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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Geschichte erzählt, in der wir gefesselt hier Zurückbleiben, während ihr in eine andere Gegend weiterzieht?«
    Zamorra drehte den Kopf und sah sie verblüfft an.
    »Nein«, sagte Teron. Auch er war überrascht. »Es hat nichts mit Bran zu tun. Es ist eine Frage des Überlebens, nicht eine spannende Geschichte.«
    Er wandte sich ab. Zamorra und Nicole riefen ihm hinterher, aber er reagierte nicht mehr.
    Die wenigen verbliebenen Reste des Nomadendorfes wurden schnell und geschickt abgebaut. Es konnte kaum mehr als eine Stunde vergangen sein, als die Aska ihre Bündel schulterten und in einer langen Kette davonstapften, einer hinter dem anderen, wie vor hundert oder zweihundert Jahren die Apachen auf dem Kriegspfad. Jeder von ihnen, auch die Alten und Kinder, trug einen Teil der Last.
    Bald wurde die Gruppe zu einem schmalen Strich am Horizont und verschwand dann endgültig.
    Zwei gefesselte, durstige und hungrige Menschen blieben zurück. Ohne eine Chance, sich aus eigener Kraft zu befreien.
    Über ihnen schien die Sonne, heiß und mörderisch.
    Und irgendwo kreisten sicher schon die dämonischen Ungeheuer und machten sich bereit, wieder anzugreifen…
    ***
    Als Zamorra und Nicole Tendyke's Home wieder erreichten, war das Polizeiaufgebot verschwunden. Lediglich der Dienstwagen Sheriff Bancrofts parkte noch vor dem Flachbau. Robert und der Sheriff saßen draußen auf der Terrasse und unterhielten sich angeregt. Dabei hielt jeder von ihnen ein Handy, sprach zuweilen hinein oder lauschte.
    »Faszinierend«, bemerkte Zamorra trocken. »Welch Sieg der Technik über die Gesprächskultur.«
    Sie gesellten sich zu den beiden. Butler Scarth versorgte sie mit Erfrischungen. Schließlich schalteten Tendyke und Bancroft gleichzeitig, als hätten sie es zuvor einstudiert, ihre Handys ab. Bancroft steckte seines ein; Tendyke ließ es auf dem Gartentisch liegen.
    »Was war das denn für eine Form der Unterhaltung?« erkundigte sich Nicole.
    »Eine Konferenzschaltung«, sagte Tendyke. »Wir haben uns mit meiner Rechtsabteilung in der Firma in El Paso unterhalten. Unsere Aktion auf Key West scheint ein kleines und gemeines Nachspiel zu finden.«
    »Wie das?« fragte Zamorra. »Was hat der Vampir mit der Drogenpolizei zu tun?«
    »Von einem Vampir wissen die ja nicht mal was. Logisch«, erklärte Tendyke. »Und mit so etwas dürfen wir den Jungs auch erst gar nicht kommen. Jedenfalls wollten sie das ganze Haus durchsuchen und waren sehr böse darüber, daß sie das nicht durften. Ein kleiner dummer Formfehler. Sie waren auch sehr sauer darüber, daß ihr verschwunden seit. Was, zum Teufel, ist mit deinem Arm los, Zamorra?«
    »Eine Verletzung, die sich wahrscheinlich mein Original zugezogen hat. Ich als Echo bekomme hier nur das Echo mit, aber das recht gründlich.«
    »Schade«, sagte Bancroft.
    »Wie bitte?« Zamorra sah ihn konsterniert an.
    »Nun, ich weiß zwar nicht, worum es bei Original und Echo geht. Aber es wäre doch zu schön, wenn einer dieser übereifrigen Leute auf Sie geschossen hätte, Professor. Dann könnten wir dem jetzt richtig schön an den Karren fahren. Und US Marshai MacReady wüßte vor schlaflosen Nächten nicht mehr ein und aus.«
    »Was war das überhaupt für ein Formfehler? Und worum geht es konkret?« wollte Zamorra wissen. Im Moment fühlte er sich wieder etwas besser. Die Neugierde war stärker als seine Müdigkeit.
    »Die Jungs sind hier einmarschiert, bevor sie den Durchsuchungsbefehl in der Tasche hatten. MacReady pokert auf ›Gefahr im Verzug‹. Was aber hier definitiv nicht gegeben ist. Nun, die Einzelheiten sind doch recht kompliziert, aber in diesem Moment erwirken unsere Anwälte bereits eine Anfechtung und Unwirksamkeitsverfügung. Nett, daß sich unser Sheriff dabei so sehr engagiert. Und das, ohne auf meiner Lohnliste zu stehen…«
    Er grinste. Bancroft hob die Brauen und seufzte.
    »Vor allem, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen wir uns vor Jahren kennengelernt haben«, schmunzelte Tendyke. »Damals, als ich wieder auftauchte, nachdem ich für etwa ein Jahr verschwunden gewesen war und man mich bereits für tot erklärte - und ein gewisser Rico Calderone, seines Zeichens damaliger Sicherheitschef der Tendyke Industries, mich gern dauerhaft tot gesehen hätte. Immerhin war es ein saftiger Mordversuch, den er durchzog. Wofür er dann ja auch im Gefängnis landete.«
    Daß es nicht beim Versuch geblieben war, sondern daß Calderone Tendyke tatsächlich ermordet hatte, ging Bancroft

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