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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fühlte, wie es warm über seine Haut floß.
    »Wir müssen versuchen, uns gegenseitig loszubinden«, sagte er. »Ich glaube, du liegst rechts von mir. Kannst du dich herumrollen? So nahe heran, daß du an meine Fesseln kommst? Oder ich an deine? Ich kann mich mit der Wunde nicht richtig bewegen.«
    »Du könntest es auch ohne nicht«, seufzte Nicole. »Sie haben uns nicht nur gefesselt, sondern auch angepflockt. Wir kommen nicht nahe genug zueinander. Ich hab's vorhin schon ausprobiert. Es geht nicht.«
    »Wie lange war ich ohne Besinnung?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nicole. »Ich habe keine Uhr bei mir, kann's nur schätzen. Zwei Stunden vielleicht. Es müßte bald hell sein. Aber ich glaube, die Nacht dauert hier etwas länger als in unserer Zeit.«
    »Woraus schließt du das?«
    »Sie will nicht enden…«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen, versuchte eine Schmerzwelle niederzukämpfen, die ihn gerade durchflutete. Endlich konnte er wieder sprechen. »Vielleicht kommt es dir nur so lang vor, weil wir möglicherweise nur ein paar Minuten geschlafen haben und das jetzt falsch einschätzen. Wenn wir uns tatsächlich in der Vergangenheit aufhalten, müßten die Tage und Nächte kürzer sein - sofern wir den Unterschied tatsächlich feststellen können. Die Erde hat im Laufe der Zeit ihre Umdrehungsgeschwindigkeit verlangsamt; die Tage sind damit länger geworden. Aber die Steinzeit, in der wir uns wahrscheinlich befinden, liegt eigentlich noch nicht lange genug zurück, daß man's effektiv bemerken könnte. Zwischen fünf- und achttausend Jahren… das ist erdgeschichtlich betrachtet nicht mal eine Tausendstelsekunde. Wir könnten eine Veränderung ohne komplizierte Meßgeräte gar nicht feststellen.«
    »Hilft uns das jetzt weiter?« fragte sie.
    Zamorra verzichtete auf eine Antwort.
    Er überlegte.
    Als die fliegenden Bestien angriffen, hatte das Amulett reagiert. Es hatte Schwarze Magie angezeigt. Aber es hatte nicht selbst zugeschlagen. Häufig tat es das, griff Dämonen an, ohne erst auf Zamorras Gedankenbefehl zu warten. Es reichte, wenn es eine Bedrohung für den Meister des Übersinnlichen erkannte.
    In diesem Fall hatte es sich aber völlig passiv verhalten. Es hatte nicht einmal das grünliche Schutzfeld erzeugt. Das dämonische Ungeheuer hatte Zamorra verletzen können! Es war nicht abgewehrt worden!
    Waren die fliegenden Monster vielleicht doch keine ›richtigen‹ Dämonen?
    Und wo war das Amulett jetzt? Zamorra konnte es nicht an seinem Körper spüren. Bei genauerem Betrachten konnte er außer den Fesseln überhaupt nichts an seinem Körper spüren. Die Aska mußten ihn bis auf die Haut ausgezogen haben, nachdem jemand ihn niedergeschlagen hatte.
    Warum?
    Um ihm den Götter-Status zu nehmen? Schließlich unterschieden sich Nicole und er vorwiegend durch ihre Kleidung von den Aska. Kleidung als Status-Symbol… Entferne das Symbol, und du entfernst auch den Status!
    Ein verqueres Denken, das zur Steinzeitkultur paßte.
    »Na wartet, Freunde«, murmelte er. »Alles könnt ihr mir jedenfalls nicht nehmen.«
    »Was sagtest du?« fragte Nicole.
    Aber Zamorra wiederholte es nicht so laut, daß sie es verstehen konnte. Er konzentrierte sich auf das Amulett und rief es mit der Macht seiner Gedanken.
    Er und Nicole waren die beiden einzigen Wesen, die das Amulett zu sich rufen konnten. Zwischen ihnen existierte eine enge Verbindung, die sich nicht erklären ließ. Wenn einer von ihnen das Amulett rief, landete es innerhalb von Sekunden in seiner Hand, ungeachtet der Entfernung, und selbst feste Wände oder gar ein Bergmassiv waren kein Hindernis.
    Der Ruf funktionierte auch jetzt.
    Zamorra spürte einen leichten Schlag, als Merlins Stern in seiner Hand ankam, und dieser Schlag löste eine weitere Schmerzwelle aus - es war der verletzte Arm.
    Doch im nächsten Moment war seine Hand wieder leer.
    Und das Amulett verschwunden…
    ***
    »Das sieht viel schlimmer aus, als es ist«, behauptete die dunkelhäutige Ärztin, bei der Zamorra und Nicole gelandet waren, als sie den Notverband öffnete und durch ihre modische Brille die Wunde betrachtete, »Wie ist denn das passiert? Haben Sie mit einem Alligator geflirtet, oder sind Sie in eine Sense gefallen?«
    »Eher so was wie ein Alligator«, brummte Zamorra.
    »Na, das bekommen wir schon wieder hin.« Sie desinfizierte die Wunde, verpaßte Zamorra ein paar Spritzen, sorgte für örtliche Betäubung und begann dann, die Wundränder zu vernähen. »Da habe ich

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