0617 - Das Blut der Mumie
unsere Erfahrungen sammeln können. Möglicherweise führte die Spur aus dem Schrebergarten in die ägyptische Richtung, nach Kairo, zu den Pyramiden, hinein in die Wüste…
»Sorry, John, ich kann damit nicht viel anfangen. Möglicherweise bist du schlauer.«
»Nein, nur die Uhrzeit.«
»Und das H.A.?«
»Kannst du mich nicht was Leichteres fragen?«
Suko senkte den Blick. »Weißt du, Alter, mir spukt da etwas durch den Kopf. Das letzte Kürzel könnte sich auf die Uhrzeit beziehen oder wird sich sogar darauf beziehen.«
»Du hörst keinen Widerspruch.«
»Ist es dann möglich, daß diese beiden Buchstaben einen Treffpunkt angeben, der sehr intensiv mit Uhrzeiten in einem gewissen Zusammenhang steht? Ich denke da an Bahnhöfe oder Flughäfen, auch an andere bestimmte Plätze…«
»Moment mal.« Ich winkte mit beiden Händen. »Bahnhöfe, hast du gesagt, auch Flughäfen?«
»Ja.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Bis zu der dort angegebenen Zeit dauerte es noch einige Stunden. Eine Spanne, die groß genug war, um Nachforschungen voranzutreiben.
»Das packen wir, John.« Suko hatte meine Gedanken erraten. »Die Kollegen werden auch bald erscheinen, sie halten uns nicht mehr lange auf.«
Ich nickte einige Male und schaute dann der Wagenkolonne entgegen, die über das Brachland fuhr. Drei Autos bildeten den Konvoi.
Nicht Chefinspektor Tanner führte die Mannschaft an, sondern ein Kollege von ihm, der ungefähr gleichaltrig war, uns ebenfalls kannte und den Kopf schüttelte.
»Was ist, Mr. Further?«
»Sinclair und Suko. Der Alptraum, der uns auch zwischen den Tagen nicht losläßt.«
»Job ist Job.«
»Was haben Sie denn jetzt für eine Leiche?«
»Eine männliche, und wir kennen sogar den Mörder.«
Further schaute Suko beinahe böse an. »Davon haben Sie uns nichts gesagt.«
»Sie werden ihn auch kaum fassen können. Oder wollen Sie Katzen jagen?«
»Heute nicht.«
Wenig später schaute Further auf die Leiche, die von einem breiten Scheinwerferstrahl angeleuchtet wurde. »Meine Güte, so etwas habe ich auch noch nicht gesehen. Das ist ein Hammer!«
»Ja, finden wir auch.«
»Und jetzt?«
»Machen Sie Ihren Job. Untersuchen Sie den Mann. Ich bitte auch um eine Obduktion. Er ist Ägypter, heißt Behal und hat in gewisser Hinsicht für uns alle gearbeitet.«
»Ein Spitzel?«
»So ähnlich.«
»Beschäftigte er sich denn mit Katzen?«
»Nicht daß ich wüßte. Jedenfalls haben ihn die Tiere angefallen, wie unschwer zu erkennen ist.«
»Katzen sperre ich nicht ein, Sinclair. Die kratzen mir einfach zu sehr.«
»Und zweibeinige?« erkundigte ich mich grinsend.
»Darüber läßt sich reden.«
Wir brauchten bei der Spurensicherung nicht anwesend zu sein.
Further wußte, wo er uns finden konnte, wenn Fragen auftauchten.
Er ging mit bis zum Rover, blieb dort stehen und steckte seine Hände tief in die Taschen des gefütterten Trenchcoats, dessen Kragen durch Schweißflecke ziemlich dunkel geworden war. »So gut möchte ich es auch mal haben. Den anderen die Arbeit überlassen.«
Ich öffnete die Tür. »Nicht immer, Mr. Further. Manchmal machen wir auch etwas selbst.«
»Was denn?«
»Feierabend«, erklärte Suko von der anderen Seite her und winkte beim Einsteigen.
Bevor wir abfuhren, trat Further noch gegen einen Vorderreifen.
Wir wußten, daß es nicht böse gemeint war.
Suko hatte seine Faltenstirn gezogen und atmete dreimal tief durch. »Jetzt brauchen wir nur noch das Rätsel zu knacken, dann haben wir die halbe Miete.«
»Denk du mal nach, ich fahre schließlich.«
Der Inspektor murmelte die beiden Buchstaben einige Male vor sich hin, bis er plötzlich auflachte und ich vor Schreck fast das Lenkrad verrissen hätte.
»He was ist…?«
»Ganz einfach, ich hab’s.« Er schlug gegen seine Stirn. »Uhrzeit und die beiden Buchstaben. Das kann nur Heathrow Airport heißen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
Ich stoppte, weil wir das Ende der Anlage erreicht hatten. »Verflixt, du hast recht.«
Suko hob einen Finger. »Ich könnte recht haben.«
»Fahren wir zum Airport oder erst zurück in die Dienststelle?«
»Ich würde sagen, wir besuchen Kollegen auf halber Strecke. Von dort könnten wir mit dem Flughafen telefonieren.«
»Wozu? Wenn wir einmal dabei sind, laß uns direkt durchfahren. So ganz unbekannt sind wir dort auch nicht.«
Wer je von Heathrow nach London gefahren ist und auch den umgekehrten Weg genommen hat, kann vielleicht mitreden, was Staus angeht.
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