Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
keine Schwarze Magie sein. Was käme dann in Frage?«
    Zamorra verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Es ist schon viele Jahre her«, sagte er. »Damals existierte Leonardo deMontagne noch. Er bediente sich der Hilfe eines Zeitdämons, ging in die Vergangenheit, in der die M-Abwehr um unser Château noch nicht existierte, betrat es und kehrte in die Gegenwart zurück.«
    »Das heißt?« wollte Tendyke wissen.
    »Daß es vielleicht kein Welten-, sondern ein Zeittor ist!«
    ***
    Nach weiteren zwanzig Minuten Fußmarsch durch eine von Meter zu Meter grüner werdende Landschaft erreichten sie das Dorf der Aska. Gut, der Begriff ›Dorf‹ war sicher übertrieben; es handelte sich um eine Ansammlung von primitiven Hütten, die aus zusammengebundenen Holzstangen, aufgespannten Tierhäuten und jeder Menge Bastgeflecht bestanden. So etwas wie Ackerbau ließ sich nirgendwo feststellen. Der Stamm der Aska bestand offenbar aus Jägern und Sammlern, die als Nomaden über das Land zogen. Zamorra schätzte, daß es nicht länger als eine Stunde dauerte, das ganze ›Dorf‹ abzubauen und zu tragbaren Bündeln zusammenzupacken, und umgekehrt.
    Die Menschen sahen den Ankömmlingen entgegen. Ihren ausdruckslosen Gesichtern war nicht zu entnehmen, was sie dachten.
    Sie schienen sich alle versammelt zu haben; etwa vierzig Männer und Frauen aller Altersstufen und ein gutes Dutzend Kinder. Einige der Aska trugen Bast- oder Lederschnüre um die Taille, einer hatte sich einen Fellschurz umgebunden. Die meisten waren nackt. Hier und da gab es etwas Schmuck - Ketten mit Raubtierkrallen und -zähnen, Stirnbänder, Armreifen. Hier und da blitzte wie bei Yla Gold auf. Ein paar Männer hatten ihre Körper zum Teil bemalt. Aber alle hielten irgendwelche Waffen bereit. Streitäxte, Speere, Faustkeile. Alles aus Stein. Das Metallzeitalter war hier noch nicht ausgebrochen - aber warum trugen dann Yla und einige andere Goldschmuck?
    So rätselhaft wie die Versetzung aus Tendyke's Home in diese Umgebung war auch das Nomadenvolk!
    Yla verneigte sich kurz vor einem der Männer: »Ältester, dies sind die Götter aus Brans Geschichte. Die Götter, die gekommen sind, uns gegen die fliegenden Dämonen zu helfen. Brans Geschichte ist wahr geworden. Retor und ich waren es, die auf Jagd gingen und von den Bestien überfallen wurden. Und Retor ist nicht gestorben. Die Götter haben ihn geheilt und ihm ein neues Leben geschenkt. Wie Bran es erzählt hat.«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Der ›Älteste‹ wirkte relativ jung; Zamorra schätzte ihn auf etwa Ende zwanzig. Der älteste Mann mochte dagegen ungefähr 50 sein. Wenn ein derart junger Bursche in einer Jägerkultur zum Ältesten ernannt wurde, mußte er gerissen oder gefährlich sein - oder beides zugleich.
    »Diese Götter wollen nicht, daß man vor ihnen kniet und sie anbetet«, sagte Retor.
    Der ›Älteste‹ nahm es hin. Er wandte sich an Zamorra und seine Gefährtin.
    »Ich bin Teron«, sagte er. »Ich danke euch für Retors Leben. Wir Aska sind eure Diener.«
    Zamorra seufzte und dachte an den Titel eines SF-Romans der Brüder Strugatzki: Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein. Diese Leute wollten in ihnen Götter sehen und ließen sich das nicht ausreden.
    Plötzlich schob sich ein Mann nach vorn, vom Aussehen her etwa in Zamorras Alter. »Es sind keine Götter«, fuhr er die anderen Aska an. »Wie oft soll ich euch das noch sagen, ihr Narren? Es sind Menschen wie wir, aber sie kommen aus der Zeit nach uns!«
    »Warum?« fragte Zamorra schnell. »Und woher weißt du das, Bran?«
    Der Mann grinste.
    »Weil ich diese Geschichte erzähle«, sagte er trocken.
    »Dann kannst du uns sicher noch viel mehr erzählen«, verlangte Zamorra sofort.
    »Nicht jetzt«, erwiderten Bran und der Älteste zugleich, als hätten sie es vorher geübt. »Es ist noch heller Tag, und die Bestien können uns jederzeit wieder überfallen. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Es ist nicht die Zeit, Geschichten zu hören.«
    Zamorra wandte sich ihm zu.
    »Verzeih mir - ich will deiner Weisheit nicht widersprechen, Ältester Teron. Aber ich möchte mir von Bran eine Geschichte erzählen lassen, die nur mich und meine Begleiterin betrifft und niemanden sonst. Es würde deine Leute nicht berühren, sie könnten weiter wachsam sein. Sie alle, bis auf Bran.«
    »Nein«, sagte Teron. »Nicht jetzt. Ihr seid fremd hier. Kennt ihr unsere Schutzhöhlen? Wenn nicht, zeige ich sie euch. Später, wenn wir am Feuer sitzen, werden

Weitere Kostenlose Bücher