Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der Tote kein Mensch, sondern ein Dämon ist?«
    Weil sie nicht gleich Verbandsmaterial finden konnte, wickelte Nicole einfach frische Handtücher um Zamorras Arm und band diesen oberhalb der Wunde ab, um die Blutung zum Stillstand zu bringen. Zamorra ließ die schmerzhafte Prozedur zähneknirschend über sich ergehen. Sie verließen den Bungalow durch einen zweiten Ausgang und benutzten eines von Tendykes Autos, um nach Florida City zu fahren.
    Einer von Bancrofts Deputys machte den halbherzigen Versuch, den Wagen anzuhalten, zuckte dann aber mit den Schultern und gab den Weg winkend frei. Man kannte sich ja. Natürlich konnte es dem Mann gehörigen Ärger einbringen, aber anscheinend war wohl nicht nur Sheriff Bancroft selbst mit der Aktion dieses MacReady unzufrieden.
    Als sie zur Grundstücksgrenze kamen, sahen sie, daß die Sperre am Tor mit Lichtschranke und computerisierter Registrierung zerstört worden war. »Oha«, murmelte Zamorra. »Wenn dieser Marshai nicht wirklich etwas in der Hand hat, wird er sich verdammt warm anziehen müssen.«
    »Glaubst du, er hat wirklich etwas in der Hand?«
    »Robert und Drogen? Glaube ich so wenig wie du. Da läuft irgendeine ganz gewaltige Schweinerei ab. Wenn ich nur wüßte, was das soll… Das alles fehlt uns gerade jetzt noch. Als ob wir nicht schon genug andere Probleme hätten!«
    Vorsichtig betastete er seinen Arm.
    Was geschah drüben ?
    ***
    Zamorra öffnete die Augen. Sein Arm schmerzte, als säße jemand mit scharfen Zähnen daran und nage Stückchen für Stückchen ab. Als er sich zu bewegen versuchte, stellte er fest, daß er gefesselt worden war.
    Er murmelte eine saftige Verwünschung, die jeden hartgesottenen Seemann vor Neid hätte blaß werden lassen.
    »Du lebst also noch«, erklang Nicoles Stimme aus der Dunkelheit. »Gut. Aber du mußt mit dieser Verletzung dringend zu einem Arzt. Das geht ja bis auf den Knochen 'runter. Muß genäht werden. Und sicher auch desinfiziert. Wer weiß, was alles an Dreck an der Kralle hing, die dich erwischt hat. Ob da die Wundstarrkrampfimpfung noch hält, wage ich fast zu bezweifeln.«
    »Du hast eine wunderbare Art, anderen Menschen Mut zu machen«, vermerkte Zamorra trocken.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, als höre und sage er dies zweimal - hier, und zeitgleich ein Echo von irgendwoher. Das elektrisierte ihn. Gab es vielleicht doch eine Verbindung in ihre eigene Welt? Oder eigene Zeit?
    »Warum haben sie mich gefesselt?« fragte er.
    »Hörst du nicht, Chef? Du mußt in ärztliche Behandlung«, erinnerte Nicole.
    »Dann ruf doch mal eben einen Arzt an, verdammt!« knurrte Zamorra und wiederholte: »Warum haben sie mich gefesselt?«
    »Mich auch, nur haben sie mich nicht vorher niedergeschlagen. Sie geben uns die Schuld daran, daß die fliegenden Dämonen sie bei Nacht angegriffen haben.«
    »Wir sind also keine Götter mehr.«
    »Richtig. Wir sind fast schon selbst Dämonèn. Sie glauben nicht mehr, daß wir gekommen sind, um ihnen zu helfen. Wir sind hier, um sie ins Verderben zu stürzen. Wir haben die Dämonen angelockt. Die haben sich nach uns orientiert, wußten genau, wo sie uns bei Nacht finden konnten.«
    »Das ist absurd.«
    »Sag das Teron und den anderen. Chef, es hat eine Menge Tote gegeben, so viele wie noch nie zuvor. Fünfzehn Männer und Frauen. Fünfzehn von vierzig. Aber das ist noch nicht das Schlimmste.«
    »Bitte?«
    »Vier der Kinder sind ebenfalls tot«, sagte Nicole heiser. »Die Bestien - sie haben unglaublich gewütet… sie haben das Lager völlig überrascht. Niemand konnte fliehen. Wenn ich nicht geschossen hätte, wenn ich nicht eines der Ungeheuer zu einer Fackel am Himmel gemacht hätte, damit wir überhaupt etwas sehen konnten -dann hätten sie den ganzen Stamm abgemetzelt. Keiner hatte auch nur den Hauch einer Chance. Verdammt, Chef, es hat auch die Kinder erwischt. Vier sind tot, und eines wird vielleicht nie wieder gehen können. Weißt du, was das bedeutet? In einer steinzeitlichen Kultur wie dieser sind Behinderte eine Last. Man wird sich dieser Last entledigen.«
    »Nein«, sagte Zamorra.
    »Ich habe es gehört. Teron und Yla unterhielten sich darüber. Wenn das Kind gelähmt bleibt, werden sie es töten.«
    Er schluckte. Allein der Gedanke daran war schlimmer als die Erinnerung an den Überfall, als der Überfall selbst. Er zerrte an seinen Fesseln, aber das einzige Ergebnis war, daß sein Arm noch stärker schmerzte und wieder zu bluten begann. Zamorra

Weitere Kostenlose Bücher