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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Eingang näherte. Dann hörte sie einen schweren Seufzer, der Schatten wurde kleiner und verschwand schließlich. Margaret schlich mit verhaltenem Atem näher, bis sie hinter der offenen Tür stand.
    Diese war, wie sie annahm, aus starkem Eichenholz gemacht und ihre Oberfläche so geschickt mit Felsstückchen verkleidet, daß sie sich in keiner Weise von der Felswand unterschied, durch die Brill in die andere Nische eingedrungen war.
    Neugierde ist auch bei den vernünftigsten Personen zu finden, und so war auch Margaret - trotz der schrecklichen Gefahr, in die sie laufen mußte, neugierig, das Innere des Felsenheims der Familie Flack zu sehen. Mit äußerster Vorsicht lugte sie um die Ecke. Die Größe des Raums überraschte sie, aber von seiner Ausstattung war sie etwas enttäuscht. Kostbare Teppiche hatte sie sich vorgestellt, wundervolle Möbel und seidene Behänge über den rauhen Felswänden. Statt dessen sah sie einen einfachen Holztisch, auf dem eine Lampe stand, ein Stück fadenscheinigen Teppich, zwei Korbstühle und ein Feldbett. Olga stand neben dem Tisch und blickte in eine Zeitung; sie stand mit dem Rücken zur Tür, und so hatte Margaret Zeit, sich genauer umzusehen.
    In der Nähe des Tisches standen drei oder vier Koffer, gepackt und zugeschnallt - fertig für eine Reise. Auf dem Bett lag ein Pelzmantel, und das war das einzige Anzeichen von Luxus in diesem kahlen Raum. Noch eine zweite Person war zugegen. Margaret unterschied die gebeugte Gestalt einer Frau - Mrs. Burton.
    Sie machte noch einen Schritt vorwärts, um besser sehen zu können, als ihr Fuß auf einem glatten Stein ausglitt. Sie fiel vorwärts gegen die Tür, die sich halb schloß.
    »Wer ist da . . .? Bist du es, Vater?«
    Margarets Herz blieb beinahe stehen, und einen Augenblick lang stand sie wie gelähmt, unfähig, die kleinste Bewegung zu machen. Dann aber, als Olgas Schritte sich näherten, drehte sie sich um und flog durch den Gang. Sie hörte Olgas Stimme, aber sie lief und lief. Der Gang wurde heller, und mit entsetztem Aufschluchzen kam es ihr plötzlich zum Bewußtsein daß sie in ihrer Verwirrung eine falsche Richtung eingeschlagen hatte und auf die Grotte zulief, möglicherweise dem wahnsinnigen alten Mann gerade in die Hände.
    Hinter sich hörte sie schnelle Fußtritte und eilte weiter. Und jetzt befand sie sich schon in dem hellen Licht der riesigen Höhle. Niemand war zu sehen, und sie folgte den Windungen des schmalen Felsenrandes, der an der Wand entlanglief, bis sie an den Fuß der steilen Treppe kam. Ein lauter Schrei. Jemand auf dem Boot hatte sie bemerkt: Sie stand noch regungslos vor Furcht, als John Flack auftauchte. Er kam auf sie zu, den Gang entlang, durch den sie und Brill das Innere der Grotte erreicht hatten. Einen Augenblick starrte er sie an, als ob sie ein Gespenst wäre, hervorgesprungen aus seinen eigenen wahnsinnigen Träumen, dann - mit einem Aufbrüllen - sprang er auf sie zu.
    Sie zögerte nicht einen Augenblick länger. Sie flog die entsetzliche Treppe hinauf, den Tod zur rechten Hand, aber ein viel schrecklicheres Schicksal hinter ihr. Höher und immer höher diese schmale Treppe ohne Geländer hinauf . . ., sie wagte nicht, sich umzublicken, sie wagte nicht, zu denken . . ., sie hielt ihre Augen fest nach oben in die verschwommene Dämmerung gerichtet, wo diese unendliche Jakobsleiter auf irgendeinem festen Boden enden mußte. Ihr Atem kam in keuchenden Stößen, ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie wagte es, den Bruchteil einer Sekunde stehenzubleiben, um zu Atem zu kommen, bevor sie weiterflüchtete. Flack war ein alter Mann, aber er war wahnsinnig . . . Ein Wesen von schrecklicher, unmenschlicher Energie. Die tolle Furcht verließ sie - sie zehrte zuviel an ihrer Kraft. Höher, immer höher klomm sie, jetzt war sie schon hoch oben in der Dämmerung, und als sie schon glaubte, nicht weiter zu können, erreichte sie endlich das Ende der Treppe. Ein breiter, ebener Raum, dessen felsiges Dach aus irgendwelchen Gründen durch gemauerte Pfeiler gestützt war. Nun hatte sie jeden Sinn für Richtung verloren. Plötzlich kam sie an eine kahle Wand, rannte an derselben entlang, bis sie eine schmale Öffnung erreichte, zu der fünf Stufen führten. Einen Augenblick blieb sie stehen, um ihre Lampe, die sie krampfhaft festgehalten hatte, einzuschalten. Vor ihr war eine Stahltür mit einem großen, eisernen Griff. Die Tür stand halb offen.
    Sie zog sie weiter auf, schlüpfte hindurch, zog sie hinter sich

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