Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
wir Geschichten hören. Sobald Bruder Sonne der Schwester Mond weicht. Nicht vorher.«
    »Gut«, sagte Zamorra und bemühte sich, daß es nicht zu widerwillig klang. Es lag ihm nichts daran, die Autorität des Stammesführers durch Widerspruch herauszufordern oder gar zu schwächen. Der Mann wußte sicher, was er tat. Auch wenn es Zamorra nicht gefiel, weiter warten zu müssen, bis es - vielleicht! - Erklärungen gab.
    Also fügte er sich.
    Teron führte ihn und Nicole zu einer Erdhöhle. Der Zugang war eng; man rutschte etwa eineinhalb Meter fast senkrecht, dann wurde der Schacht schräger und erweiterte sich schließlich zu einem größeren Raum. Es war düster und stank nach Exkrementen und Fäulnis.
    »Dorthin können die Bestien uns nicht folgen«, erklärte Teron. »Sie passen nicht hindurch, und ihre Klauen und Schnäbel sind nicht dafür geschaffen, die Erde aufzugraben. So ziehen sie sich zurück. Wenn wir sicher sein können, daß sie fort sind, klettern wir wieder nach draußen.«
    »Wie lange dauert so ein Überfall?« fragte Nicole.
    »Das ist unterschiedlich. Mal verschwinden sie sofort, mal kreisen sie ein Zehntel von Bruder Sonnes Weg lang über uns.«
    »Und nachts stellt ihr Wachen auf? Oder verkriecht ihr euch dann grundsätzlich da unten?«
    »Nachts kommen sie nie. Nachts sind wir sicher. Sie fürchten Schwester Mond.«
    »Das ist ungewöhnlich. Dämonen, die die Nacht fürchten? Bei uns ist es eher umgekehrt«, sagte Zamorra leise. »Der Zugang ist eng und steil. Wie schaffen die Alten und die Kinder es, wieder hinaus zu gelangen?«
    »Die Starken helfen ihnen dabei«, sagte Teron.
    »Ich denke, es wird nicht mehr lange nötig sein. Weißt du, Ältester, woher die Flugbestien kommen? Wenn die Gefahr gebannt werden soll, werden wir ihre Nester und Höhlen ausräuchern müssen. Wir müssen sie da angreifen, wo sie selbst sich sicher fühlen.«
    »Keiner von uns weiß es«, sagte Teron. »Woher auch? Wir können es nicht wagen, ihnen zu folgen. In der Luft sind sie viel schneller als wir, wir könnten sie niemals einholen. Und wenn wir ihnen entgegenziehen, um sie etappenweise zu verfolgen, werden wir sicher nicht gleich eine schützende Höhle finden, sobald sie auftauchen. Wir wären verloren. Ihre Mordlust und Gier ist unersättlich.«
    Zamorra nickte.
    Als Teron sich schließlich von ihnen abwandte, um sich vorübergehend wieder den Dingen des Alltags zu widmen, flüsterte Nicole: »Am liebsten wäre dir, wenn sie uns hier in den nächsten Minuten wieder angreifen würden, nicht wahr?«
    Er lächelte schmal.
    »Ja. Diesmal sind wir nicht mehr so überrascht wie vorhin. Wir könnten versuchen, so ein Ungeheuer lebend zu fangen, um es zu verhören.«
    »Zu verhören? Höre ich richtig?«
    »Sicher. Wenn es tatsächlich Dämonen sind, sind sie intelligent, und wer intelligent ist, kann Antworten auf Fragen geben. Handelt es sich um die Haustierchen der Dämonen, gibt es in ihnen immerhin noch Erinnerungsbilder, die wir anzapfen können. Ich denke, das sollte uns auch ohne andere Hilfsmittel als das hier«, er klopfte gegen das Amulett vor seiner Brust, »nicht allzu schwer fallen.«
    Nicole hob die Brauen. »Was werden die Aska dazu sagen, wenn wir so ein Ungeheuerchen lebend einfangen?«
    »Ich werde sie nicht danach fragen«, erwiderte Zamorra. »Ich respektiere Teron als Stammesführer. Aber wenn es darum geht, daß wir die Aska vom Terror der Bestien befreien sollen, dann werden auch wir entscheiden, wie wir das tun.«
    »Hoffentlich sind Teron und die anderen auch dieser Ansicht«, seufzte Nicole. »Andernfalls könnte es sein, daß sie uns kurz entschlossen in den Kochtopf werfen.«
    »Aber nein, das wagen sie nicht.« Zamorra grinste. »Wer wird denn schon seine Götter umbringen?«
    »Bei einem Sohn eines Gottes haben's ein paar Leute vor zweitausend Jahren mal getan«, erinnerte Nicole.
    »Aber im Endeffekt doch recht erfolglos…«
    ***
    »Ein Zeittor«, echote Nicole. »Du meinst also, daß wir uns in Wirklichkeit in einer anderen Zeit befinden.«
    »Es würde einiges' erklären, zugleich aber auch Schwarze Magie zulassen.«
    »Was hältst du für den Auslöser? Von nichts kommt schließlich nichts. Wenn wir uns in einer anderen Zeit befinden, muß uns irgend etwas oder irgend jemand dorthin gezogen haben. Wobei die Frage offen bleibt, wieso wir gleichzeitig hier sein können.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir werden es herausfinden, denke ich. Was für mich interessanter ist:

Weitere Kostenlose Bücher