, aber wir wissen immer noch nicht, wo sich die anderen Männer befinden, die von den Meuterern überwältigt wurden, wandte Solarmarschall Tifflor ein. „Und eine systematische Suche in diesem Riesenschiff wäre sinnlos."
Dr. Yüan Tsung blickte ihn listig an.
„Sie müssen eben zuerst in Ihrem Gehirn suchen, Sir. Wo würden denn Sie Gefangene einsperren, die Sie für gefährlich halten? Sie müssen natürlich bedenken, daß noch mehrere 'Gefährliche' frei herumlaufen. Folglich wählen Sie einen Ort, an den niemand denkt."
„Die Arrestzellen kommen natürlich nicht in Frage", meinte der Transmittergeschädigte. „Auch keine Räume, die an das Interkomnetz angeschlossen sind oder die einen Telekom haben."
„Die Schleusenkammern", sagte Tifflor. „Sie wären ideale Gefängnisse, da sie normalerweise nicht als Räume betrachtet werden und zudem nur eine Interkomverbindung zur Hauptzentrale haben."
Der Mediziner lächelte.
„Sie könnten recht haben, Sir."
„Alaska", sagte Tifflor, „bitte, durchsuchen Sie alle Schleusenkammern oberhalb des Ringwulstes. Ich nehme die unteren Schleusenkammern. Nur gut, daß wir unsere Kampfanzüge haben. So brauchen wir wenigstens nicht stundenlang Treppen zu steigen."
Ich werde unterdessen nach Tanaka sehen und anschließend mit meiner Aufgabe anfangen", erklärte Yüan Tsung. „Sobald die Meuterer 'schlafen', gebe ich Ihnen über die Rundrufanlage Bescheid."
Als von irgendwoher oberhalb der Bordklinik ein lauter Knall ertönte, dem klappernde und krachende Geräusche folgten, zuckte der Arzt zusammen.
„Was war das?" fragte er erschrocken. „Sicher wieder eine Implosion", antwortete Julian Tifflor. „Wenn die Bakterien evakuierte Arbeitssysteme anfressen, knallt natürlich die umgebende Luft in das Vakuum. Beeilen wir uns also. Ich weiß nicht, ob wir es überhaupt noch bis zur Hundertsonnenwelt schaffen können, aber wir müssen es wenigstens versuchen."
Zusammen mit Alaska Saedelaere verließ er die Krankenstation. Draußen trennten sich die beiden Männer. Julian Tifflor eilte zum Polachslift und schwebte mit Hilfe des Flugaggregats seines Kampfanzugs nach unten. Er wollte seine Suche bei der unteren Polschleuse beginnen und dann von Schleuse zu Schleuse systematisch nach oben fortsetzen.
Doch er hatte bereits in der Polschleuse Erfolg.
Kaum hatte er die Verriegelung des Innenschottes gelöst, stürzten ihm Lord Zwiebus und Professor Dr. Dr. Goshmo-Khan entgegen. Beinahe hätten sie ihn überrannt.
„Wo kommen Sie denn her?" wollte Goshmo-Khan von Tifflor wissen. „Warum sind Sie nicht eingesperrt?"
Der Solarmarschall musterte das geschwollene und fast ganz geschlossene linke Auge des Wissenschaftlers sowie die bläuliche Schwellung an dessen Kinn. Auch der Pseudo - Neandertaler war gezeichnet. Seinen Schädel zierten insgesamt acht starke Beulen.
„Ich hatte einen Blackout, während Sie überwältigt wurden", erklärte Julian Tifflor. „Sie sehen ja lieblich aus, Professor."
Goshmo-Khan grinste wütend.
Da sollten Sie sicher einmal die betrachten, die mir das beigebracht haben Sir!"
„Sie sind zu grob mit den Kranken umgegangen, Professor", sagte Lord Zwiebus vorwurfsvoll. Er blickte Tifflor an. „Ich mußte ihn niederschlagen, sonst hätte er einen .Mann mit bloßen Fäusten getötet.
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