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0618 - Doktor Wahnsinn

0618 - Doktor Wahnsinn

Titel: 0618 - Doktor Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bestimmt ›früher‹ zu. Sie werden schon bald kommen, um deinen Körper auseinanderzuschneiden. Sie werden sich für dein Rückenmark und für dein Gehirn interessieren. Jetzt, wo du tot bist, wo du dich nicht mehr wehren kannst…
    Nein, du bist nicht wirklich tot. Sie glauben es nur. Nach ihrem Wissensstand müssen sie es einfach glauben. Und deshalb werden sie dich sezieren wollen. Allen voran Ramon Diaz. Dieser Schurke.
    Du siehst dich um. Du kannst nicht, unterscheiden, ob es Tag oder Nacht, ist; es gibt hier unten keine Fenster, und die Beleuchtung ist stets gleichmäßig. Du willst auch nicht unbedingt, wissen, wie spät es ist. Du hast so lange zeitlos gelebt…
    So viele Jahrmilliarden…
    Da kommt es jetzt auf nichts mehr an. Zeit ist unwichtig geworden. Wichtig bist nur noch du und das, was du erreichen wolltest und erreicht hast. Du weißt, daß du es geschafft hast. Denn sonst könntest du jetzt nicht mehr denken und deinen für tot erklärten Körper auch nicht mehr kontrollieren.
    Und wie du ihn kontrollieren kannst!
    Aber noch viel stärker als die Materie ist der Geist.
    Mit ihm öffnest du dein Gefängnis.
    Es geht nur von außen. Innen gibt es keine Türgriffe. Wozu auch? Tote pflegen ihre Ruhestätte für gewöhnlich nicht aus eigener Kraft verlassen zu wollen.
    Du aber willst es. Mit der Kraft deines Geistes zwingst du den äußeren Griff, sich zu bewegen und die Sperre zu lösen. Du zwingst die auf Rollen gelagerte Schublade, hinauszugleiten, die Tür aufzustoßen.
    Du drehst dich zur Seite, steigst einfach hinunter. Du versetzt der Lade einen Stoß, so daß sie wieder im Kühlfach verschwindet.
    Die Geräusche bleiben nicht unbemerkt. Jemand springt an seinem Arbeitstisch auf und sieht herüber. In der gleichen Sekunde bist du bei ihm. Du berührst ihn, beginnst dabei eine andere Form anzunehmen.
    Deine Hand löst sich in Unmengen von Insekten auf. Sie erreichen ihr Ziel, dringen in Mund und Nase des Menschen, beginnen ihr zerstörerisches Werk. Es ist Verschwendung von Lebenspotential. Doch es gibt Milliarden von Versuchsmenschen auf dieser Erde, die du benutzen kannst.
    Später.
    Diesen Menschen zu töten, ist notwendig. Er könnte Hinweise geben. Er hat nicht viel gesehen, aber dennoch schon zu viel.
    Du weißt, was die Firma trotzdem noch herausfinden kann. Sie können die Netzhäute des Mannes fotografieren und sehen, was er im Moment seines Sterbens gesehen hat. Sie können sogar einen Neuroscan durchführen und dabei feststellen, woran er zuletzt gedacht hat. Du weißt leider nur zu gut, über welche technischen Möglichkeiten sie verfügen.
    Die Gkirr waren ihnen so weit voraus… und sie haben gelernt, ihre Technologie zu nutzen…
    Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit und bringen Forschungsprojekte zur Reife!
    Jetzt hast du dich fast vollständig dezentralisiert, nimmst den kopflosen Leichnam auf dem Boden hinter dir nur am Rande deines veränderten Bewußtseins wahr.
    Du bist fort, aber du bist überall. Und alle kleinen Teile, aus denen du bestehst, werden jede Chance ergreifen, nach draußen zu gelangen. Nicht alle auf dem gleichen Weg. Da gibt es die Lüftungsschächte, da gibt es Kabelkanäle, da ist die Tür, die irgendwann einmal aufgehen wird. Da sind so viele Möglichkeiten. Man muß nur dezentralisiert und in dieser Daseinsform klein genug sein.
    So gehst du hinaus.
    Und einer zertritt etwas von dir. Du fühlst den Schmerz. Es ist das, was du als Phantomschmerz gespürt hast: jetzt, wo du längst draußen bist, erinnerst du dich wieder daran. Du weißt, wer für diesen ›Phantomschmerz‹ verantwortlich ist. Du weißt jetzt, was von dir er zertreten hat.
    Die Kuppe deines linken kleinen Fingers fehlt dir. Und dort lokalisierst du jetzt auch den Schmerz, nachdem du deine ursprüngliche biologische Organisationsform wiedergefunden hast.
    Aber nein, sie ist es nicht mehr. Sie ist anders geworden, ganz anders.
    Trotzdem fehlt jetzt etwas von dir. Etwas, das zerstört worden ist. Und du weißt, wer der Zerstörer war.
    Diaz.
    ***
    Diaz ballte die Hände zu Fäusten.
    Sie hatten ihn verhört, gerade so, als ob er der Schuldige sei. Der Mörder und Leichendieb. Jetzt wußte er tatsächlich, was es mit Harvey Bennet auf sich hatte.
    Und Diaz hatte die Firma hassen gelernt.
    So viele Jahre seines Lebens hatte er für die Firma gearbeitet und war immer loyal gewesen, und jetzt behandelte man ihn wie einen Verbrecher! Man stülpte ihn um, kehrte sein Inneres nach außen. Als man ihn

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