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0618 - Doktor Wahnsinn

0618 - Doktor Wahnsinn

Titel: 0618 - Doktor Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weit, daß er von ihr herunterklettern konnte. Ein nackter, ausgezehrter Mann mit bleicher Haut. Natürlich, wenn er jahrelang in der Klinik an lebenserhaltenden Geräten gehangen hatte, konnte er die Sonne nicht gesehen haben.
    Es war eindeutig Galworthy. Zamorra erkannte ihn wieder, auch wenn ihre letzte Begegnung sehr lange zurücklag und der genial-verrückte Insektenforscher damals wesentlich voller im Gesicht ausgesehen hatte.
    Er bewegte sich nicht zögernd wie ein Zombie, sondern wie ein ganz normaler, lebender Mensch. Und er war schnell, kaum daß er von der Lade geklettert war.
    Er versetzte ihr einen Stoß, daß sie wieder im Fach verschwand. Er verzichtete darauf, die Luke zu schließen. Blitzschnell bewegte er sich vorwärts, und Zamorra hatte Mühe, ihm zu folgen. Erst als er die Zeitschau drastisch verlangsamte, konnte er wieder zu Galworthy aufschließen.
    Etwas vermißte er bei dem Mann: den Zettel mit den persönlichen Daten, der für gewöhnlich an einem der Zehen eines Toten befestigt wurde. Hatte Galworthy ihn schon im Kühlfach abgestreift, oder hatte man dieses Kärtchen gar nicht an ihm befestigt?
    Das hielt Zamorra für unmöglich. Nirgendwo auf der Welt verschwand ein Toter ohne irgendeine Kennzeichnung in einem Kühlfach. Notfalls verpaßte man ihm hierzulande den Behelfsnamen ›John Doe‹. Aus welchem Grund auch immer sich diese Bezeichnung eingebürgert haben mochte…
    Aber hier war das ja nicht einmal nötig gewesen. Man wußte ja nur zu gut, wer der Mann war.
    Der wiederenvachte Tote, der gar nicht den Eindruck machte, tot zu sein, hatte jetzt den Nachtwächter erreicht. Der Mann war von seinem Platz aufgesprungen, stand da starr vor Schreck mit weit aufgerissenen Augen. Natürlich - er begriff nicht, wie das möglich war, was er sah. Wie ein Toter vor seinen Augen aus dem Kühlfach klettern konnte!
    Galworthy streckte die Hand aus.
    Und etwas Unglaubliches geschah…
    ***
    »Das - das glaube ich nicht!« stieß Diaz hervor. »Galworthy ist tot! Galworthy ist tot! Galworthv…«
    Als ihn der Insektenmann mit schneidend scharfer Stimme unterbrach, merkte Diaz erst, daß er zu plappern begonnen hatte, ohne zu begreifen, was ablief. Entsetzt stellte er fest, daß er nahe daran war, den Verstand zu verlieren.
    »Galworthy ist tot«, wiederholte er noch einmal bewußt. »Und Galworthy war ein Mensch. Nicht so ein… so ein außerirdisches Monstrum.«
    Der Insektenmann lachte leise.
    »Ich bin Galworthy. Doktor Brian Galworthy. Der Mann, den Sie jahrelang gezwungen haben, in einem menschenunwürdigen Zustand weiterzuleben. Obgleich es kein Leben mehr war, sondern nur noch eine endlose Qual. Oh, hätten Sie mich doch sterben lassen. Thompson war der einzige, der noch etwas Mitgefühl entwickelte. Aber auch er hat nichts getan, um meine Qual zu beenden. Aber Sie konnten mich ja nicht einfach in Frieden sterben lassen, nicht wahr? Sie wollten ja mein Forschungsergebnis haben. Danach - wäre Ihnen meine Existenz gleichgültig gewesen. Denn Sie hätten auf jeden Fall den Ruhm geerntet. Aber ich habe Ihnen doch noch einen Strich durch die Rechnung machen können. Einen sehr großen, fetten, schwarzen Strich.«
    »Ich glaube es einfach nicht«, flüsterte Diaz bestürzt.
    »Für Glaubensfragen ist die Kirche zuständig«, sagte der Insektenmann zynisch. »Für die Wissenschaft gelten nur Fakten. Wissen ist Macht, Kollege Diaz. Nur das Wissen zählt. Und ich habe es.«
    »Sie können nicht Galworthy sein«, keuchte Diaz.
    »Sie sind ein Narr«, sagte der Insektenmann. »Sie verstehen nichts. Überhaupt nichts. Sie werden nie begreifen, was ich geschaffen habe. Sie wollten mit den Ergebnissen meiner Forschung Weiterarbeiten? Sie, der Narr? Der Blinde? Ihr Gehirn reicht nicht aus, zu begreifen, was ich entdeckt habe. Ich habe es geschafft, Diaz. Ich habe die Unsterblichkeitsformel.«
    »Nein«, raunte Diaz.
    »Das ewige Leben«, schrie der Insektenmann ihn an. »Ich habe es möglich gemacht! Es ist möglich, unsterblich zu werden! Für jeden von uns! Ich bin unsterblich geworden! Ich habe das ewige Leben erlangt! Ich werde noch existieren, wenn dieser Planet als verglühter Schlackeklumpen von der zur Supernova werdenden Sonne verschlungen wird! Ich werde noch leben, wenn dieses ganze Universum stirbt! Weil ich gestorben bin, Diaz… denn der Weg zur Unsterblichkeit führt über den Tod!«
    »Nein«, wiederholte Diaz.
    »Nur wer stirbt, bekommt die Möglichkeit, ewig zu leben! Der Tod ist nicht das

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